stadtgeflüster
Das schreibt man mit I wie...Dings

09.05.2021 | Stand 16.07.2021, 3:34 Uhr

Reden wir doch mal über das MKKD.

Heute nicht, es ist eh schon schlimm genug, dass wieder Montag ist, sagen Sie? Nun, es ist was - Positives. Indem es nämlich so ist: So viel Steuergeld können wir gar nicht im Donausand verbuddeln, dass nicht noch genügend übrig ist für Projekte wie beispielsweise das da: Seit vergangenen Herbst hat sich das Deutsche Institut für Normung die Buchstabiertafel zur Brust genommen. Sie wissen schon: "A wie Anton, B wie Berta, C wie Cäsar", und so weiter. Apropos: Wer erinnert sich noch an "Auf Los geht's Los" mit Blacky Fuchsberger? Das "A-Z-Spiel"? Großer Sport. Aber das nur nebenbei. Denn der wahrhaft große Sport findet in besagtem Institut statt - wie aus einer Äußerung der Institutsmitarbeiterin Julia Pinnig leicht herauszulesen ist: "Wir sind bei der Überarbeitung der DIN 5009 im Plan und rechnen mit einer Veröffentlichung des Entwurfs im dritten Quartal des Jahres. " Mit "DIN 5009" ist auch die Buchstabiertafel gemeint. Und an ihr arbeiten laut Auskunft des Instituts ein gutes Dutzend Experten etwa aus Bildung und Ausbildung, von Versicherungen oder Postunternehmen. Ein gutes Dutzend! Experten! Braucht ein Jahr! Um zu überlegen, ob man für den Buchstaben B etwa künftig vielleicht Berlin nimmt - oder doch lieber Breitenbrunn, Burglengenfeld oder Biesenhard. Geiler Job! Denn dass es Städtenamen sein sollen, so viel ist zumindest klar. Weil nämlich eine Buchstabiertafel mit den bisherigen Vornamen aus Sicht der DIN-Normer die kulturelle Diversität der Bevölkerung in Deutschland nicht ausreichend widerspiegelt, heißt es. Außerdem solle die Tafel mehr die reale Lebenswelt abbilden. Ob der nach Bayern zugewanderte Hassan aus Marokko mit Wismar oder Wittstock an der Dosse mehr anzufangen weiß als mit dem bisherigen Wilhelm - hm, keine Ahnung.

Darüber hinaus soll auch dem Umstand Rechnung getragen werden, dass einige Bezeichnungen wie etwa das "Nordpol" für N deshalb in Buchstabiertafel kamen, weil die Nazis damit vorher gebräuchliche jüdische Namen ersetzten - das soll an dieser Stelle nicht vergessen werden, bevor es zu burlesk wird. Also von dem her: Gehen wir über zu Städtenamen.

Und da hat die Ingolstädter CSU-Stadtratsfraktion schon den OB angestupst: Er solle sich beim Deutschen Institut für Normung dafür einsetzen, dass auch Ingolstadt in die Buchstabiertafel kommt - und nicht etwa Städte wie "Ilmenau, Iserlohn oder Illertissen", wie die Christsozialen fleißig ergoogelt haben. "I wie Ingolstadt wäre eine kleine Liebeserklärung an unsere Heimatstadt", wird Alt-OB Christian Lösel in der Mitteilung zitiert. "I wie Irgertsheim aber auch" wird sich manches Bezirksausschuss- oder Gemeinderatsmitglied denken und schon sind wir bei A wie Adelschlag und Z wie Zuchering - und man weiß plötzlich, warum die Norm-Fachleute den ganzen Tag mit Landräten und Gemeinderäten telefonieren müssen und so keinen Schritt weiterkommen.

swy