Das Leben des Helmut Schmidt

10.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:34 Uhr

Berlin (AFP) Er war Minister, Bundeskanzler und Bestseller-Autor: Der SPD-Politiker Helmut Schmidt wurde schon zu Lebzeiten zur Legende. Am Dienstag ist er im Alter von 96 Jahren gestorben. Die wichtigsten Stationen auf Schmidts Lebensweg:

23. Dezember 1918 Helmut Heinrich Waldemar Schmidt wird in Hamburg geboren. Sein Vater Gustav, ein Volksschullehrer, ist unehelicher Sohn eines jüdischen Bankiers. 1

1941 bis 1945 Schmidt kämpft im Weltkrieg erst an der Ost-, dann an der Westfront, zuletzt im Rang eines Oberleutnants. Kurzzeitig gerät er in britische Kriegsgefangenschaft. 

1942 Während des Kriegs heiratet Schmidt seine Jugendliebe Hannelore ("Loki"), die er bereits als Schüler kannte. Die Ehe sollte 68 Jahre lang bis zu Lokis Tod 2010 währen. 

1946 Als Student der Volkswirtschaft tritt Schmidt der SPD bei. 

1953 Schmidt wird erstmals in den Bundestag gewählt. Schnell macht er sich einen Namen als begabter Redner und rückt in den Fraktionsvorstand auf. 

1961 Schmidt wird Hamburger Innensenator, sein Bundestagsmandat legt er nieder. In der Hamburger Flutkatastrophe 1962 bewährt sich Schmidt als fähiger Krisenmanager und empfiehlt sich für höhere Aufgaben. 

1965 Schmidt wird erneut in den Bundestag gewählt, zwei Jahre später übernimmt er den SPD-Fraktionsvorsitz. 

1969 Schmidt wird Verteidigungsminister in der Regierung von Willy Brandt. Er verfolgt eine Politik des militärischen Gleichgewichts zwischen Ost und West. Eine atomare Aufrüstung der innerdeutschen Grenze wendet er ab. 

1972 Schmidt wechselt ins Amt des Bundesfinanzministers. Er etabliert sich als "Nummer zwei" der Bundesregierung hinter Brandt.

16. Mai 1974 Der Bundestag wählt Schmidt zum Bundeskanzler, nachdem Brandt wegen der Affäre um den DDR-Spion Günter Guillaume zurückgetreten war. Schmidts erste Regierungsjahre in der SPD/FDP-Koalition stehen im Zeichen des "Ölschocks" und einer globalen Rezession. 

1977 Der "deutsche Herbst" mit Entführungen und Mordanschlägen der linksextremen RAF schockiert das Land. Der entführte Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer wird ermordet, nachdem die Bundesregierung die Forderungen der RAF-Entführer abgelehnt hat. Schmidt übernimmt die politische Verantwortung für Schleyers Tod: Dieser sei Opfer der "Staatsräson" geworden. 

1979 Schmidt unterstützt den Nato-Doppelbeschluss, der die Stationierung neuer Atomraketen in Deutschland vorsieht - und entfremdet sich dadurch weiter von seiner Partei, die sich in Teilen von ihm abwendet. Schmidts Verhältnis zu Parteichef Brandt und Fraktionschef Wehner ist konfliktreich. 

1982 Die FDP-Minister verlassen das Kabinett im Streit um die Haushaltspolitik, die Koalition zerbricht. Mit Unterstützung der Liberalen wird der CDU-Politiker Helmut Kohl zu Schmidts Nachfolger als Bundeskanzler gewählt. Schmidt zieht sich aus der SPD-Spitze zurück, im Bundestag bleibt er noch bis 1987. 

1983 Schmidt wird Mitherausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit" und wirkt fortan vor allem als Publizist. Er veröffentlicht Artikel, Bücher, Gesprächsbände - viele werden Bestseller. Mit kritischen Kommentaren stößt er immer wieder Debatten an - etwa mit seiner Geißelung des "amerikanischen Raubtierkapitalismus" (1998) oder seiner Kritik an der schnellen Erweiterung der EU (2007). 

2011 Nach zwölf Jahren Pause tritt Schmidt wieder auf einem SPD-Parteitag auf. Dem SPD-Politiker Peer Steinbrück bescheinigt er öffentlich das Zeug zur Kanzlerschaft. Zuvor hatte er sich viele Jahre mit Kommentaren zur SPD zurückgehalten.

2013 Zu seinem 95. Geburtstag wird Schmidt als herausragender Staatsmann und politische Autorität gewürdigt. Bundespräsident Joachim Gauck bezeichnet Schmidt bei einem Festessen im Schloss Bellevue als "Vorbild für aktuelle und künftige Politikergenerationen". 

2015 In seinem neuen Buch "Was ich noch sagen wollte" überrascht Schmidt mit dem Eingeständnis, vor langer Zeit seine Frau Loki mit einer anderen Frau betrogen zu haben. Loki habe ihm daraufhin die Trennung angeboten, was er aber abgelehnt habe.

10. November 2015 Schmidt stirbt im Alter von 96 Jahren in Hamburg.