"Das letzte Bollwerk gegen die Franken"

20.12.2006 | Stand 03.12.2020, 7:12 Uhr

Ingolstadt (vl) Zwei Fronten-Krieg in der Schanz : Von Süden droht die Münchner Schicki-Micki-Kultur alles Urwüchsige zu überschatten, von Norden rücken die Franken immer näher an die Stadtmauern heran. Zumindest sehen die sieben Bandm itglieder der Original Schanzer Behaglichkeit – kurz OSB – das so. Für sie ist es wieder einmal Zeit, musikalisch Stellung zu beziehen. N ach drei Jahren Pause spielt die Original Schanzer Behaglichkeit am 29. Dezember ab 9 Uhr im Paradox am Klinikum.

Das musikalische Werk dieser außergewöhnlichen Formation hat ein zentrales Thema: das Ingolstädter Dasein. Die Bedrohung von außen ist nur die eine Seite der Medaille. Als Gefahr sieht die OSB auch das Provinzielle im Innern. Da hilft nur eins: Es muss raus. Die unerfüllte Liebe zu ihrer Heimatstadt "drängt nach außen" , wie es Sänger Ralph Bienert formuliert. Die eigene Musik beschreibt er als "bajuwarischen Schlager-Punk".

Dabei will die Band einmal mehr die Schanz als das "letzte Bollwerk vor Franken" musikalisch verteidigen , wie eines ihrer Lieder nahe legt . Aber auch die "Freibadliebe", die "Legende vom Auwaldsee" oder die "Oide Schutter" stehen schon fest auf dem Ablaufplan und werden überwiegend in Mundart zum Besten gegeben. Wer angesichts solcher Titel allerdings an erbauliche Heimatklänge denkt, liegt gründlich daneben – und auch wieder nicht. Denn die OSB nimmt ihre musikalische Umgebung zwar auf, übersteigert sie dann aber immer wieder aufs Neue.

Und so erklingen auf den Konzerten Mitsing-Einlagen, wie man sie aus dem Bierzelt kennt : Auf "Ein Halleluja der Gemütlichkeit" folgen "Ein Hosianna der Geselligkeit" und "Ein Loblied der Zünftigkeit". Aber, um nicht "auf der eingleisigen Spur des Schmalzes" – so Bienert – auszurutschen, wird diese Heimeligkeit sofort mit einem groovigen Soul-Stück oder einer Punk-Nummer gebrochen. "Weil wir es selbst nicht ertragen", erklärt der Sänger.

Einige der OSB-Bandmitglieder sind aus anderen Ingolstädter Formationen bekannt. Keyboarder Oliver Flade und Bassist Martin Karlstedt spielen bei der ambitionierten Popgruppe Sanremo. Als Mitglieder der OSB heißen sie allerdings Franz Schanz beziehungsweise Kare Kreuztor. Stefan Mader und Thomas Wilken sorgen als Sepp Eichenwald und Ludl-Luggi für den Backgroundgesang, und Florian Büttner spielt unter dem Namen Fredl Feldschütt E-Gitarre. Harald Everts sorgt am Schlagzeug für den nötigen Zusammenhalt.

Technische Perfektion ist dabei nicht das oberste Ziel. Die "Suche nach der Zugehörigkeit" steht für das 1998 im Englwirt gegründete Projekt laut Bienert im Vordergrund. Und die fängt schon mal bei Adam und Eva an, beziehungsweise damals, "ois die oide Schutter noch durch die Altstadt gflossen ist und der Scherbelberg noch a kloana Stoa war". Spätestens auf der Bühne ruft die Band aber auch ein Ingolstädter Überthema auf den Plan: das Feiern. "Der ganze poptheoretische Überbau wird auf der Bühne weggeworfen", sagt Flade. Stattdessen: "Drittklassige Melodien von zweitklassigen Musikern erstklassig rübergebracht."