Lobsing
Das letzte Wirtshaus sperrt zu

Zenta und Josef Gruber schließen heute den Gasthof Neuwirt in Lobsing - Erinnerungen an schöne Jahre

29.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:27 Uhr
Die Sektionsmeisterschaft in Lobsing im Jahr 1980 (oben) war eine der denkwürdigen Veranstaltungen im Gasthaus Neuwirt, das Zenta und Josef Gruber (unten) über 30 Jahre lang führten. Die Aufnahme oben zeigt die Mitglieder des Lobsinger Schützenvereins Am Tettenbach. Die Wirtsleute erinnern sich gerne an Sitzungen der hiesigen Vereine, Bälle und Kartenrunden zurück. Heute allerdings schließen sie ihr Wirtshaus. −Foto: Gruber/Gschlössl

Lobsing - Das letzte Wirtshaus in Lobsing, der Gasthof Gruber, schließt heute seine Türen.

Die Wirtsleute Zenta und Josef Gruber führten den Neuwirt über 30 Jahre lang mit Leib und Seele. Seit 66 Jahren ist die Gastwirtschaft im Besitz der Familie Gruber.

Die Eltern von Josef Gruber, Walburga und Rudolf Gruber, hatten die Gaststätte mit Landwirtschaft im Jahr 1954 von der einstigen Besitzerin, Ilse Leichtfuß aus Hexenagger, gekauft und weiter bewirtschaftet. Zuvor hatten die Großeltern Therese und Sebastian Gruber seit dem Jahr 1928 die Gaststätte mit Landwirtschaft von der Baronin gepachtet und ebenfalls bewirtschaftet.

Seit dem Jahr 1977 ist der Neuwirt auch die Vereinsgaststätte des örtlichen Schützenvereins Am Tettenbach und kann es bis auf Weiteres auch bleiben, wie die Wirtsleute betonen. Seit der Schließung des Gasthauses Waldinger wurden auch die Sitzungen und Veranstaltungen aller anderen Lobsinger Vereine beim Neuwirt abgehalten. Viele Bälle, Feiern, informative Veranstaltungen, Schießabende, Rundenwettkämpfe und Sonntagsfrühschoppen hatten dort stattgefunden.

Auf die Frage, wie sich die Wirtshauskultur in den vergangenen Jahrzehnten verändert habe, meinte der Wirt, sie habe sich insofern verändert, dass früher sehr viel Karten gespielt worden war. Drei bis vier Tische waren es allemal, die sich zum Schafkopfen und Watten trafen.
Ein Kartenspieler nach dem anderen sei dann gestorben, die Runde verkleinerte sich. Bis vor rund fünf Jahren traf sich aber immer noch eine Kartl-Runde regelmäßig. Früher sei das Wirtshaus Treffpunkt zum Diskutieren und Politisieren gewesen. Das fehle heute, und vieles werde leider im Geheimen ausgemacht, was schade sei, so der Wirt.

In früherer Zeit, als die Seniorchefin die Wirtschaft noch betrieb, kamen vor allem die Älteren am Sonntagnachmittag und -abend auf ein paar Halbe vorbei, zu Fuß. Viele auch aus Pirkenbrunn. Als aber dann jeder ein Auto hatte, war es damit vorbei. Auch Theater wurde beim Neuwirt gespielt. Das Foto stammt aus den 1950er-Jahren, als es noch eine Bühne und eine Zechstube beim Tanzsaal gab. Überhaupt die vielen Bälle mit Livemusik in der ganzen Umgebung, das war schon eine Schau.

Auf die Frage, an was er sich besonders gerne zurückerinnere, meinte Josef Gruber: Die großen Meisterschaftsfeiern im Hause am Bayernstammtisch, denn der Seniorchef war ein eingefleischter FC-Bayern-Fan, der auch regelmäßig zu den Spielen gefahren ist. Lustig sei auch immer das Kehraus-Feiern am Faschingsdienstag gewesen. Ein Sautrog sei in die Wirtsstube getragen worden und einer musste sich reinlegen und sei dann mit Wasser bespritzt worden. Es sei auch gerauft worden im Wirtshaus. Er könne sich noch erinnern, wie von einem kleinen Tischchen in der Stube die Tischbeine ausgerissen worden waren - und dann ging's los. Josef Gruber war damals acht Jahre alt.

Gerne denke er auch an den Seniorentreff zurück. Entstanden sei dieser eigentlich auf die Anfrage von Therese Kraus hin, die kürzlich im Alter von 98 gestorben ist. Sie fragte mal bei Josef Gruber an, ob man sich denn nicht ab und zu im Wirtshaus treffen könne, wegen der Geselligkeit und so. Ursula Lechermann, wiederum vom Wirt angesprochen, war gleich Feuer und Flamme von der Idee und ging "Einsagen" in den Häusern. So trafen sich etwa 25 Senioren regelmäßig, um gemeinsam mit dem Musikanten Maximilian Käufl die zum großen Teil von ihm selbst komponierten Lieder zu singen. Zum Abschluss des gemütlichen Nachmittags wurde immer das "Lobsing-Lied" angestimmt. Bis vor der Coronazeit fanden diese Treffen statt, allerdings zum Schluss nur noch mit zwei bis vier Personen.

Langweilig wird den Wirtsleuten in Zukunft bestimmt nicht. Holz -und Gartenarbeiten würden auf Erledigung warten. Aber in erster Linie freuen sich die vier Enkel auf die viele Zeit mit Oma und Opa. Und in den Bayerischen Wald wollen sie auch wieder des Öfteren fahren, sagen die Grubers. Der Getränkemarkt, den die Eheleute noch führen, wird vorerst weiter betrieben. Zenta und Josef Gruber bedanken sich aufs Herzlichste bei ihren Kunden für die jahrzehntelange Treue und die erfolgreiche, sehr persönliche und herzliche Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren.

DK


Carola Gschlössl