Hilpoltstein
Das Leuchten der Farben im Herbst

Seniorennachmittag in Hilpoltstein empfiehlt, die Lust am Leben nicht zu verlieren

10.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:12 Uhr

Unterhaltend, informativ und kulinarisch präsentiert sich der Seniorennachmittag beim Kaffee mit der Bürgermeisterstellvertreterin Ulla Dietzel als Servicekraft (oben), beim Sketch von Monika Bergauer und Christa Brunner (links) sowie mit Tipps zum Musizieren. - Fotos: Leykamm

Hilpoltstein (HK) Obwohl in Deutschland der Anteil der Älteren überproportional groß ist, dominieren die Jüngeren Medien und öffentliche Wahrnehmung. Dabei hat das Alter durchaus seine Reize. Ganz offensiv gab sich der Seniorennachmittag in der Hilpoltsteiner Stadthalle daher das Motto "Lust am Leben".

Wie sie aussehen kann, das verrieten die Informationsstände. So können auch Junggebliebene etwa ihre Freude am Musizieren ausleben, gab es bei der örtlichen Musikschule zu erfahren, die auch entsprechenden Unterricht anbietet. Zum Beispiel für die Veeh-Harfe. Sie lässt sich nicht nur gut und einfach spielen, sondern verfügt über eine Punktnotation, die direkt unter den Saiten angebracht ist, was das Notenlesen erübrigt. Auch die am Stand präsentierten Klangstäbe, die zusammen ein Metallophon ergeben, stießen auf großes Interesse.

Einen grünen Daumen kann man ebenso noch trotz fortgeschrittener Reife beweisen. Die Gärtnerei Altmann verwies auf einen besonderen Nährboden, der sowohl für Grab- wie auch Zimmerpflanzen geeignet ist und diese damit sehr pflegeleicht macht. Letztere sorgten zudem für eine gute, gereinigte Luft in den eigenen vier Wänden. Tipps für einen "Öko-Naschgarten" gab es ebenso.

Zum gesunden Genießen lud auch Ute Mahl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ein. Sie schenkte aromatisierte Mineralwässer aus, ließ die Besucher auf eine Entdeckungsreise durch die Welt der Gewürze gehen und machte Lust, sich trotz Wehwehchen zu bewegen.

Künstlerisch aktiv werden konnten die rund 220 Gäste des Seniorennachmittags bei einem Bild mit 3 D-Elementen, das zu Beginn nur aus diesen bestand. Es galt, das Bild mit eigenen kleinen Acrylmalereien zu vervollständigen. Eine Idee des Kunsttreffs HIP, der das fertige Werk auf seiner Weihnachtsausstellung präsentieren will. Die Stadtbücherei präsentierte Bücher in Großbuchstaben und Werke Prominenter wie etwa Joachim Fuchsberger ("Alt werden ist nichts für Feiglinge"), aber auch kurzweilige Spiele wie "Bango". Der AWO-Kreisverband informierte über den ambulanten Pflegedienst und der Seniorenbeirat selbst steuerte eine Fotoausstellung seiner Aktionen bei.

Seniorenbeiratsvorsitzende Monika Bergauer zeigte sich erfreut, unter den Besuchern auch "einige neue Gesichter" beim Seniorennachmittag zu sehen, der im nächsten Jahr sein Silberjubiläum feiern kann.

Die ökumenische Andacht beim Nachmittag ist für den katholischen Pfarrer Franz-Josef Gerner schon Tradition. Seine evangelische Amtskollegin Verena Fries hingegen durfte Premiere feiern, ebenso war der Posaunenchor Kiliansdorf erstmals vertreten. Dieser spielte gerade "Lobe den Herren!", als Landrat Herbert Eckstein hereinkam, worauf Gerner schelmisch aufmerksam machte. Verena Fries riet, das eigene Potenzial nicht zu gering zu schätzen. Sie erinnerte an das Kind, das einst seine wenigen Brote und Fische Jesus gab und der damit 5000 Menschen satt bekam. Ohne die Gaben des Jungen "wäre das Wunder nicht geschehen", so die Vermutung der Geistlichen.

"Wir sind nicht weniger, sondern anders leistungsfähig", sagte anschließend Monika Bergauer. Auch in Hilpoltstein würde "vieles ohne uns nicht funktionieren", etwa im Vereinsleben. Reife, Erfahrung, Durchblick, Gelassenheit und Geduld seien Werte, die sich erst in späteren Jahren so richtig entfalteten. "Wir verlieren die Jugend, aber gewinnen das Alter", so Bergauer. Freilich gebe es auch Herausforderungen. Vielleicht aber müsse man auch einmal "über den eigenen Schatten springen, um die Farbe zu behalten". Mit dem Verweis auf die derzeitige Pracht der Farben in der Natur empfahl sie, diese im Herbst des Lebens leuchten zu lassen und die Früchte der Lebensernte zu genießen.

Landrat Eckstein zeigte sich von der Veranstaltung begeistert: "Hilpoltstein ist eben ein Vorkämpfer für so vieles." Es gebe allerdings unter den reiferen Engagierten mehr Damen, die deshalb ihre Herren mehr animieren sollten. Denn man sei nur Gast auf Erden, es gelte das Beste daraus zu machen. "'S Leben is wia a Traum" intonierte darauf der Gesangverein Hilpoltstein passend. Zum Lied "Marina" passte dann eher ungewollt die Deko an den Tischen in Form von Segelbooten.

Für ganz jungen Schwung sorgten die Tanzmariechen Xenia Wagner und Rebecca Ams aus den Reihen der Ballettschule Roth. Monika Bergauer und Mitstreiterin Christa Brunner mimten in einem Sketch zwei vergessliche Damen, die die Wunderwaffe gegen Vergesslichkeit entdecken: Apfelkerne! Für 20 Euro gar kaufte Brunner der Chefin eine ganze Tüte davon ab. Bevor ihr dämmerte, dass sie sich dafür auch Äpfel hätte kaufen können und damit ungleich mehr Kerne. Die Erkenntnis sei ein Zeichen, wie schnell die Kerne wirkten, so Bergauer darauf.