Das schönste Amt der Stadt Hilpoltstein

12.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:49 Uhr

Eine neue Fahne für die neue Gräfin Inge Benz (2.v.l.) präsentieren Bürgermeister Markus Mahl, Vorgängerin Andrea Stark, Burgfestbürgermeister Ludwig Liebald und Barbara Billmaier (von links). - Foto: Klier

Hilpoltstein (HK) Erwartungsvolle Spannung liegt in der Luft. In der Stadthalle Hilpoltstein findet das traditionelle Burgfestkränzchen statt und Hauptprogrammpunkt ist die Proklamation der Burgfestgräfin 2009. Aber die vielen Gäste müssen sich lange gedulden, bis sie Inge Benz begrüßen dürfen.

Die "Hofkapelle" Just-Fun-Band spielt "It never rains in California" und auch in Hilpoltstein hat es an diesem Abend ausnahmsweise mal nicht geregnet. Edeltraud Stadler und ihr Team haben die sonst so kahle Halle festlich geschmückt. In ihrer Begrüßung stellt Billmaier den bereits 18 Jahre lang tätigen Burgfestbürgermeister Ludwig Liebald heraus. Dieter Popp, der "Motor" des Burgfestes, ist nach längerer Krankheit erfreulicherweise auch wieder mit dabei. Die Lobesworte kommentiert er trocken: "Ich bin bloß g’spannt, was die Barbara bei meiner Beerdigung sagt!" Ewald Kraus, bisher Organisator der Trommlergruppe, übernimmt dort nun das Amt des Hauptmanns.

Burgfestbürgermeister Liebald dankt seinen Helfern, allen voran Barbara Billmaier. Ehrung und Verabschiedung von Albert Mildner, dem bisherigen Trommlerhauptmann, ist der nächste Programmpunkt. Er hatte im Jahr 1980 die Idee von Robert Schmid aufgegriffen und mit acht Trommlern begonnen, wie Bernhard Luft, der neue Organisator, berichtet. Erstmals war man auf dem Trödelmarkt zusammen mit den Marketenderinnen aufgetreten. Bürgermeister Markus Mahl dankt Mildner, dem "Motor des Burgspiels", dafür, dass er auch immer für den nötigen Strom für die Verstärkeranlagen gesorgt hat. Bescheiden erwidert Mildner: "Ich hab‘ halt jetzt die Verabschiedung über mich ergehen lassen. Man muss sich engagieren, wenn sich etwas rühren soll."

In schmucken neuen Trachten ziehen die Bogenschützen ein. Zusammen mit ihren fleißigen Helferinnen hat Petra Tratz diese Kleidungsstücke angefertigt. Seit einem Jahr laufen bei ihr "alle Fäden zusammen", denn sie leitet engagiert die Hilpoltsteiner Kleiderkammer. Kerstin Rupp sorgt für Entwurf und Zuschnitt. Neu dazugekommen ist heuer eine Zunftgruppe mit Weberin, Färberin und Spinnerin, allesamt traditionell gekleidet.

"34 Darstellerinnen der Gräfin können bestätigen, dass das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde liegt", stellt Barbara Billmaier fest. 34 Jahre lang war Willi Honauer gräflicher Pferdeführer und hat den Gräfinnen Reitunterricht erteilt und sie beruhigt. Zuletzt konnte er diesen Dienst seiner Tochter Andrea Stark erweisen, der Burggräfin 2008. Diese erinnert sich nun sichtlich gerührt an den Burgfestsonntag, wo ihr alle zugejubelt haben. "Du bleibst uns im Gedächtnis als Andrea, die Starke", ein Lob von Billmaier, das mit starkem Applaus bestätigt wird.

"Das schönste Amt, das die Stadt Hilpoltstein zu vergeben hat", charakterisiert Billmaier das Amt der Burggräfin. Doch, wem wird heuer diese Ehre zuteil werden? Am Arm von Ludwig Liebald schreitet Barbara Billmaier durch den Saal. Wo werden sie anhalten, um die neue Gräfin abzuholen? Die Spannung steigt. Jetzt gehen sie zur Tür hinaus, kommen wieder, noch eine Runde durch den Saal und wieder zur Tür. Da steht die neu Gekürte. Die 68. Burggräfin heißt Inge Benz. "Vivat!"

Zuerst etwas überrascht, dann aber freudestrahlend lässt sich die 50-jährige Grundschullehrerin durch den Saal geleiten. "Prost, Inge! Prost im Namen der Stadt!" Von der Tribüne verkünden schmetternde Fanfaren die Neuigkeit. Überglücklich und noch mit etwas Gänsehaut, wie sie bekennt, erzählt die frischgebackene Gräfin ihr Warten und Hoffen auf die Ernennung. Seit ihrer Schulzeit ist das Burgfest ein Highlight für sie. Vor 25 Jahren hat sie erstmals am Festzug mitgemacht, die Stimmung dabei hat sie schon immer fasziniert. Heuer kann sie hoch zu Ross die Jubelrufe entgegennehmen. Ihre beiden Töchter werden sie begleiten. Jetzt wird die neue Gräfinnenfahne gehisst. Die Bettler- und Zigeunergruppe hat fleißig gesammelt, da die gestohlene alte Fahne nicht wieder aufgetaucht ist. Die Näherinnen der Kleiderkammer haben ganze Arbeit geleistet und auch gleich eine zweite Fahne zum Mit-nach-Hause-Nehmen für die Gräfin angefertigt. Über 20 Trommeln und Fanfaren intonieren machtvoll die Dorothea-Maria-Hymne und da "sintemale fürstliche Gnaden den Tanz sehr liebten" beschließen die Ehrentänze den offiziellen Teil des Abends.