Greding
Das Leiden Christi in Mundart

Das Künstlerduo Messerer führt die "Altbayerische Passion" auf

09.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:37 Uhr

Das Ehepaar Messerer begeisterte sein Publikum mit musikalischem Können. - Foto: Leykamm

Greding (lkm) Das Gredinger Kulturjahr endete im vergangenen Dezember mit einem Auftritt des Ehepaars Messerer in der St.Martin-Basilika. Nun hat das gleiche Künstlerduo das diesjährige Kulturjahr eröffnet – diesmal in der Pfarrkirche St.Jakobus. Am Karfreitag brachte das Paar mit der „Altbayerischen Passion“ des Mundartdichters Herbert Regel über 300 Besuchern das Leiden Christi nahe.

Mit ihrem neuerlichen Gastspiel drückten die Messerers ihre besondere Verbundenheit mit der „Stadt der 21 Türme“ aus, in der sich vor gut zwei Jahrzehnten trauen ließ. Statt Eintritt zu verlangen, erbaten sie Spenden für die Sanierung eben jener Basilika, in der sie vor wenigen Monaten noch symbolisch den Bethlehemstern hell leuchten ließen.

Neben dem guten Zweck des Auftritts zählte aber vor allem dessen Inhalt. Über den hatte in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts Herbert Regel nachgegrübelt. Sein Ansinnen war es, das Karfreitagsgeschehen durch die Übertragung in den Dialekt direkt zu den Herzen sprechen zu lassen. Heraus kam die „Altbayerische Passion“, welche die Messerers in Greding mit Liedern aus dem weißblauen Volksgut anreicherten. Und natürlich auch mit ihrem Markenzeichen würzten: Die Andachtsjodler, die die Auftritte der Messerers auf ganz eigene, anrührende Weise prägen. Dazu der zweistimmige Gesang der beiden, die sich selbst auch musikalisch begleiteten: Monika Messerer griff zu Akkord-Harfe und Hackbrett, Ehemann Jörg zum Keyboard, dem er eine Mischung aus Gitarren-, Zither- und Harfenklängen zu entlocken wusste. Applaus wollten die beiden keinen, nicht während der Passion und auch nicht dahinter. Die Wirkung des Karfreitagsgeschehens sollte nicht übertönt werden, denn das hat es bekanntlich in sich.

Dabei fing damals alles so gut an. So schildert es zumindest Herbert Regel in seinem Werk. Dort ist von einer Aufbruchstimmung der Jünger beim letzten Abendmahl die Rede. Den Pharisäern habe Jesus im Tempel „gscheit hoamgleicht“ und es auch „den Großkopferten zeicht“, loben Petrus und seine Glaubensgenossen ihren Meister. So denkt es sich der Mundartdichter und so rezitiert es Jörg Messerer in Greding. Und deswegen: „Zum Wohl sein, Herr, demmer feiern!“ Der feiert natürlich mit, seinen Schmerzenstod schon vor Augen. „Ham's mi je verstanden“ denkt sich Jesus im Stillen, bevor er den Jüngern die Füße wäscht. Kurz darauf schlafen seine Getreuen, während dem Messias massive Zweifel an sich und Gottvater kommen. „Ich, das Licht der Welt, aufgegeben von Dir“ fragt Jesus den Schöpfer, von dem er Jahre gepredigt hat. Dann der Entschluss, den Leidenskelch zu nehmen: „Für die vielen Menschen, die im Dunkeln stehen.“ Der Mut hat brutale Konsequenzen, die schlimmste Assoziationen wecken: „Kimm her, Du kleiner Jud!“ verspotten Jesus die römischen Soldaten. Doch die heißen bei Helmut Regel eben „Sepp“ und „Hiasl“. Der Leidensweg beginnt. Beeindruckend deklamiert Jörg Messerer den Todeskampf Jesu am Kreuz. Dem Gottessohn schwinden die Sinne, doch will er so lange wie möglich bleiben. „Muss das Himmelreich mit soviel Gewalt, die Seligkeit mit so viel Blut aufgeschlossen werden“ klagt Maria. Eine mögliche Antwort liefert der Dichter gleich mit: „Ein Tod, der zum Himmel schreit“ und hoffentlich „den Vorhang vor unserm Hirnkasterl zerreißt!“ Dann erlischt das Licht der Welt. Leise haucht Jörg Messerer „das war's“ ins Mikrofon. Der Beifall bleibt wie gewünscht aus.