Ingolstadt
Das Marienheim lebt – weil die Kirche zuschießt

09.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:22 Uhr

Ingolstadt (DK) Ausgerechnet die Schulen, in denen junge Menschen aus oft schwierigen Familienverhältnissen für soziale Berufe ausgebildet werden, sind in ihrer Existenz gefährdet. Gestern haben die Freien Wähler Alarm geschlagen und auf die Finanznot der privaten Berufsfachschulen hingewiesen.

"Der Freistaat stiehlt sich aus der Verantwortung", sagte Tobias Bröcker vor der Presse. Er sprach von "Doppelzüngigkeit" der Staatsregierung und "Arroganz der Macht". Böcker ist Leiter des Hauses St. Marien in Neumarkt. Er hat die gleichen Sorgen wie Diakon Peter Nothaft vom Verwaltungsrat des Ingolstädter Marienheims.

Ins Marienheim gehen 283 Schülerinnen und Schüler, knapp die Hälfte davon aus Ingolstadt. Träger ist die Kirche. Die Berufsfachschule bildet meist Hauptschüler, auch ohne Abschluss, in den Fachrichtungen Hauswirtschaft, Kinder- und Sozialpflege aus – also Berufen, die in Zukunft immer mehr gebraucht werden. Wenn die Diözese nicht 100 000 Euro im Jahr zuschießen würde, so Nothaft, "wäre die Berufsfachschule schon geschlossen". Oft kämen die Schüler aus Migrantenfamilien. "Das sind Menschen", weiß Böcker, "die von zu Hause schlecht ausgerüstet sind. Wo bringen Sie die sonst unter? In Hartz IV!"

Von diesen Familien wird ein Schulgeld kassiert, weil die Schulen sonst finanziell nicht mehr über die Runden kommen. Im Marienheim sind es zwischen 120 und 180 Euro monatlich. "Das ist schon ein Hammer, dass man den Familien das Geld abnimmt", schimpfte FW-Landtagsabgeordneter Markus Reichhart an die Adresse der Staatsregierung, speziell von Sozialministerin Christine Haderthauer. Die Freien Wähler fordern deshalb vom Staat: statt 79 Prozent Fördersatz 100 Prozent!