Ingolstadt (DK) Ohne Brasilianer geht es beim FC Ingolstadt nicht mehr. Seit Januar 2011, als die Schanzer mit dem damals aus Wolfsburg ausgeliehenen Stürmer Caiuby den ersten Treffer aus Südamerika landeten, steht zumindest ein Brasilianer im Kader der Ingolstädter.
Nun soll Linksverteidiger Paulo Otávio als Nächster in die Fußstapfen seiner stets beliebten Landsleute treten und überdies den nach England abgewanderten Österreicher Markus Suttner ersetzen.
"Ich habe immer ein Lächeln im Gesicht. So sind die Menschen in meiner Heimat nun mal", sagt Otávio und bedient gerne das Klischee des stets gut gelaunten Brasilianers. In seinem Fall hat er mit dem Wechsel nach Deutschland außer sich selbst zumindest noch eine wichtige Person glücklich gemacht - seine Mutter. "Meine Mama hat am 20. Juli Geburtstag, und genau an diesem Tag habe ich den Vertrag beim FC Ingolstadt unterschrieben. Sie hat geweint, als ich mit ihr telefoniert und ihr die Nachricht überbracht habe. Sie sagte: ,Das ist das schönste Geburtstagsgeschenk, das du mir machen konntest'", meinte der 1,73 Meter große Linksverteidiger.
Sein Können kann der Linksfuß allerdings noch nicht zeigen. Aufgrund einer Verletzung am rechten Knie, die er sich in der Vorbereitung bei seinem bisherigen Verein LASK Linz zugezogen hatte, muss Otávio noch kürzertreten. Gestern absolvierte er zuerst ein individuelles Lauftraining. Am Nachmittag stand der Laktattest auf dem Programm.
Trotzdem ist der Brasilianer zuversichtlich. "In ein paar Tagen bin ich voll dabei", versichert er und zeigt sich von seinem neuen Umfeld begeistert. "Es war ein toller erster Tag, das große Stadion und die neuen Teamkameraden. Es ist ein großer Schritt in meiner Karriere", meint der 22-jährige Mann aus Ourinhos, einem 100 000-Einwohner-Bezirk im Bundesstaat Sao Paulo. Dort lebt seine Familie, zu der neben einer neunjährigen Schwester auch noch mehrere Halbbrüder zählen.
Mit dem LASK, der im nur 7000 Zuschauer fassenden Stadion in Pasching spielt, hat Otávio den Aufstieg in die österreichische Bundesliga geschafft und steuerte dabei in 28 Zweitliga-Spielen 2 Tore und 7 Vorlagen bei. Dass er dort in einer Viererabwehrkette spielte, sieht der Linksverteidiger nicht als Problem. "Ich will attackieren. Mit drei Verteidigern ist das leichter. Außerdem entspricht es meinem Charakter, nach vorne zu gehen", sagt Otávio, der in Österreich Deutsch gelernt hat, sich aber auch auf Englisch verständigen kann. "Hochdeutsch", betont der 22-Jährige. "Darauf hat mein Lehrer Wert gelegt. Den Dialekt habe ich nicht verstanden", sagt Otávio und lacht so herzlich und unbekümmert, wie es eben nur ein Brasilianer kann.
