"Das Priesteramt war die absolut richtige Berufswahl"

10.07.2008 | Stand 03.12.2020, 5:46 Uhr

Beilngries (DK) Am 29. Juni 1958 spendete Bischof Joseph Schröffer im Eichstätter Dom Wolfgang Kindler das Sakrament der Priesterweihe. Seine Primiz feierte der Neupriester am 13. Juli in Beilngries. Tausende Gläubige empfingen nach dem Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche, bei dem Professor Rudolf Graber, der spätere Bischof von Regensburg, die Predigt hielt, den Primizsegen. Am kommenden Sonntag feiert die Pfarrei Beilngries mit dem Ruhestandspfarrer Wolfgang Kindler (76) dessen Goldenes Priesterjubiläum. Der Festgottesdienst beginnt um 10 Uhr.

Wolfgang Kindler wurde in Teschen im heutigen Tschechien geboren, Nach Kaplansjahren in Dollnstein, Pleinfeld, Nürnberg-Reichelsdorf und Ornbau wurde er 1971 Pfarrer in Wappersdorf-Mühlhausen und ab 1984 zugleich Pfarrer von Sulzbürg. Seit 1996 lebt er im Ruhestand in Beilngries.

Wolfgang Kindler ist ein Heimatvertriebener. "Ich bin als armer Flüchtling 1946 mit meiner Mutter und meinen zwei Schwestern in diese Gegend gekommen, zuerst ins Flüchtlingslager Erasbach, anschließend nach Beilngries. Mein Vater wäre wenige Tage vor Kriegsende in Obermässing beinahe ums Leben gekommen. Bei der Rückführung von französischen Kriegsgefangenen wurde ihm von einem Tiefflieger das rechte Bein zerschossen. Im Lazarett in Plankstetten wurde er behandelt und das zerschossene Bein amputiert. In Beilngries wurde uns eine kleine Wohnung im alten Schulhaus auf der Eierwiese zugeteilt", erinnert sich der Priesterjubilar in einem Gespräch mit dem DONAUKURIER.

In seiner neuen Heimat fand der intelligente und gläubige Mann, der "eigentlich Lehrer werden" wollte, schnell Förderer. Er lernte Stadtpfarrer Josef Pilland "als besten Prediger, den ich je gehört habe", kennen. Der Ruhestandspfarrer Kaspar Zwicker schickte Kindler zu dem Priester Dr. Michael Betz, einen gebürtigen Haunstettener, der den "Flüchtling" auf den Priesterberuf vorbereitet. Im Jahr 1949 bestand Wolfgang Kindler die Aufnahmeprüfung in Eichstätt, 1952 machte er das Abitur. Nach dem Hochschulstudium in Eichstätt wurde er am 29. Juni 1958 zum Priester geweiht.

"Das Priesteramt war die absolut richtige Berufswahl. Die ganze Seelsorge hat mir gut gefallen, der Umgang mit den Kindern war schön. Ich habe mich als Seelsorger immer selber um die Kommunionklassen gekümmert", sagt Kindler. Schade findet der Geistliche, "dass heute in der Schule der Glaube nicht mehr so ernst gelehrt wird wie früher. Insgesamt mache die Globalisierung "alles noch komplizierter". Zu beklagen sei der akute Priestermangel. Früher habe es "in jedem Kaff" einen Geistlichen gegeben, heute herrsche Seelsorgernotstand. Deshalb wünscht sich der Ruhestandspfarrer, der seit 1996 im Benefiziatenhaus in der Pfarrgasse wohnt und den Stadtpfarrer tatkräftig unterstützt, zum Goldenen Priesterjubiläum ganz besonders, "dass sich mehr junge Menschen für den Priester- und den Ordensberuf entscheiden und der Glaube wieder gestärkt wird".

Beilngries hat nach Ansicht des 76-Jährigen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine große Entwicklung erlebt. "Am Aufschwung haben auch die Flüchtlinge mitgewirkt – und auch für Blutauffrischung gesorgt", sagt Wolfgang Kindler. Beilngries sei eine schöne und lebenswerte Stadt. Der Tourismus präge das Stadtbild. Kindler: "Man braucht sich nur das wunderschöne Bilderbuch des Fotografen Karl Westermeier anzuschauen und man sieht, welche positive Entwicklung Beilngries gemacht hat."

Dankgottesdienst

Der festliche Dankgottesdienst zum Goldenen Priesterjubiläum beginnt am Sonntag um 10 Uhr in der Pfarrkirche St. Walburga. Es zelebrieren neben dem Jubilar Pater Alfred Hiller, der aus Brasilien angereist ist, Pater Godehard Schuster von der Abtei Plankstetten und Pater Joseph Alangattukaran. Pater Godehard hält die Festpredigt. Mitgestaltet wird der Festgottesdienst vom Kirchenchor. Pfarrer Kindler stellt die Kollekte des Gottesdienstes der Kirchenstiftung zur Verfügung, die mit einem angemessenen Betrag Pater Alfred Hiller in Brasilien unterstützen wird. Alle Pfarrangehörigen sind zum Festgottesdienst eingeladen.