Ingolstadt
Das Millionenspiel

Städtische Bauplätze sind ein begehrtes Gut – Ihre Vergabe liefert erneut Stoff für Diskussionen

11.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:57 Uhr

Straßenfußballer: Justin (11, links) und Tobias (7) wohnen schon im Zucheringer Neubaugebiet Am Fort X. Weitere Familien wollen dort bald bauen. Über die Vergabe von städtischen Grundstücken hat erst kürzlich der Stadtrat diskutiert - Fotos: Hauser

Ingolstadt (DK) Ob es nun Einheimischenmodell, Heimatbonus oder Punktesystem genannt wird – bei der Vergabe der begehrten städtischen Bauplätze soll es möglichst gerecht zugehen. Bei einem Teil der Grundstücke gelten aber andere Regeln: Sie werden an den zahlungskräftigsten Bieter verkauft.

Dieses Bieterverfahren ist politisch nach wie vor sehr umstritten. Erst kürzlich, als der Verkauf von Bauparzellen per Höchstgebot in Zuchering und Friedrichshofen im Stadtrat vorbereitet wurde, taten sich wieder Gräben auf: 13 Gegenstimmen zeigten, dass nicht alle Fraktionen die Verkaufsmethode gutheißen. Vor allem von SPD-Sprecher Achim Werner kam der Vorwurf, die Stadt würde damit die Preise auf dem angespannten Grundstücksmarkt nach oben treiben.

Das Bieterverfahren ist die Ausnahme und wird es auch in Zukunft bleiben, versichert Liegenschaftsbürgermeister Albert Wittmann. Begonnen hat man damit in Gerolfing (Bussardstraße) mit acht Parzellen. „Manche Gutverdienende, auch Audianer, wollen unbedingt nach Gerolfing“, sagt Wittmann zur Vorgeschichte, „und wir wollen nicht, dass die alle nach Wettstetten oder Gaimersheim ziehen.“ Die Vergabe gegen Höchstgebot brachte einen Spitzenpreis von maximal 550 Euro pro Quadratmeter. Aber die 1000-Euro-Grenze, wie gelegentlich vermutet wird, sei bei Weitem nicht erreicht worden. „Bei diesen Dimensionen ist die Stadt mit Sicherheit nicht dabei“, beteuert der Bürgermeister. Vielleicht seien ja einige private Liebhabergrundstücke im Westviertel so teuer. Aktuell geht es beim Bieterverfahren um fünf Reihenhausgrundstücke in Zuchering Am Fort X (Mindestpreis 265 Euro ohne Erschließung) und ein Dutzend Parzellen für Reihen- und Mehrfamilienhäuser in Friedrichshofen-West (Mindestpreis 395 beziehungsweise 435 Euro).

Da diese Grundstücke letztlich nur für Bauträger interessant seien, hält Wittmann die Vergabe gegen Höchstgebot für absolut vertretbar. „Es ist nicht unsere Aufgabe, die Verdienstspanne von Bauträgern zu erhöhen“, argumentiert er gegen eine Subventionierung. Die Firmen orientierten sich bei ihrer Kalkulation am Marktpreis, egal wie günstig sie ihre Flächen von der Stadt kaufen würden. „Der Endkunde hätte davon gar nichts.“ Auch OB Alfred Lehmann erklärte vor dem Plenum: „Ich kann nicht erkennen, dass das unsozial ist.“

In aller Regel verkauft die Stadt ihre Bauplätze jedoch nach einem Punkteverfahren, das im Dezember 2012 beschlossen wurde und mehrere soziale Kriterien enthält: Kinderzahl, Wohn- und Arbeitszeit in Ingolstadt sowie in einem bestimmten Stadtbezirk (Einheimischenmodell). Die Methode habe sich bewährt, findet Wittmann, sie sei offensichtlich auch juristisch haltbar, was zunächst fraglich war.

Für die konkrete Vergabe ist eine Gruppe von fünf Fachleuten aus der Stadtverwaltung verantwortlich, darunter auch Wittmanns Referatsbeamtin Melanie Rosenplänter. Sie hat den Überblick über das derzeitige Angebot an kommunalen Bauflächen. Nach ihren Angaben wurden und werden in jüngster Zeit gut 200 Parzellen auf den Markt gebracht, davon 41 in Irgertsheim. Das dortige Neubaugebiet sei „besonders attraktiv für junge Familien“, sagt der Kämmerer und vergisst nicht den günstigen Preis zu erwähnen: nur 150 Euro.