Neuburg
Das Lächeln der Justicia

Anna-Maria Weiss ist Staatsanwältin am Neuburger Amtsgericht

20.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:40 Uhr

So möchte man sie eigentlich nicht sehen: Staatsanwältin Anna-Maria Weiss aus Sicht eines Verdächtigen auf der Anklagebank im Sitzungssaal des Neuburger Amtsgerichtes. - Foto: Schanz

Neuburg (DK) Ihr Lächeln bekommen nur die wenigsten Angeklagten zu Gesicht: Anna-Maria Weiss ist Staatsanwältin am Neuburger Amtsgericht. In der Woche der Justiz erzählt die 29-jährige Ingolstädterin von ihrem Beruf.

Dazu gehörte es in der Vergangenheit auch schon, im Gerichtssaal als Dolmetscherin einzuspringen – und zwar in der schwierigen Fremdsprache Bairisch. Als ein 73-jähriger Bauer einer schwäbischen Richterin in rustikalem Dialekt erklärte, was er alles so getrunken hatte, bevor er sich mit über zwei Promille singend ans Steuer seines Bulldogs setzte und Schlangenlinien fuhr, verstand diese nur Bahnhof. Anna-Maria Weiss übersetzte: Waldmeisterbowle, Jägermeister und ein paar Bockbier.

„Das war ein kurioser Fall“, erinnert sich die 29-jährige Juristin und lacht. Manche Verhandlungen bleiben im Gedächtnis, trotz der hohen Fallzahlen.

Ihr bisher größter Prozess drehte sich vor rund einem Jahr um eine professionelle Bande von Kupferdieben, die bei Kieswerken in ganz Bayern zuschlug und einen Schaden von mehr als einer halben Million Euro anrichtete. „Da war ich als Staatsanwältin von Anfang an in die Ermittlungen involviert, von der Observation der Verdächtigen bis zur Festnahme, das war wirklich spannend“, erinnert sich Anna-Maria Weiss. Für die Drahtzieher setzte es damals mehrjährige Freiheitsstrafen.

Anhand dieses Falles lässt sich die Arbeit eines Staatsanwaltes exemplarisch erklären: „Er ist der Leiter des Ermittlungsverfahrens, der zusammen mit der Polizei überprüft, ob eine Straftat vorliegt oder nicht“, sagt die Juristin. Man ermittle dabei – anders als zum Beispiel in den USA – nach allen Seiten, also was für den Verdächtigen und was gegen ihn spricht. Dann fällt die Entscheidung, ob Anklage erhoben wird, oder nicht.

Hat sie ein Problem damit, aus Sicht der Angeklagten die Böse sein zu müssen? „Nein. Das ist ein Beruf, der gesellschaftlich notwendig ist, ohne Staatsanwalt würde das Rechtssystem nicht funktionieren“, antwortet die Ingolstädterin. Außerdem könnten Fälle ja auch Wendungen nehmen.

Nach dem Jurastudium in Regensburg folgten für Anna-Maria Weiss Staatsexamen und zweijähriges Referendariat. Danach hielt sie ihr erstes Plädoyer – „bei einem ganz kleinen Fall, ich glaube es ging um einen Ladendiebstahl.“ Die Sachverhalte wurden seither schwieriger. „Da sind schon Sachen dabei, die einen selber berühren, manchmal geht es nicht anders, als Mitleid zu haben. Aber das gehört eben zum Beruf dazu“, sagt die Staatsanwältin.