Pfaffenhofen
"Das kann man nur machen, wenn man’s gern macht"

15.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:21 Uhr

Individuellen Förderunterricht geben die Lehrkräfte Hans-Günter Gessler (hinten von links), Brigitte Gessler und Erich Gruber sowie sechs Schüler der elften Jahrgangsstufe des Schyren-Gymnasiums Migrantenkindern der vierten Grundschulklasse. - Foto: Benen

Pfaffenhofen (lbe) Sehr erfolgreiche Integrationsarbeit leistet der Internationale Kulturverein Pfaffenhofen mit einem Förderprojekt für Migrantenkinder beim Übertritt von der Grundschule an die weiterführenden Schulen.

27 Viertklässler, deren Übertritt ans Gymnasium, die Realschule oder auch an die Hauptschule nur wegen ihrer Sprachprobleme in Frage gestellt ist, bekommen jede Woche eine Doppelstunde kostenlosen Förderunterricht.
 

Hans-Günter Gessler, der frühere Direktor des Schyren-Gymnasiums und Stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Kulturvereins, initiierte das Projekt 2008. Sein früherer Kollege am Gymnasium, Erich Gruber, übernahm damals den Förderunterricht für zehn Schüler der vierten Klassen, die zum Schuljahresende alle den Übertritt schafften.

Im zweiten Jahr stieg die Schülerzahl schon deutlich an und jetzt, im dritten Jahr, nehmen bereits 27 Mädchen und Buben, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, an dem Förderprojekt teil. In drei Gruppen werden jeweils neun Kinder von Erich Gruber sowie Hans-Günter Gessler und Brigitte Gessler unterrichtet. Jeweils eine Stunde Deutsch und eine Stunde Mathematik haben sie immer am Montagnachmittag auf ihrem freiwilligen Stundenplan.

Die meisten Kinder haben türkischen Migrationshintergrund, aber auch eine Reihe weiterer Nationalitäten sind vertreten, wie zum Beispiel Kosovo-Albaner, Vietnamesen oder Afghanen. Der Unterricht behandelt vor allem Texterschließung und deutsche Grammatik sowie Matheaufgaben mit schwierigen Aufgabenstellungen und Formulierungen. Aber nicht nur kognitive Lernziele werden verfolgt, sondern es geht auch darum, Konzentration zu verbessern, Interesse zu wecken und Lernen zu lernen. "Man kann sich gar nicht vorstellen, wobei die Kleinen überall Hilfe brauchen", erzählt Hans-Günter Gessler, "denn natürlich reichen die Sprachprobleme der Migrantenkinder in alle Schulfächer. Daher ist ein individueller Unterricht in kleinen Gruppen und mit viel Zeit für jeden Einzelnen wichtig." Wertvolle Unterstützung hat der Kulturverein nun durch sechs Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe des Schyren-Gymnasiums bekommen: Sie nehmen an einem Praxis-Seminar zum Thema "Migration und Integration" teil und helfen in den nächsten Monaten jeden Montagnachmittag beim Förderunterricht.

Über diesen Unterricht hinaus beinhaltet das Förderprojekt inzwischen aber auch eine verstärkte Elternarbeit. Zum ersten Elternabend in diesem Schuljahr sind alle Eltern gekommen – vielleicht auch, weil Aysel Erdem, Vorstandsmitglied des Internationalen Kulturvereins, die Einladung auch auf Türkisch übersetzt hatte. Für den Frühling ist außerdem ein Ausflug der Lehrkräfte und P-Seminaristen des Gymnasiums mit den Kindern und ihren Familien in Planung.

Die Stadt unterstützt das Förderprojekt jährlich mit 2500 Euro. Das hat der Kulturausschuss vor kurzem auch fürs laufende Schuljahr wieder zugesichert. Damit kann unter anderem eine Aufwandsentschädigung für die Unterrichtsstunden gezahlt werden. Alle darüber hinaus gehenden Stunden für Elterngespräche und Elternabende, für das Sichten von Lehrplänen, die Vorbereitung des Unterrichts und der individuellen Aufgaben sowie für die Ausarbeitung regelrechter Unterrichtsstrategien leisten die Lehrkräfte ehrenamtlich. "Was da an Arbeit dahintersteckt, sieht kein Außenstehender", weiß Sepp Steinbüchler, der Vorsitzende des Internationalen Kulturvereins, der für das Engagement von Brigitte und Hans-Günter Gessler sowie Erich Gruber sehr dankbar ist. Und Gessler meinte: "Das kann man nur machen, wenn man’s gern macht!"

Begonnen wurde das Förderprojekt übrigens mit Pfaffenhofener Kindern, aber seit Beginn dieses Schuljahres nehmen auch einige Mädchen und Buben aus anderen Gemeinden daran teil. Der Internationale Kulturverein hat daher Kontakt zum Landkreis aufgenommen und um Bezuschussung gebeten. Eventuell könnte das Pfaffenhofener Projekt künftig sogar zu einem landkreisweiten Förderprojekt ausgebaut werden.