Das Mähen der Lämmer

01.03.2011 | Stand 03.12.2020, 3:06 Uhr

Von Büschen großzügig befreit zeigt sich der Platz bei Obermässing, wo früher das Johannisfeuer entzündet worden ist. Robert Eberler (2. v. l.) und Alois Waldmüller (3. v. l.) aus Hagenbuch haben ganze Arbeit geleistet. Julia Zippold, Eva Schmid (v. r.) und Till Scholl (l.) vom Landschaftspflegeverband sowie Bürgermeister Manfred Preischl (3. v. r) machen sich ein Bild von der Hutung. - Foto: Luff

Greding/Obermässing (HK) Die landwirtschaftlichen Flächen, die wegen ihrer Lage oder der Beschaffenheit des Bodens nur schlecht bewirtschaftet werden können, führen ein Schattendasein. Sie laufen Gefahr, von Hecken überwuchert zu werden. Der Landschaftspflegeverband Mittelfranken dagegen vor.

Die Schafbeweidung ist das Allheilmittel, um die Kalkmagerrasen im südlichen Landkreis Roth am besten zu pflegen. Weil die Schafe über Jahrzehnte hinweg auf den Flächen gegrast haben, entwickelten sich dort seltene Tier- und Pflanzenarten, die auf den kultivierten Äckern und Wiesen keine Chance gehabt hätten. Allerdings ist der Fortbestand der Schäferei laut dem Landschaftspflegeverband durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft nicht gesichert. Um die Hüteschäferei zu erleichtern und damit Umweltschutz zu betreiben, hat er ein Schäferrevierkonzept aus der Taufe gehoben. Derzeit wird außerdem eine Hutung der Stadt Greding in Obermässing hergerichtet, um die Beweidung zu verbessern. Gefördert wird das Ganze durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale.
 

"Ziel sind die Sicherung und die Erhaltung von wertvollen Flächen", erklärt Till Scholl vom Landschaftspflegeverband. Man wolle nicht nur die Natur, sondern auch die Schäferei schützen. Und das nicht nur im Zentrum des Altmühltals und rund um den Hesselberg, sondern auch im südlichen Landkreis Roth – "das Gebiet fällt sonst immer ein bisschen runter". Man habe in einer ersten Projektphase die bestehenden Reviere erfasst und mit den Schäfern gesprochen, ihre Wünsche und Probleme aufgenommen.

Die Hüteschäfer, die mit ihren Herden über die Landschaft ziehen, hätten dabei vor allem zwei Themen angesprochen, so Scholls Kollegin Eva Schmid: Fehlende Pferchäcker und fehlende Triebwege. "Früher haben sich die Bauern um Pferchäcker gerissen", sagt Schmid. Heutzutage würden diese Flächen aber aus dem Bestand der landwirtschaftlichen Nutzfläche herausfallen, weshalb die Besitzer keine Förderung mehr erhielten.

Die Pferchäcker sind nötig, damit die Schafherden nachts sicher untergebracht werden, allerdings sei der Kot, den sie hinterließen, unerwünscht. Heute nimmt man Kunstdünger", so Scholl. Bauern wollten Schafe auch deshalb nicht mehr auf ihren Flächen haben, weil sie wegen der Biogasanlagen auch mit Grasschnitt noch Gewinne erzielen könnten. "Es ist schwierig, an Flächen heranzukommen", hat Scholl festgestellt. Darüber hinaus sei den Schafherden oftmals die Nutzung der Wege untersagt, weshalb die Schäfer Schwierigkeiten hätten, durch die Lande zu ziehen. Eine Kartierung und Hilfestellungen durch den Landschaftspflegeverband tut deshalb Not.

Da viele der Flächen, die Schafherden beweiden, sich in gemeindlichem Besitz befinden, ist die Kooperation mit den Kommunen nötig; vom Schäferrevierkonzept im südlichen Landkreis Roth sind vor allem Greding und Thalmässing, aber auch Heideck und Hilpoltstein betroffen – die Fläche beträgt rund 525 Hektar. Zehn Hüteschäfer sind hier mit ihren rund 5000 Schafen unterwegs, die Hälfte davon im Haupterwerb. "Wir sind dankbar über die Aufzeichnungen", sagt Gredings Bürgermeister Manfred Preischl. Er habe bereits die Erfahrung gemacht, dass es ein "heilloses Unterfangen" sei, wenn man kurzfristig feststellen müsse, welcher Schäfer für welchen Landstrich zuständig ist.

Um Obermässing herum ist das der Schäfer Robert Eberler, der mit seiner Herde von 500 Mutterschafen plus Lämmer neuralgische Stellen beweidet. Er hat für die Schaffung der Hutung die Hand an die Säge gelegt und die Schlehenhecken rund um den Platz gestutzt, wo früher das Johannisfeuer entzündet worden ist. Dabei ist ihm ein weiteres Ärgernis aufgefallen, mit dem sich Schäfer herumplagen müssen: wilde Abfälle. "Gartenabfälle, alte Reifen – es ist alles dabei." Da ist wieder der Mensch gefragt, damit Schafe ohne Gefahr ihre Arbeit verrichten können. Diese sind für Eva Schmid schlicht "vierbeinige Landschaftspfleger".