Wolnzach
Das nächste Patt

Beim Volksfest-Lärmschutz scheint die Lösung mal wieder fern Kritik am Nachbarschaftstreffen

01.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Beim Lärmschutz für die Anwohner des Volksfestes - hier eine Szene heuer beim Autoscooter - gibt es weiterhin keine Lösung. Der Runde Tisch dürfte - wenn überhaupt - ohne die Petentin stattfinden. Eine Alternative zu dem Gespräch sieht Bürgermeister Jens Machold (CSU) derzeit nicht. - Foto: Rebl

Wolnzach (WZ) Und wieder geht es beim Thema Lärmschutz nicht weiter: Der Petitionsausschuss des Landtags will einen Runden Tisch, die Petentin möchte schriftliche Vorschläge. Derweil kritisieren einige Anwohner die Vorgehensweise des Wolnzacher Bürgermeisters - besonders beim Nachbarschaftstreffen.

Vieles ist passiert seit dem Februar 2014, als eine Nachbarin beim bayerischen Landtag eine Petition wegen Nichtbeachtung der Lärmschutzrichtlinien beim Volksfest einreichte. Es wurde übereinander und miteinander geredet, gemessen und gefordert, doch eine Lösung gibt es bis heute nicht. Dafür stehen die Anwohner seither im Fokus von Medien und Politikern, denn das Ergebnis der Petition sowie der von der Marktgemeinde eingereichten Gegenpetition könnte auch auf andere Feste in Bayern Auswirkungen haben.

Laut Bürgermeister Jens Machold (CSU) soll der Vorsitzende des Umweltausschusses, Christian Magerl (Grüne), im Herbst nach Wolnzach kommen, um einen Runden Tisch mit allen Beteiligten anzusetzen. Dort soll dann möglichst auch die Petentin sitzen, so die Politiker. Doch das will sie nicht. Sie sei sowieso schon die Böse in der Marktgemeinde, sagt sie gegenüber unserer Zeitung. An einem Tisch mit vielen rednerisch geschulten Politikern, die dann von ihr Antworten verlangten, wolle sie nicht sitzen. Zumal es schon Gespräche mit dem Zweiten Bürgermeister, Landtagsabgeordneten und anderen Politikern gegeben habe. Stattdessen hätte sie nun, mehr als zwei Jahre nach der Petition, gern schriftliche Vorschläge zur Verbesserung des Lärmschutzes.

Bürgermeister Jens Machold hingegen sieht sie in der Pflicht, am Runden Tisch teilzunehmen. Auch für dem Zweiten Bürgermeister Georg Guld (FW) steht fest: "Wir wissen nicht, was sie will. Für jede bauliche Maßnahme brauche ich ihre Zustimmung." Zudem wolle der Petitionsausschuss des Landtags auch den Runden Tisch. Die Petentin müsse auch selbst keine Vorschläge machen, die kämen zum Teil vom Markt Wolnzach. "Und sie muss auch nicht sofort sagen, ob sie das will oder nicht", sagt Guld. Es gehe etwa darum, ob eine höhere Mauer oder eine mobile Einhausung die Lösung bringen könnten, sagt Bürgermeister Machold. "Aber wir brauchen auf jeden Fall ein Gesamtkonzept."

Für Machold hat der Ablauf des Volksfestes ohnehin den guten Willen der Gemeinde bewiesen. Besonders das erstmalig stattgefundene Nachbarschaftstreffen auf dem Volksfest sei ein voller Erfolg gewesen: "Wir konnten deutlich machen, dass es eben diese eine Petentin gibt." Die anderen hätten überhaupt nichts gegen das Volksfest, müssten aber oft kämpfen, weil sie von Bürgern angegangen würden. Auch Guld ist sich sicher: "Die überwiegende Mehrheit der Anwohner fühlt sich nicht belästigt."

Gegen diese Darstellung wehren sich jedoch mehrere Anwohner gegenüber unserer Zeitung vehement. "Das Treffen mit den Nachbarn auf dem Volksfest war völlig sinnlos", sagt einer. Diskussionen seien nicht möglich gewesen. Er habe mit vielen anwesenden Betroffenen gesprochen, die sich - wie er - nicht getraut hätten, öffentlich vor den anderen Bürgern etwas zu sagen. Bürgermeister Machold sei leider nicht von Tisch zu Tisch gegangen, um sich die Sorgen anzuhören. "Ich selbst habe auch nichts gesagt. Ich werde sowieso schon blöd angesprochen, ob ich auch gegen das Feiern sei." Prinzipiell sagten viele, die den Lärm als störend empfinden, nichts mehr, um nicht als Volksfestgegner zu gelten.

Tatsächlich reagieren viele Nachbarn äußerst vorsichtig, wenn sie von der Presse auf den Lärm angesprochen werden. Selbst die, die sich nicht gestört fühlen, wollen ihren Namen nicht nennen. "Wir hören es schon", sagt zum Beispiel einer, "aber es ist nicht dramatisch." Er gehe selbst zum Volksfest und schätze es sehr, betont er. Gegen das Volksfest hat keiner der Anwohner etwas. Allerdings gibt es mehrere, die die Ansicht der Petentin teilen. "Sie ist ganz sicher nicht allein", sagt einer. Es sei in der Vergangenheit bereits eine Beschwerde formuliert worden, zudem fänden auch gerade persönliche Gespräche mit Bürgermeister Machold statt. "Wir wollen uns nicht aufführen", sagt ein anderer. Aber die Lärmbelastung sei keineswegs auf ein tolerables Niveau gesunken. Zwar hörten die Fahrgeschäfte und die Bands pünktlich auf, doch dann begännen die Aufräumarbeiten und die Menschen liefen nach Hause, erleichterten sich im Umfeld oder feierten eben weiter. Er kritisiert den Umgang mit der Petentin. "Sie wird immer als die dargestellt, die etwas gegen das Volksfest hat." Teilweise seien Leute zu ihr gekommen und hätten gebettelt, dass sie eine Veranstaltung erlaube.

Sie fühle sich dadurch unter Druck gesetzt, sagt die Petentin selbst. Zum Volksfest habe sie eigentlich ein positives Verhältnis. Es gehe ihr einfach um den Lärm und um eine Lösung, mit der sie leben könne. Und zwar auch, weil das Lärmgutachten gezeigt habe, dass Werte überschritten werden. Sie verweist zudem auf einen Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahr 1980, der unserer Zeitung vorliegt. Was darin steht, dürfte den wenigsten Wolnzachern gefallen: "Der Markt ist einhellig der Meinung, dass das Volksfest auf längere Sicht an seinem jetzigen Abhaltungsort keine endgültige Bleibe haben dürfte", heißt es dort. Doch die Petentin will diesen Beschluss eigentlich gar nicht für ihre Zwecke nutzen. Auf keinen Fall wird sie vor Gericht ziehen, sagt sie.

Doch was passiert nun, wenn sie eben nicht am Runden Tisch teilnehmen will? "Wir warten jetzt erst einmal ab", sagt Guld. Schriftliche Vorschläge an die Petentin will er erst einmal nicht verschicken. "Das weitere Vorgehen bleibt offen." Der Landtagsabgeordnete Karl Straub (CSU) geht sogar noch weiter: "Wir hoffen natürlich, dass sie kommt", sagt er. "Aber der Runde Tisch wird mit oder ohne die Petentin stattfinden."

Für einige Anwohner ist das keineswegs ausreichend: "Fakt ist: Die Lärmschutzrichtlinien werden nicht eingehalten. Also muss der Markt jetzt Vorschläge bringen, wie man das ändern kann", fasst einer es zusammen. Dafür gebe es nun einmal Gesetze, er selbst dürfe ja auch nicht beispielsweise nachts um 1 Uhr den Rasen mähen. Für ihn steht fest: "Die Marktgemeinde ist jetzt am Zug."