Kösching
Das Köschinger Kugellager

In den Werkräumen des Künstlers Fritz Armbruster in der Rosenstraße finden sich zahlreiche runde Kunstwerke aus Holz

05.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:50 Uhr

Zahlreiche hölzerne Kugeln hat Fritz Armbruster bereits geschaffen. - Foto: Krassler

Kösching (DK) Wer die Hobbywerkstatt von Fritz Armbruster in Kösching betritt, ist überrascht und erfreut zugleich von dem, was er hier zu sehen bekommt. Man befindet sich im wahrsten Sinne des Wortes in einem "Kugellager". Dabei verspürt man sofort ein Kribbeln in den Fingern und möchte die überaus zahlreich vorhandenen, beinahe magisch anmutenden Holzkugeln am liebsten sofort betasten und immer wieder mit den Handtellern darüberstreichen, um vielleicht etwas mehr über die Geheimnisse des Holzes zu erfahren, über seine Beschaffenheit und seine Verarbeitung.

Wer nun aber vermutet, Armbruster würde nur einer etwas skurrilen Sammelleidenschaft nachgehen, der ist definitiv auf dem Holzweg. Seine Begeisterung findet er vielmehr darin, Holzkugeln selbst zu fertigen, aus Wurzelstöcken und Baumkronenverzweigungen. Seine kleinsten Kugeln haben das Format eines Schussers, die größten können selbst von einem gestandenen Mannsbild nur mit Mühe transportiert werden.

Zur Fertigung seiner Stücke benutzt Armbruster auch keine hoch technologisierte Drehbank, sondern eine Vorrichtung einfachster Art, die er selbst erfunden und zusammengebaut hat. Diese Gerätschaft unterliegt aber strenger Geheimhaltung und darf deshalb auch nicht fotografiert werden.

Angefangen hat alles mit dem seltsam verzweigten Kronenansatz eines großen Kirschbaums, den er vor einigen Jahren aus seinem Garten entfernt hat. "Dieses Prachtstück der Natur wollte ich nicht einfach zersägen und habe den Abschnitt aufgehoben, ohne zunächst zu wissen, was daraus einmal werden soll", so Armbruster. Als er zwei Jahre später einen oberbayerischen Weihnachtsmarkt besuchte, bekam er unversehens die Antwort auf diese Frage, von einem Händler, der industriell gefertigte Holzkugeln anbot. Ab diesem Zeitpunkt war es für Armbruster eine beschlossene Sache, wofür sein Kirschbaumholz bestimmt war.

Beim sprichwörtlichen "Lernen durch Probieren" entstand nach und nach eine Vorrichtung, um "die perfekte Kugel" herzustellen. Wer den Tüftler in dieser Entwicklungsphase besuchte, traf ihn meistens in seinen Werkräumen, in knietief aufgeworfenen Holzspänen, an. Aber die Herausforderung reicht für Armbruster weit über die bloße Fertigung glatter Holzkugeln hinaus. Das Ziel seiner Leidenschaft liegt mittlerweile darin, die individuelle Ästhetik des Holzes zu unterstützen und ihm einen charismatischen Charakter zu verleihen.

So findet man in den Werkräumen in der Rosenstraße Kugeln verschiedenster Hölzer vor, mit rätselhaften Einschlüssen und Verwerfungen. Manche sind mit dezenten Intarsien belegt, die ihrer Schönheit einen zusätzlichen Reiz verleihen sollen. Einige von Armbrusters Werken werden sicherlich auch einmal öffentlich zu bestaunen sein. Nachschubmangel an geeigneten Wurzelstöcken und Kronengabeln kennt er momentan noch nicht, denn immer wieder kommen Anrufe von Freunden und aus der Nachbarschaft: "Fritz - ich hätte da etwas für dich!"