Pfaffenhofen
Das Schrobenhausen-Gerücht

Das erste Projekt der Bürgerenergie-Genossenschaft war binnen weniger Stunden finanziert

30.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:32 Uhr

Von einem riesigen Interesse an der neu gegründeten Bürgerenergie-Genossenschaft im Landkreis Pfaffenhofen konnte Vorsitzender Andreas Herschmann berichten - Foto: Moser

Pfaffenhofen (SZ) Zwischen Schweinsbraten und einem Weizen schnell die finanzielle Zukunft absichern. So mag es dem ein oder anderen im Pfaffenhofener Stockerstadl am Samstagabend einige Minuten vor dem Start der Gründungsfeier der Bürgerenergie-Genossenschaft (BEG) vorgekommen sein.

Acht Prozent Zinsen?

Schnell verbreiten sich beim Warten auf den Startschuss Gerüchte über die neue Genossenschaft: Von acht Prozent Zinsen hört man es zwischen den Biertischen tuscheln und sind da nicht auch die Schrobenhausener gekommen, um einem die heiß begehrten Anteile wegzuschnappen? Alles reine Gerüchte. Gerüchte, die einem die Wartezeit verkürzen. Zahlen, die einem den Abend versüßen. Man ist gespannt, was Andreas Herschmann, der Vorstandsvorsitzende der BEG, über die Möglichkeiten der neuen Bürgerenergie-Genossenschaft zu berichten hat.

Mit der BEG, erzählt Herschmann, soll die Energieversorgung im Landkreis Pfaffenhofen zurück in die Hand der Bürger gelegt werden. Die Idee hinter der Genossenschaft: Keine internationalen Konzerne oder Großinvestoren sollen in Zukunft regenerative Energieprojekte wie Windkraftanlagen oder Fotovoltaikanlagen bauen. „Wir von der BEG haben den Wunsch, dass so etwas künftig von der Bürgerschaft getragen wird.“ Profitieren können zudem nur Bürger aus dem Landkreis Pfaffenhofen. Dass fremde Investoren oder – wie am Biertisch befürchtet – die Schrobenhausener, einem zuvor kommen könnten, geht nicht. Laut Satzung der Genossenschaft muss ein Mitglied seinen Erstwohnsitz im Landkreis haben.

Die Bürgerenergie-Genossenschaft ist mit ihrer Gründungsfeier im Rahmen des einwöchigen Energiewende-Kongresses gestartet. Nun sammelt sie Geld, um ihre Projekte im Landkreis zu realisieren. Am ersten Abend hat die BEG schon einen Traumstart hingelegt: „Unser erstes Projekt mit der Solaranlage auf dem Dach der Pfaffenhofener Feuerwehr ist voll“, sagt der Vorstandsvorsitzende Andreas Herschmann. Der Genossenschaft ist es damit gelungen, binnen weniger Stunden die benötigten 78 000 Euro für ihr Gründungsprojekt einzusammeln.

Profit und Akzeptanz

Die Akzeptanz für Projekte wie Windkraftanlagen sieht die Genossenschaft steigen, sobald die betroffenen Bürger selbst davon einen finanziellen Nutzen haben. „Wer es anschaut, soll auch davon profitieren“, sagt Oliver Eifertinger, Aufsichtsratsvorsitzender der BEG.

Für ihr erstes Projekt hat sich die Genossenschaft für eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach der Feuerwehr in Pfaffenhofen entschieden. Dafür konnten die Mitglieder Anteile im Wert von mindestens 1000 Euro zeichnen. Die BEG lockt entgegen allen Biertischgerüchten mit Zinsen zwischen vier und 4,5 Prozent auf die Darlehenssumme – abhängig von der produzierten Menge an Strom.

Ein Angebot, das viele Besucher der Gründungsfeier im Stockerstadel sofort nutzten; sie zeichneten eifrig Anteile an der Genossenschaft. Das Gründungsprojekt ist bereits finanziert – und das, obwohl noch nicht einmal alle ausgegebenen Anträge bislang zur BEG zurückgeschickt wurden. Die Frist dafür sei der kommende Freitag, so Herschmann.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Erwartungen der BEG-Verantwortlichen jedenfalls schon einmal voll erfüllt: „Es zeigt, dass das Interesse an der Genossenschaft bei den Bürgern da ist“, sagt Andreas Herschmann. Die ersten Landkreiseinwohner hätten bereits erkannt, welchen Vorteil die Energiewende für sie bieten kann.

So schnell möglich wurde das erste Projekt der BEG durch eine Vorfinanzierung der Stadt Pfaffenhofen. Die hatte den Bau der Fotovoltaikanlage auf dem Feuerwehrdach noch im vergangenen Jahr beauftragt, mit dem Ziel, die Anlage anschließend an die BEG zu verkaufen. Die Stadt sei ein wichtiger Schlüssel für die Energiewende, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende der BEG, Oliver Eifertinger. Ihre Grundstücke und Gebäude könnten in Zukunft für weitere Projekte der BEG genutzt werden. Das Gründungsprojekt ist finanziert, die BEG plane nun schon an den nächsten Investitionen in grüne Energietechnologie, so Vorstandsvorsitzender Herschmann „Wir werden bald die Werbetrommel für einen Solarcarport am Bahnhof rühren.“