Hilpoltstein
Das rote Leben, der graue Tod

Gemeinschaft fränkischer Künstlerinnen zeigt Jahresausstellung in der Hilpoltsteiner Residenz

05.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:20 Uhr

Gedok, eine Gemeinschaft fränkischer Künstlerinnen, zeigt bei ihrer Jahresausstellung ein breites Spektrum ihrer Werke - Foto: Frank

Hilpoltstein (HK) „Reibungsfelder I“ heißt die Jahresausstellung von Gedok, einer Gemeinschaft von fränkischen Künstlerinnen, die derzeit in der Hilpoltsteiner Residenz ein breites Spektrum ihrer Werke zeigt.

Die Malereien, Zeichnungen, Skulpturen und Installationen repräsentieren ein außergewöhnliches Spektrum von Arbeiten. Sehenswert ist unter anderem die Installation „Drei goldene Bücher“ von Elisabeth Hochleitner, bei der sich ein Löffel wie bei einer Suppe durch die Seiten bohrt. Unbeantwortet bleibt dabei die Frage, ob die Künstlerin Literatur als Nahrung sieht.

Faszinierend zudem eine teilcolorierte Aktzeichnung einer Frau, die gleichermaßen sinnlich und provokativ an einem Lolli lutscht. Die „Selbstinszenierung“ von Barbara Graber besticht durch die mit wenigen Strichen skizzierte Mimik, die lebhaft abstehenden, gesträhnten Haare und die eigenwillige Hervorhebung der Augenbrauen.

Csilla Wenczel zeigt dagegen unter dem Titel „Rostspuren“ einen faszinierenden Ecoprint, ein Druckverfahren, bei dem die Farbe von Pflanzen durch Druck, Dampf und Hitze auf ein Trägermaterial, wie hier Seide, übertragen wird. Und wirklich schimmert die Arbeit wie eine verrostete Stahlplatte, so dass der Besucher der Ausstellung erst einmal nahe herantreten muss, um zu sehen, dass es sich hier nicht um Metall handelt. Der Effekt erinnert denn auch an eine nicht benannte und Arbeit von Pia Morgenthum. Hier sind auf einer verwitterten und oxidierten Kupferplatte leichte, wie mit dem Finger aufgetragene Zeichen zu erkennen.

„Ein rotes Leben gelebt, einen grauen Tod gestorben“: Dieser zum Nachdenken anregende Satz findet sich auf der von Walburga Popp stammenden Collage „Reibungsstoff auf Rot“ in Form eines Kleides, das wie ein farbenprächtiges Totenhemd an ein verblühtes Leben zu erinnern scheint. „Spur des Lebens ist dagegen ein Werk von Anita Franz, das durch verkohlte Holzfragmente fasziniert, die jedoch zu dem haltenden Sockel nicht recht passen wollen. Einen zweiten Blick wert sind zudem die Werke Capriccio 1 und 2 von Irene Kratz, die Kartons mit flächigem Farbauftrag so faltet, als ob sich der Maluntergrund wie Höhenlinien einer Karte dem Besucher entgegenrecken.

Die insgesamt 59 Werke der 30 Künstlerinnen sind noch bis zum 28. Juni zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen. Sonntags um 11 Uhr finden jeweils Führungen statt.