"Das rechnet sich nicht"

10.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:12 Uhr

Wenig einladend wirkt der Marktplatz in Eysölden. Eine Neugestaltung des Platzes soll im Zuge eines Dorferneuerungsverfahrens in Angriff genommen werden. - Foto: Karch

Thalmässing (HK) Eine umfassende Information über die Vor- und Nachteile einer einfachen Dorferneuerung wie sie das ALE für Eysölden und Pyras angeboten hat, gab bei einem Informationsabend ALE-Abteilungsleiter Richard Kempe.

Sein Fazit nach der Vorstellung aller Kriterien: "Eine einfache Dorferneuerung wäre nur dann interessant, wenn im Verfahren die Maßnahmen dominieren, deren Kosten nicht anteilig auf die Anlieger umgelegt werden müssen." Da dies aber zumindest in Eysölden nicht der Fall sein wird, riet Baudirektor Richard Kempe den Bürgern, sich gründlich zu überlegen, ob man eine einfache Dorferneuerung wählen soll. "Ich meine, das rechnet sich nicht."

Ins Gespräch gebracht wurde diese einfache Dorferneuerung, weil die CSU Thalmässing mit einer Unterschriftenaktion bei Landwirtschaftsminister Helmut Brunner darauf gedrängt hatte, eine Dorferneuerung in Eysölden und Pyras möglichst schnell einzuleiten. Der Marktgemeinderat hatte 2004 beschlossen, dass die Dorferneuerung in diesen beiden Orten Priorität vor einem Verfahren in den Juradörfern Reinwarzhofen, Ruppmannsburg, Reichersdorf, Waizenhofen, Landersdorf und Göllersreuth haben solle. Für diese Dörfer war die Dorferneuerung bereits 1990 beantragt worden, für Eysölden und Pyras erst 13 Jahre später. Als Grund für diese gewünschte Verschiebung war die Fülle der anstehenden Maßnahmen, beispielsweise die Straße um das Schloss in Eysölden oder auch die anstehende Erneuerung der Ortsdurchfahrt in Pyras genannt worden.

Baudirektor Richard Kempe hatte am 9. Dezember 2008 in einer Sitzung des Marktgemeinderates die Möglichkeit einer einfachen Dorferneuerung vorgestellt. Die wäre zwar heuer noch möglich, allerdings nur mit begrenzter Aufgabenstellung, einem auf 250 000 Euro gedeckelten Investitionsrahmen pro Dorf und höheren Anliegerbeiträgen. Wenn man von Anliegerbeiträgen in Höhe von 70 Prozent ausgeht, wie sie in der Satzung der Marktgemeinde bei einem Zweitausbau für Anliegerstraßen vorgesehen sind, müssten bei einem umfassenden Verfahren die Anlieger von einer Investitionssumme von 100 000 Euro 35 000 Euro aufbringen, bei einem einfachen Verfahren wären es rund 70 000 Euro. Diese größere Belastung der Anlieger war vielen Markträten in der Sitzung im Dezember aber entgangen. So bezeichnete CSU-Fraktionsvorsitzender Michael Kreichauf die einfache Dorferneuerung an diesem Abend noch als "gangbaren Weg". Erst nach der Sitzung, in der Bürgermeister Georg Küttinger bereits auf den Pferdefuß der höheren Anliegerbeiträge aufmerksam gemacht hatte, fingen einige Markträte zu rechnen an. Das Ergebnis: Eine einfache Dorferneuerung käme den Anliegern teuerer, und gerade das wollte man ja immer verhindern. Die Erneuerung der Straße um das Schloss war immer geschoben worden – mit dem Verweis auf eine Dorferneuerung, die den Anliegern Geld sparen würde.

250 Orte auf Warteliste

"Ich empfehle dem Marktrat eine gründliche Diskussion", riet Kempe am Montagabend. Entscheidet man sich für eine einfache Dorferneuerung, ist der Weg zu einer umfassenden Dorferneuerung auf Jahre blockiert. Das Amt für Ländliche Entwicklung, dessen Personalstand halbiert wurde, arbeitet derzeit nämlich die Anträge ab, die vor 20 Jahren gestellt wurden. Und da sei es nicht vermittelbar, wenn Eysölden und Pyras, in denen vor Jahren schon einmal eine – wenn auch nicht mit dem heutigen Standard vergleichbare – Dorferneuerung durchgeführt wurde, eine einfache Maßnahme und dann auch noch eine umfassende genehmigt bekomme. "In Mittelfranken stehen 250 Dörfer auf der Warteliste", machte Kempe die Dimension deutlich. Sein Appell: "Warten Sie halt noch a bissl ab." Der Vorschlag seines Amtes: "Wenn wir in etwa fünf Jahren die Zweitverfahren einleiten, dann sind Eysölden und Pyras sofort dran."

Laut Kempe eilt die Entscheidung nicht, weil zumindest für die nächsten zwei Jahre ausreichend Landesmittel für die einfache Dorferneuerung zur Verfügung stehen. Die kann auch dann heuer noch eingeleitet werden, wenn sie erst im April beantragt wird. Zu dieser einfachen Dorferneuerung tendieren eher die Pyraser, die sich in den vergangenen Wochen zu zwei Versammlungen getroffen haben, wie stellvertretende Bürgermeisterin Ursula Klobe berichtet. Sie hätten gern einen Dorfplatz, einen Gehweg und ein Buswartehäuschen. Ein Gehweg, der das Neubaugebiet mit dem Ort verbindet, würde aber laut Kempe in keinem der Verfahren bezuschusst.