Geisenfeld
Das Navi im Vogelhirn

Rund 5500 Brieftauben starten vom Geisenfelder Volksfestplatz aus ihren Preisflug

14.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:10 Uhr
Als wuselnde Wolke traten vom Volksfestplatz aus 5500 Brieftauben den Heimflug in den hohen Norden der Republik an. Sie nehmen als tierische Sportler an einem Preisflug-Wettbewerb teil. −Foto: Zurek

Geisenfeld - Für einen gehörigen Wirbel im Luftraum über Geisenfeld hat am Sonntag in den frühen Morgenstunden ein Trupp Flugakrobaten gesorgt. Tausende Brieftauben starteten vom Volksfestplatz aus ihren sogenannten "Preisflug", bei dem sie ihre Fitness unter Beweis stellen sollen.

Bereits am Samstag traf der "Kabinenexpress" mit den geflügelten Sportlern, die auf diesen Tag hintrainiert hatten, auf dem vom Deutschen Brieftaubenverband zertifizierten Platz ein. Kriterien für die Zulassung sind unter anderem ausreichend Platz für die Transportfahrzeuge und eine freie Flugbahn.

Ein sonores Gurren erfüllt die Luft, nachdem die während des Transports geschlossenen Rollläden der mobilen Taubenbehausungen geöffnet sind. "Wir haben rund 5500 Tiere dabei", verrät Stefan Freiherr vom Regionalverband 401 der Brieftaubenzüchter. Nach etlichen Stunden Anreise brauchen er und seine fünf Verbandskollegen erst mal ebenso eine Ruhepause wie ihre Tiere. "In den Verbandsregeln ist ganz klar festgeschrieben, wie viel Erholungszeit den Vögeln zusteht, bevor sie an den Start gehen dürfen", so der Fachmann, der Passanten daher enttäuschen muss. Einen Massenstart wird es an diesem Tag nicht geben, denn pro 100 Kilometer Anreise steht den Flugkünstlern eine Stunde Pause zu. Da sie aus der Gegend um Gronau im hohen Norden der Republik kommen, bedeutet das: eine mindestens siebenstündige Nachtruhe. "Uns liegt das Wohl unserer Tauben am Herzen und wir arbeiten eng mit dem Tierschutzbund zusammen", betont einer der Betreuer. Ein anderer ergänzt: "Die Taube ist das geliebte Rennpferd des kleinen Mannes und die Leidenschaft für sie kommt ursprünglich aus dem Ruhrpott".

Am Sonntagmorgen heißt es dann, früh aufstehen, um den besonderen Moment nicht zu verpassen. Egidius Trägler und Ernst Maier haben sich schon kurz nach sechs Uhr mit Familienangehörigen eingefunden und Kaffee mitgebracht. Die Geisenfelder teilen mit den Gästen das gleiche Hobby, das gegenseitige "Hallo" fällt entsprechend herzlich aus. Alle warten gespannt auf den Startschuss - der ganz ohne Knalleffekt fällt. "Wir müssen auf das OK des speziell für diese Aufgabe ausgebildeten Flugleiters warten", so Freiherr. Die Starterlaubnis hängt von verschiedenen Faktoren, allen voran von der Wetterlage auf der Flugstrecke ab.

Endlich dann der erlösende Anruf. "Auflassen um 6.40 Uhr", ruft der Kollege am Laster. Die über Nacht geschlossenen Rollläden werden erneut hochgefahren. Das Gurren wird lauter, mischt sich ins Flattern aufgeregter Flügel. Automatisch öffnen sich dann die Ausflugsöffnungen und eine wuselnde graue Wolke steigt gen Himmel. Nach und nach nehmen die Tauben Kurs Richtung Heimat - mit bis zu 100 Stundenkilometern, je nachdem ob sie ein "Schwanzwind" antreibt oder ein "Kopfwind" bremst. Rund 500 Kilometer Luftlinie liegen vor den Vögeln, bevor am Zielort der elektronische registrierte Chip vom Zeiterfassungssystem ausgelesen wird und letztlich über den Sieger einer bundesweiten Wertung entscheidet.

GZ

Maggie Zurek