Neuburg
Das Rathaus in der Ferne

Die Mitarbeiter der Verwaltungsgemeinschaft Neuburg betreuen die Bürger von Rohrenfels und Bergheim

28.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:52 Uhr

Eingespieltes Team: Die Mitarbeiter der Verwaltungsgemeinschaft Neuburg, hier Kämmerin Linda Graf (v.l.), Monika Scheller vom Einwohnermeldeamt und Geschäftsleiter Josef Lux, sind seit der Gebietsreform für die Bürger der beiden Gemeinden Bergheim und Rohrenfels zuständig. Derzeit befindet sich die Behörde noch im Alten Neuhof in Neuburg. Ein Umzug in den nächsten beiden Jahren ist aber aus Platznot nötig. - Fotos: Janda

Neuburg (DK) Sie dient als eine Art zweites Rathaus in der Stadt: Die Verwaltungsgemeinschaft Neuburg befindet sich mitten im Zentrum, betreut aber die Bürger der beiden Nachbargemeinden Bergheim und Rohrenfels. Kurz vor ihrem 40. Jahrestag steht die Behörde außerdem vor einem Umzug - aus Platznot.

Ist sie nun ein Relikt aus den Zeiten der Gebietsreform oder die Gemeindeverwaltung der Zukunft? Diese Frage stellt sich Josef Lux immer wieder mal. Und darüber ließe sich sicherlich trefflich streiten, wie der Leiter der Verwaltungsgemeinschaft Neuburg weiß. Denn einerseits ist die Minibehörde für gerade mal rund 3400 Menschen zuständig, andererseits vereint sie aber zwei Gemeinden in ihrem Gebiet - eine Regionalverwaltung also. "Ob dieses Modell ewig bestehen wird, ist meiner Meinung nach aber fraglich", findet Lux.

Dieses Modell - das bedeutet im Falle der Verwaltungsgemeinschaft eine Art Rathaus für die Gemeinden Bergheim und Rohrenfels. Es bedeutet auch nahezu alle Leistungen einer ganz normalen Gemeindeverwaltung. "Einzig beim Standesamt unterstützt uns die Stadt Neuburg", erklärt Lux, der seit zwölf Jahren als Geschäftsleiter fungiert. Vom neuen Personalausweis über die Ummeldung bis hin zum Bauantrag fürs Eigenheim - all das können die Rohrenfelser und Bergheimer bei Lux und seinen insgesamt neun Kollegen erledigen. Die einzige Einschränkung: Um ihre Verwaltung zu erreichen, müssen sie einige Kilometer Fahrtstrecke auf sich nehmen. Vor der eigenen Haustüre gibt es für die Bürger lediglich die Sprechstunden mit ihren Gemeindeoberhäuptern.

Ausschlaggebend für die Gründung am 1. Mai 1978 war das Ziel, die Eigenständigkeit der kleinen Gemeinden aufrechtzuerhalten. Alleine wäre das im Zuge der Gebietsreform im Freistaat kaum möglich gewesen. Damals gehörten neben Bergheim und Rohrenfels auch noch Oberhausen und Weichering zu dem Zusammenschluss; beide verließen die Gemeinschaft jedoch ein Jahr später wieder zugunsten ihrer Selbstständigkeit. "Im Grunde genommen sind wir ein Dienstleister für die beiden Gemeinden", umreißt Lux das Aufgabengebiet der oftmals nur unter der Abkürzung VG bekannten Verwaltungsgemeinschaft. Ein Sonderfall im Landkreis sind er und seine Kollegen übrigens nicht: Ebenfalls 1978 gründete sich im Süden die Verwaltungsgemeinschaft Schrobenhausen, der heute noch die Gemeinden Berg im Gau, Brunnen, Gachenbach, Langenmosen und Waidhofen angehören; Aresing verließ den Bund 1979.

Dass die Behörde - ebenso wie die in Schrobenhausen - nicht in einer der zugehörigen Kommunen angesiedelt ist, hat mehrere Gründe. Zunächst liegt das Neuburger Stadtgebiet genau in der Mitte zwischen Bergheim und Rohrenfels. Das war bei der Gründung mit damals noch vier Gemeinden so. Und das ist auch heute noch der Fall. Ein weiterer Grund liegt in der Gleichbehandlung. "Den Sitz nach Bergheim oder Rohrenfels zu verlegen, würde nur zu Unzufriedenheit in der anderen Gemeinde führen", warnt Lux vor diesem Schritt.

Mitreden können die Mitgliedsgemeinden dennoch. Eine Gemeinschaftsversammlung fällt Entscheidungen, welche die Verwaltung betreffen. Vorsitzender ist derzeit der Bergheimer Bürgermeister Tobias Gensberger, Stellvertreter das Rohrenfelser Gemeindeoberhaupt Wigbert Kramer. Dazu kommen jeweils zwei Gemeinderäte aus beiden Kommunen.

Einfach zu erklären ist all das freilich nicht, wie Lux und seine Kollegen aus Erfahrung wissen. "Oft werden wir mit der Stadt Neuburg verwechselt, vor allem am Telefon." Und auch den Irrtum, dass es sich bei der Verwaltungsgemeinschaft um das Landratsamt handelt, muss das Personal immer wieder richtigstellen. "Unsere Bürger hingegen kennen uns." Eine Tatsache, die der 61-Jährige und seine Mitarbeiter beim täglichen Parteienverkehr zu spüren bekommen. Dieser läuft ab wie in jeder anderen Verwaltung auch; mal kommen mehr Bürger, mal weniger. "Und manchmal kommt einen ganzen Tag lang auch niemand."