Neuburg
"Das Leben war teilweise doch recht turbulent"

Josefa Henz feiert ihren 90. Geburtstag - Jubilarin arbeitete früher im Modehaus Bullinger unter anderem als Model

27.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

Neuburg (rhp) Mit einem kräftigen "Blaserer" löscht die Jubilarin Josefa Henz auf ihrem Geburtstagskuchen die Kerzen, die die Zahl "90" darstellen - etwas skeptisch beobachtet von ihrem Mann Hans, der übrigens demnächst seinen 95. feiern wird.

Ihr "90. Geburtstag" verläuft freilich nicht so wie im bekannten Theaterstück. Im Neuburger AWO-Seniorenheim wurde ein Raum für das Geburtstags-Kaffeekränzchen hergerichtet. Dort feiert Josefa Henz mit ihrem Mann und liebevoll betreut von ihrer Tochter Gerlinde und den beiden Enkelinnen Cornelia und Johanna. Mit dabei ist auch der bald ein Jahr alt werdende Urenkel Josef. Bereits am Vormittag erhielt das Geburtstagskind Besuch vom Zweiten Bürgermeister Rüdiger Vogt, der Grüße und Geschenke der Stadt überbrachte. Und am Abend wurde dann noch mal ausgiebig im Kreise von Familie und Verwandtschaft in der Gaststätte "Rennbahn" gefeiert.

"In 90 Jahren ist viel passiert", sinniert Josefa Henz, geborene Steger. Die Nazizeit, den Zweiten Weltkrieg und die schweren ersten Nachkriegsjahre erlebte sie mit neun Geschwistern auf dem elterlichen Bauernhof in Dinkelshausen. Zwei ihrer Brüder starben als Soldaten im Krieg. "Unsere Kindheit war kein Honigschlecken, da musste viel gearbeitet werden", erinnert sich Josefa Henz, "und doch war es eine schöne Kindheit", hängt sie entschlossen dran. Dann trat ihr zukünftiger Mann Hans Henz in ihr Leben. Den ehemaligen Soldaten hatten die wirren Zeiten hierher verschlagen, wo er ebenfalls auf einem Bauernhof Arbeit und Unterkunft fand. Sie heirateten 1949 und zogen nach Neuburg. Während Josefa Henz jahrzehntelang im Modehaus Bullinger arbeitete und dort sogar auf dem Laufsteg agierte, fand ihr Mann bei der Baywa Arbeit und Verdienst. Obwohl das Einkommen schmal war, nahmen sie auch gleich das Kind ihrer Schwester zu sich. Hinzu kamen dann noch die zwei eigenen Töchter Brigitte und Gerlinde. Inzwischen ist der Kreis zu einer Großfamilie herangewachsen mit sieben Enkeln, neun Urenkeln und zwei Ur-Ur-Enkeln. Und alle lachen von den Bildern in ihrem Wohnraum herunter.

"Das Alter nagt freilich auch an der Gesundheit", meint die Jubilarin. Und so wurde in den vergangenen Jahren der nötige Pflegeaufwand immer größer, den neben dem Pflegedienst vor allem ihre Tochter Gerlinde leistete. So entschloss sich das Paar vor etlichen Wochen, in das Seniorenheim umzuziehen. "Hier fühl' ich mich wohl", versichert Josefa Henz und lobt die liebevolle Betreuung durch das Personal. "Das Leben war teilweise doch recht turbulent", erinnert sie sich, "aber es gab auch viele wunderbare Erlebnisse".