Heideck
"Das kann einfach nicht sein"

Verleihung der Stadtmedaille an Tobias Göttle stößt Reinhard Schmidpeter sauer auf

15.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:18 Uhr

Reinhard Schmidpeter hat die Heidecker Stadtmedaille in Silber und in Gold bekommen. Nachdem sie jetzt an auch Stadtpfarrer Tobias Göttle verliehen worden ist, überlegt er, beide zurückzugeben. - Foto: Bader

Heideck (HK) Heidecks ehemaliger Stadtpfarrer Tobias Göttle hat vor wenigen Tagen die Stadtmedaille in Silber bekommen. Der Heidecker Unternehmer und langjährige Kommunalpolitiker Reinhard Schmidpeter überlegt deshalb, seine beiden Medaillen zurückzugeben.

Reinhard Schmidpeter versteht die Welt nicht mehr: „,Das kann doch nicht wahr sein’, war mein erster Gedanke, als ich gehört habe, dass man Göttle die Stadtmedaille überreicht hat“, sagt der Heidecker Unternehmer, der selbst die Medaillen in Silber und Gold für sein langjähriges Engagement im Heidecker Stadtrat bekommen hat. „Das ist einfach unsensibel.“

Er war sich anfangs nicht sicher, ob er mit seiner Meinung richtig liegt und hat seine Sicht der Dinge einigen Facebook-Freunden mitgeteilt. „Die Reaktion war eindeutig, die anderen verstehen es auch nicht.“ Schmidpeter fragt, was Göttle für die Stadt Heideck getan hat, das diese Ehrung rechtfertigt. „Ich sehe nichts, ich sehe nur, dass er die Stadt in negative Schlagzeilen gebracht hat.“

Heidecks Bürgermeister Ralf Beyer verteidigt die Verleihung: „Es hat sie bisher jeder Stadtpfarrer bekommen. Warum sollen wir sie Göttle verweigern“ Als besondere Leistung Göttles führt er dessen Engagement für zwei Kinderkrippen auf. „Er hat sich dafür eingesetzt, und wenn es die Kirche nicht gemacht hätte, hätte es die Stadt zahlen müssen.“

Sich um die Angelegenheiten der Kirche zum kümmern, gehört für Schmidpeter aber zu der Aufgabe eines Pfarrers. „Und es kann nicht sein, dass ich eine Medaille einfach dafür bekommen, dass ich meinen Job mache“, sagt er. „Es steht mir nicht zu, dass ich ihn für etwas verurteile. Aber ich bin vor den Kopf gestoßen.“

Die Entscheidung, jedem Pfarrer und Kaplan am Ende der Dienstzeit eine Medaille zu verleihen, hätte laut Beyer auch Schmidpeter in seiner Zeit als Stadtratsmitglied mitgetragen. „Da kann ich doch jetzt nicht einfach sagen, er bekommt sie nicht.“

Schmidpeter betont trotzdem, dass hinter jeder Verleihung eine Leistung stehen muss. „Ich bin 14 Jahre als Stadtrat im Amt gewesen und das ist wirklich mit viel Zeit und Verantwortung verbunden.“ Auch andere hätten viel für eine solche Ehrung tun müssen. „Die waren oft lange Jahre für einen Verein aktiv, haben die Medaille sozusagen für ihr Lebenswerk bekommen“, so Schmidpeter. „Wenn die Medaille jetzt wie trocken Brot verteilt wird, wenn sie jetzt jeder bekommt, will ich sie nicht mehr haben.“

Zudem gehöre sich eine solche Verleihung in einen öffentlichen Rahmen. Im Fall Göttles sei es aber fast heimlich geschehen. Dass die Verleihung nur mit geladenen Gäste und damit unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Rathaus stattfand, begründet Beyer mit der ausdrücklichen Bitte Göttles. „Er wollte es nur in sehr kleinem Rahmen und ohne großen Pressetext“, sagt Beyer. Das jedoch lässt Schmidpeter nicht gelten. „Entweder ich nehme die Medaille an und stelle mich der Öffentlichkeit, oder ich muss sie eben ablehnen“, sagt er.

Schmidpeter hat sich noch nicht endgültig entschieden, ob er seine Medaillen behält. „Ich überlege, sie bei der nächsten Stadtratsversammlung zurückzugeben – und ich weiß, dass ich nicht der Einzige bin, der sich das derzeit überlegt.“