Neuburg
"Das passt gar nicht"

CSUler sehen Wechsel an der Parteispitze mit gemischten Gefühlen

05.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:18 Uhr

Neuburg (DK) Der bevorstehende Wechsel an der CSU-Spitze löst bei den Parteimitgliedern im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen nicht unbedingt Jubelstürme aus.

Wir haben vor der Stafettenübergabe von Horst Seehofer auf Markus Söder mit den hiesigen Delegierten gesprochen, die den scheidenden Vorsitzenden vor einem Jahr ins Amt gehievt hatten.

Der 16. Dezember 2017 wird vielen CSU-Anhängern noch lange in Erinnerung bleiben. Denn damals wählten die Delegierten in Nürnberg zum letzten Mal Horst Seehofer an die Spitze der Partei. Mit dabei waren auch mehrere Kommunalpolitiker aus dem Kreis Neuburg-Schrobenhausen. Bei ihnen herrscht gut ein Jahr später ein gewisses Bedauern über den bevorstehenden Abschied des Ingolstädters - und auch über die Art und Weise des Abgangs. Immerhin hatte Seehofer den Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen in den vergangenen Jahren auch als Abgeordneter im Landtag vertreten.

"Ich finde das alles nicht okay", sagt Alfred Lengler. Der CSU-Kreisvorsitzende aus Gachenbach erinnert an die großen Leistungen Seehofers. "Doch plötzlich wissen viele nicht mehr, was gestern war. " Gleichzeitig sieht er im scheidenden Parteichef nach wie vor den richtigen Mann im Amt des Bundesinnenministers. "Er hat im Asylstreit in Berlin nicht nachgelassen, daher ist er der richtige für dieses Amt", findet Lengler. Das sieht auch der Landtagsabgeordnete Matthias Enghuber so, dem zufolge Seehofer der Partei und dem Land als Innenminister "gut tut". Dass die anderen EU-Staaten nach Jahren ohne Miteinander nun bereit sind, die Flüchtlingsproblematik anzugehen, sei Seehofers Verdienst, sagt der Neuburger. Rita Schmidt, CSU-Ortsvorsitzende in Karlshuld, stößt ins selbe Horn. "Er ist der einzige, der in der Flüchtlingskrise einen klaren Weg gegangen ist", findet sie. Andere Politiker hätten sich dabei nur weggeduckt.

Stefan Kumpf kann die heutige Sicht auf Seehofer nicht nachvollziehen. "Plötzlich ist er an allem schuld", so der Karlskroner Bürgermeister. "Natürlich hätte er eher aufhören können, ihn nun zu verteufeln, passt aber gar nicht. " Das stört auch Mathilde Ahle gewaltig. Die Bürgermeisterin von Langenmosen kennt Seehofer noch aus ihrer Zeit als Kreisbäuerin, als er Landwirtschaftsminister in Berlin war. Ihr Eindruck: "Er hatte immer ein offenes Ohr", so Ahle. Was er alles geleistet habe, werde nun aber ignoriert oder vergessen.

Was sie vom neuen Mann halten sollen, das muss Markus Söder den Delegierten aus Neuburg-Schrobenhausen freilich erst noch beweisen. "Ich werde ihn auf jeden Fall unterstützen, so wie ich Horst Seehofer unterstützt habe und so wie ich ihn mit dem heutigen Wissen wieder unterstützen würde", sagt Kumpf, macht allerdings kein Geheimnis daraus, dass er sich auch CSU-Vize Manfred Weber aus dem Landkreis Kelheim gut an der Parteispitze vorstellen könnte. "Markus Söder ist sicherlich nicht schlechter, sondern einfach anders", meint Rita Schmidt. Sie hofft auf mehr Diskussion in der CSU. "Jeder bekommt eine Chance", findet Mathilde Ahle. Und der Parlamentarier Matthias Enghuber, der in München am engsten mit Söder zusammenarbeitet, sieht auch die Zusammenlegung von Parteivorsitz und Ministerpräsidentenamt als richtigen Schritt. "Die CSU ist damit immer gut gefahren", findet er.

Einzig Alfred Lengler ist da etwas skeptisch. Er hatte sich bereits im Vorjahr skeptisch über Söders Eignung als Ministerpräsident geäußert und in der Folge einen Anruf des Franken erhalten. "Wir haben uns ausgesprochen", sagt Lengler nur dazu. Und: "Jetzt hat er seine Chance, die sollten wir ihm geben. " Kein gutes Haar lässt er allerdings am Kreuzerlass Söders. "Für so etwas brauche ich keinen Auftrag von oben. " Und auch mit der Einheit der beiden Ämter kann der Gachenbacher sich nicht so recht anfreunden. "Wenn er jetzt Pech hat, muss er dreimal pro Woche nach Berlin - damit hat er das gleiche Problem wie Horst Seehofer. "

Stefan Janda