Hilpoltstein
"Das nötigt mir ein gewisses Maß an Respekt ab"

BBV-Waldpräsident lobt Arbeit der Forstbetriebsgemeinschaft Heideck-Schwabach – Disziplin wird nicht belohnt

17.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:29 Uhr

Der doppelte Hans Stromberger: Im Bild hinten ist der forstliche Mitarbeiter der FBG mit Stämmen zu sehen, die hohe Submissionspreise erzielt haben, vorne an der Jahresversammlung der Selbsthilfeeinrichtung – gemeinsam mit BBV-Waldpräsident Bernhard Weiler, FBG-Vize Thomas Harrer und Geschäftsführer Matthias Netter (von links). - Foto: Leykamm

Hilpoltstein (HK) Vor einem Jahr hat der Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Heideck-Schwabach die Mitglieder angefleht, nicht zu viele Bäume zu fällen, um sich die gute Preisentwicklung nicht zu verderben. Der Ruf von Matthias Netter wurde erhört, doch die Disziplin der Waldbauern nicht belohnt.

Die Finanzkrise machte ihnen einen Strich durch die Rechnung, so das Fazit in der Jahresversammlung der Selbsthilfeorganisation in Roth. Das Problem ist: Die ausländischen Kunden der Abnehmer der Einrichtung haben dank der Ausläufer der Erschütterungen auf den Kapitalmärkten immer größere Löcher in ihren Geldbeuteln. So könne die heimische Holzindustrie ihre Exportgeschäfte „nur noch unter Preiszugeständnissen“ tätigen.

Mit diesen Worten warb Netter im Landwirtschaftszentrum um Verständnis für die Sägewerke, die unter solchen Bedingungen trotz hoher Nachfrage eben nur schwerlich teuren Rohstoff aus heimischen Wäldern kaufen könnten. Was wiederum dazu führe, dass die Auslastung der Werke zu gering ist und sie bis an den äußersten Rand der Wirtschaftlichkeit gedrängt werden. Oder sogar darüber hinaus.

Er befürchte, „dass wir den einen oder anderen Säger wohl verlieren werden“, so Netter. Die FBG sei aber um eine große Zahl an Abnehmern bemüht, sodass das Ausfallrisiko gering gehalten werden könne. Wodurch sich aber andererseits die „teils chronische Unterversorgung der Säger mit Holz“ noch steigere, wie Netter zugab.

Die wiederum greifen teils zu den letzten Strohhalmen und kaufen selbst billiges ausländisches Schnittholz zu, um durch dessen Wiederverkauf die eigenen Bilanzen zu retten. Im Gegenzug aber drängten nun aber immer mehr Schnittholzanbieter auf den deutschen Markt und verschärfen die Konkurrenzsituation zusätzlich.

Von der augenblicklichen Marktlage profitieren derzeit übrigens die kleinen Sägewerke, die ihre Kunden (wie Bauunternehmer oder Zimmerer) vor der Haustür im finanzstarken Inland wissen und die Deckung der Nachfrage an Rundholz über die FBG damit auch monetär stemmen können.

Unterm Strich aber sind die über die Forstbetriebsgemeinschaft vermarkteten Holzmengen rückläufig, aber immer noch „auf durchschnittlichem Niveau“, so Netter, der bezüglich des Geschäftsjahres 2012 letztlich eine leicht positive Bilanz ziehen konnte. Über 38 600 Festmeter Holz wurden über die FBG vermarktet, im Vergleich zu 2011 stellt das allerdings einen deutlichen Rückgang um 10 000 dar.

Die Mitglieder dürfen auch weiterhin auf „stabile, gute Preise“ hoffen, so Netter. Viel nach oben können sie trotz Einschlagdisziplin aufgrund besagter Marktlage nicht klettern. Die Gefahr, dass sie nach unten purzeln, scheint aber auch nicht gegeben.

Den Mitgliedern der FBG bleibe derzeit einfach nur, „die eigenen Bestände für den Zuwachs auf Vordermann zu bringen“, rief Netter zur Waldpflege auf. Diesen Ruf hatten die Angesprochenen schon im Jahr 2012 gehört und umgesetzt: 253 500 Forstpflanzen konnten über die Einrichtung vermittelt werden, die als solche eine positive Entwicklung nimmt.

So kurbeln etwa neue Arbeitsjacken mit Logo der Organisation die Imagewerbung weiter an und die Zahl der Mitglieder ist im letzten Jahr um gut 40 auf 2347 angewachsen, wie Netter vermeldete. Er verwies auch auf gute Ergebnisse bei der Submissionsbeteiligung. Eine Eiche habe sogar 860 Euro pro Festmeter erzielt.

An sich sei die FBG auf einem guten Weg, wie Landrat Herbert Eckstein betonte, der die Selbstverantwortung und -verwaltung der Organisation würdigte, zu Zusammenhalt mahnte und vor Neid warnte. Denn wenn sich der zwischen zwei Waldnachbarn breit mache, „zahlen beide drauf“.

Die Nachhaltigkeit habe sich „allen Horrorszenarien der 80er zum Trotz“ als Faktum erwiesen, blickte der Leiter des Landwirtschaftszentrums, Werner Wolf, auf die Schlagzeilen von vor drei Jahrzehnten zurück. Auch die heutige Bewirtschaftungspraxis werde dem Leitmotiv gerecht, auch wenn viele Zeitgenossen das bezweifelten, brach der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Thomas Schmidt, eine Lanze für die modernen Forstwirte. Denn freilich mache ein Vollernter mal einen Tag lang Lärm, der den Waldtieren nicht behagt. Dann aber sei Ruhe und die gleiche Menge abgeerntet, für die man mit der Motorsäge einen halben Winter bei Dauerlärm brauche.

Letztlich biete die Arbeitspraxis im Forst „wenig Spielraum für Kritik“, machte auch der stellvertretende FBG-Vorsitzende Thomas Harrer deutlich. Lob für die Forstbetriebsgemeinschaft gab es vom BBV-Waldpräsidenten Bernhard Weiler. Deren Leistung „nötigt mir ein gewisses Maß an Respekt ab“, betonte er.

Bevor er zum leidenschaftlichen Plädoyer für moderne Forstwirtschaft mit Maß und Ziel ausholte, die mit Naturschutz gut zu kombinieren sei. Denn in den letzten Jahrhunderten habe sich das Volumen des nutzbaren Holzes in den Wäldern gesteigert, das so auch mehr Kohlendioxid speichere. Es gelte aber, den Baumbestand „mit Verstand zu nutzen“. Also weder Baumplantagen zu erzeugen noch offene Flächen durch Übernutzung, wie sie etwa in der Rhön entstanden seien. Und mittlerweile unter Naturschutz stünden, fügte er süffisant hinzu. Weilers Credo für die Waldbauern: „Wer pflanzt und pflegt, hat auch das Recht zur Nutzung.“