Thalmässing
Das Rad darf mit ins Gästezimmer

Waldemar Suchanek übernachtet während des Triathlons schon seit 1990 in Thalmässing

13.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:04 Uhr

Schüsselweise Kartoffeln und ein großer Topf Gemüse: Waldemar Suchanek hat eine ganz spezielle Art von Doping für den Triathlon. Seine Frau Irmgard (links) und Rita Kayr helfen bei der Vorbereitung der »Sportlernahrung«. So gerüstet hat er am Sonntag eine Zeit von 10:47:57 Stunden geschafft - Foto: Karch

Thalmässing (HK) Es ist 18.30 Uhr und Waldemar Suchanek muss jetzt bald essen. Nicht nur, weil er jetzt langsam Hunger bekommt, sondern auch, damit er die Unmengen Kartoffeln und Gemüse, die er mit seiner Frau Irmgard und Rita Kayr gerade schnippelt, auch rechtzeitig vor dem Wettkampf verdauen kann. „Fünf Kilo Kartoffeln brauche ich sonst im ganzen Monat“, sagt Rita Kayr mit einem amüsierten Lächeln. Aber sie wundert sich nicht, schließlich kennt sie Suchanek und seinen speziellen Ernährungsplan schon viel zu lange.

„1990 waren Waldemar und seine Frau die ersten Gäste in unseren neuen Fremdenzimmern“, erzählt Kayr, die erst kurz zuvor mit ihrem Mann den Landgasthof zum Pyraser übernommen hatte. Und dabei war der Aufenthalt des Ehepaars aus Kirchheim unter Teck eigentlich in einem anderen Gasthaus geplant. Das war aber überbucht, und deshalb landete es im Landgasthof. Und damit in der damaligen Triathlon-Hochburg Thalmässing. „Das war besser als ein Sechser im Lotto.“

Bei den Kayrs durfte Waldemar Suchanek in der großen Küche der Gastwirtschaft werkeln („Ich ess ja Superbenzin und kein Diesel“), konnte feststellen, dass eine Lammkeule gut in seinen Ernährungsplan passt, und erntete auch kein Kopfschütteln, wenn er sein Fahrrad mit aufs Zimmer nahm. „Wenn das einer mitnimmt, kann ich nicht starten. Dann war das ganze Training umsonst“, sagt er mit einem Verständnis heischendem Lächeln.

Heute steht das Fahrrad während des Triathlonwochenendes im Wohnzimmer von Rita Kayr. Die ist schon lange nicht mehr die Wirtin im Pyraser, Waldemar Suchanek und seine Frau Irmgard sind aber mit ihr mitgewandert. Erst in eine Wohnung am Marktplatz und danach in ein Reihenhaus im Siedlungsgebiet. „Wir sind hier wie daheim“, sagt Irmgard Suchanek. Und auch die Fanclubs von Waldemar Suchanek haben bereits hier übernachtet. Die haben Thalmässing auch schon in den 90er Jahren und Anfang dieses Jahrtausends unsicher gemacht, als auch aus Thalmässing selbst noch viele Athleten beim Ironman und ab 2002 beim Challenge an den Start gegangen sind. Da gab es dann vor dem Wettkampf eine Nudelparty, danach einen großen Finisherabend im Saal des Gasthauses und schließlich am nächsten Morgen ein Finisherfrühstück. „Da habe ich dann alles gegessen“, erinnert sich Waldemar Suchanek.

Auch damals schon hat der 58-jährige Lehrer den Wettkampf sehr ernst genommen und dafür immer vordere Plätze in den jeweiligen Altersklassen erreicht. Vor zwei Jahren war er mit 10:22 Stunden sogar Deutscher Meister seiner Klasse. Als beste Zeit hat er 9:02:36 in seiner Vita stehen. Andere Sportler haben den Wettkampf nicht so wichtig genommen, wie Rita Kayr mit einem Schmunzeln erzählt und an den Australier erinnert, der immer vier Wochen zu Gast war und trainiert hat. Er hat es geschafft, nach dem Triathlon noch zwei Italienerinnen mit aufs Zimmer zu nehmen ...

Auch wenn Waldemar Suchanek jetzt nur noch alle zwei Jahre beim Challenge mitmachen will, tut das seiner Begeisterung für die Rother Veranstaltung keinen Abbruch. Er hatte sich schon für Hawaii qualifiziert und auch in Nizza an einem Ironman teilgenommen. „Hawaii ist einsam“, kommentiert der 58-Jährige. „Und nirgends ist die Logistik so gut wie in Roth“, ergänzt seine Frau.

2017 werden die beiden deshalb wieder bei Rita Kayr aufschlagen. Die freut’s, denn „das ist auch ein Highlight für mich“. Vielleicht halten ja die beiden roten Luftballonherzen mit der Zahl 25, die die Suchaneks heuer mitgebracht haben, bis dahin.