Schrobenhausen
Das Spargelmuseum feiert Geburtstag

Am 13. Mai 1985 stand der Beginn einer Erfolgsgeschichte: Das Europäische Spargelmuseum wurde in Schrobenhausen eröffnet. Am heutigen Mittwoch feiert das vielfach ausgezeichnete Spezialmuseum seinen 35. Geburtstag.

12.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:22 Uhr
Kurz vor der Eröffnung des Museums legte Rudolf Höfler (oben) letzte Hand an das Museums-Schild. −Foto: klaus englert

 

Viele ließen sich von der Idee begeistern und halfen mit: Bürgermeister Josef Höllbauer, gerade 1984 ins Amt gekommen, unterstützte das Vorhaben ebenso wie die Kulturreferentin Marlies Bauer und die Führungsriege des Spargelerzeugerverbandes um "Spargelpapst" Josef Plöckl und Spargelfachberater Sebastian Summerer. Die Gastronomen waren begeistert und so zogen insbesondere Jakob Stief sen, Ludwig Grieser und Helga Wenger, die Chefin des Bauernbräu, voll mit, als es um die Verwirklichung der Idee ging.

Und es gab viele Probleme zu lösen: Man suchte Räumlichkeiten und fand diese im alten Amtsturm beim Pflegschloss. Der Aufgeschlossenheit des damaligen Vorsitzenden des Historischen Vereins, Hubert Klebel, war es zu verdanken, dass der Verein die Räume frei machte und so mit der Planung begonnen werden konnte. Dazu mussten zunächst Exponate beschafft werden. Diese wurden insbesondere von Josef Plöckl und Rolf Schadt für den landwirtschaftlichen Ausstellungsteil organisiert, die ersten Porzellane, Silberbestecke, Kräuterbücher, Spargelgemälde und viele seltene Stücke mehr wurden vom jungen Verein der Museumsfreunde unter Führung von Otto Schöpf, Rudolf Peterke und Klaus Englert aus der gesamten Bundesrepublik beschafft. Das dafür notwendige Geld spendeten die Schrobenhausener Bürger ebenso wie zahlreiche Firmen und insbesondere die Banken vor Ort. Damit konnte ein "kleines, feines Museum" innerhalb kürzester Zeit ausgestattet und der Termin zur feierlichen Eröffnung festgelegt werden: 13.Mai 1985.

Zu dem Festakt kam für die Staatsregierung Bayern Minister Hans Eisenmann und die Einweihung übernahmen der damalige Stadtpfarrer Walter Mixa und Pfarrer Walter Last. Das Medieninteresse war riesig und so berichteten nicht nur zahlreiche Fernsehsender, sondern auch viele Rundfunkanstalten sowie die gesamte Presse bis hin zu Stern, Spiegel und Bild über das Großereignis in Schrobenhausen. Dazu trug auch die Tatsache bei, dass damals nahezu alle Spitzenköche Deutschlands, angefangen bei Eckart Witzigmann bis hin zu Hans-Peter Wodarz, an dem gleichzeitig erschienenen Bildband "Spargel - Geschichte, Anbau, Rezepte" unter Federführung von Klaus Englert und aus der Hand zahlreicher Mitautoren mitgewirkt hatten. Dadurch wurde das Werk zu einem Bestseller, dessen Erlös in die Finanzierung des Museums floss.

So konnten die Freunde Schrobenhausener Museen 1985 nach einer mühevollen Inventarisierung der mittlerweile über 800 Exponate durch Renate und Theo Hilgers die Sammlung der Stadt Schrobenhausen als Geschenk übergeben. Eines, das Früchte trug: Die Besucher kamen in Scharen aus der ganzen Welt, "von Amerika bis Zypern" und so mussten oft lange Schlangen im Pflegschloss-Hof auf den Einlass in den mittelalterlichen Turm aus dem Jahr 1414 warten.

Doch noch hatte das Museum den Charme einer kleinstädtischen Aufmachung und die jährlich im Schnitt 15000 Besucher konnten nur die drei Turm-Räume mit den Schätzen aus der Spargelwelt besichtigen. Das änderte sich dann schnell. Denn die große Medienbeachtung hielt an und nach nur drei Jahren konnte der 50000. Spargelliebhaber von Bürgermeister Höllbauer willkommen geheißen werden.

Schnell hatten auch offizielle Stellen in den Ministerien entdeckt, dass hier eine besonders interessante Materie im Viereck Kultur-Kunst-Kulinarik-Kult wirkungsvoll aufbereitet worden war. Und so entwickelte sich aus dem "Deutschen Spargelmuseum" bis zum Jahr 1991 das "Europäische Spargelmuseum", das für Schrobenhausen zum Aushängeschild geworden ist. Über 500000 Besucher haben mittlerweile den "Stangerlturm" begeistert verlassen, der Europarat hat 1993 das Museum in Portugal als eines der zehn besten Spezialmuseen in Europa ausgezeichnet und Bundespräsident Horst Köhler verlieh dem Museum 2006 den Preis als "Ort im Land der Ideen".

Heute wird die Sammlung durch Kulturamtschefin Claudia Freitag-Mair immer wieder ergänzt und an die modernen museumsdidaktischen Erfordernisse angepasst. So hat die "Lenbach-Stadt" heute auch den Namen "Spargelstadt", was der Graphiker und Holzschnitzkünstler Rudolf Höfler bereits in einer Karikatur im Jahr 1986 mit den Protagonisten Josef Plöckl, Klaus Englert, Kreisheimatpfleger Fritz Ecker und der Spargelkönigin samt Franz von Lenbach ebenso darstellte wie die von ihm ersonnene Spargelbrunnenanlage mit Josef Plöckl und Klaus Englert, die sich seit Jahrzehnten für das Edelgemüse aus dem Schrobenhausener Land einsetzen.

SZ