Das Requiem beschert Mozart Unsterblichkeit

13.09.2006 | Stand 03.12.2020, 7:32 Uhr

Bergen (DK) Das Mozart-Requiem in d-Moll (KV 626) und Mozarts Klarinettenkonzert in A-Dur (KV 622) werden am 15. Oktober um 16 Uhr in der Klosterkirche in Bergen aufgeführt. Die Entstehungsgeschichte des Requiems hat seit jeher die Fantasie vieler Musikfreunde beflügelt.

Bald nach Mozarts Tod hat sich jenes allzu romantische Bild in den Köpfen der Nachwelt manifestiert, wie das sterbende Genie von einem geheimnisvollen Boten aus dem Jenseits den Auftrag zu einer Totenmesse erhält und daran bis zum letzten, fieberumnachteten Atemzug Anfang Dezember 1791 arbeitet.

Demgegenüber steht die eher nüchterne Prosa der tatsächlichen Entstehungsgeschichte des Requiems: Im Juli 1791 erhielt Mozart tatsächlich über einen Boten von Graf Walsegg zu Stuppach den Auftrag zur Komposition einer Totenmesse, die dieser – freilich als Eigenkomposition – zu den Trauerfeierlichkeiten seiner Frau aufführen wollte.

Bis zu seinem Tod am 5. Dezember 1791 hatte Wolfgang Amadeus Mozart lediglich den Eröffnungssatz des Introitus (Requiem aeternam) mit allen Orchester- und Vokalstimmen niedergeschrieben. Das folgende Kyrie und der größte Teil der Dies-irae-Sequenz waren nur in den Gesangsstimmen und dem Continuo fertig gestellt, darüber hinaus waren verschiedentlich einige wichtige Orchesterpartien kurz skizziert. Der letzte Satz der Sequenz, das Lacrimosa brach nach acht Takten ab und blieb unvollständig. Sanctus mit Benedictus, Agnus Die und Communio fehlten vollständig.

Nach Mozarts Tod sah sich nun seine mittellose Witwe Constanze gezwungen, die Vollendung des Werkes in fremde Hände zu legen, um sowohl die Vorauszahlungen nicht zurückzahlen zu müssen, als auch, um die zweite Hälfte der Kaufsumme zu erhalten.

So landete die Partitur nach einigen Zwischenstationen bei F. X. Süßmayr, einem jungen Komponisten und Mozartschüler, der aus Gesprächen mit ihm über Mozarts weitere Pläne mit dem Requiem informiert war und der das Werk auch schließlich vollendete.

Da die neu hinzugekommenen, von Süßmayr stammenden Teile deutliche motivische Bezüge zum von Mozart stammenden Notentext haben und außerdem Anlehnungen an andere Kompositionen Mozarts entdeckt wurden, wird häufig angenommen, dass Süßmayr oder andere an dem Werk beteiligte auf mündliche oder schriftliche Hinweise Mozarts zurückgreifen konnten.

All das mindert nichts an der Genialität der Musik Mozarts: Neben die ausgereifte Satzstruktur, die den Mozart der späten Symphonien und des Klarinettenkonzerts kennzeichnen, tritt hier eine sonst bei Mozart nicht gekannte überwältigende Strenge und tiefe Ernsthaftigkeit, die auch vor archaischen Satzschlüssen nicht zurückschreckt und den Einfluss der Vorbilder Bach und Händel erkennen lässt.

Das Mozart-Requiem ist besetzt mit vier Vokalsolisten (Sopran: Siglinde Damisch-Kusterer, Alt: Doris Deininger, Tenor: Gerhard Werlitz und Bass: Markus Hauser), vierstimmigem Chor (Neuburger Liederkranz und Neuburger Madrigalchor) und einem kleinen klassischen Orchester (Kammerorchester Dieter Sauer). Die Gesamtleitung obliegt Stadtkapellmeister Alexander Haninger.

Die Uraufführung von Mozarts Requiem fand im Plural statt:

Es gibt Hinweise auf eine fragmentarische Erstaufführung noch bevor das Werk überhaupt fertig gestellt war, nämlich am 10. Dezember 1791 im Zusammenhang mit den Exequien für Mozart, die Emanuel Schikaneder in der Michaelerkirche zu Wien abhalten ließ. Doch dies ist ziemlich umstritten.

Fest steht, dass die Uraufführung des Gesamtwerkes am 2. Januar 1793 im Saal der Restauration Jahn in Wien stattfand, wo Mozart seinen letzten Auftritt als Pianist gehabt hatte. Sie wurde veranstaltet von Gottfried van Swieten im Rahmen eines Benefizkonzertes für Constanze Mozart und ihre Kinder. Die Aufführung scheint sich auf Kopien gestützt zu haben, die Constanze Mozart und Süßmayr vor der Ablieferung der Partitur hatten anfertigen lassen. Vermutlich geschah dies ohne das Wissen des Auftraggebers Walsegg-Stuppach, der die eigentlichen Rechte daran besaß.

Erst am 14. Dezember 1793 kam es in der Kirche des Neuklosterstifts in Wiener Neustadt zur ersten legalen Aufführung und zwar mit der ursprünglichen Zweckbestimmung: Als Seelenmesse für die verstorbene Frau Walsegg-Stuppach, die der Auftraggeber selbst dirigiert haben soll. Er benutzte dazu eine Partiturabschrift, in die er sich selbst als Autor hatte eintragen lassen.

Wolfgang Amadeus Mozart lernte 1777 das Instrument der Klarinette kennen, als er während eines Aufenthalts in Deutschland mit dem berühmten Mannheimer Orchester in Berührung kam. Fortan gehörte das Holzblasinstrument zur Stammbesetzung seiner Orchesterpartien. Für es schuf er in der letzten Zeit seines kurzen Lebens das Klarinettenkonzert in A-Dur (KV 622). Wie vielen Werken aus Mozarts letzter Schaffensperiode, ist auch dem Klarinettenkonzert ein seltsam wehmütiger, von leiser Traurigkeit erfüllter Grundton zu Eigen. Markus Haninger wird als Klarinetten-Solist auftreten.

Das Konzert dauert etwa eineinviertel Stunden. Karten gibt es im Vorverkauf ab 15. September im Neuburger Bücherturm, Telefon (08431) 642392 und an der Konzertkasse. Die Karten kosten 15, 12 und 8 Euro. Schüler und Studenten erhalten 50 Prozent Ermäßigung. Die Sitzreihen sind nummeriert.