Ingolstadt
Das Kaiserbaby als Patient

16.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:50 Uhr
Sprechstunde bei der Puppendoktorin: Ute Geier aus Lisberg bei Bamberg ist nächste Woche zwei Tage lang im Verlagsgebäude des DK zu Gast. Neben Puppen behandelt sie auch Teddybären. −Foto: Privat

Ingolstadt (DK) Puppen- und Bärendoktorin Ute Geier hat nächste Woche an zwei Tagen Sprechstunde im Verlagshaus des DONAUKURIER in Ingolstadt, Stauffenbergstraße 2a. Am Donnerstag und Freitag, 24. und 25. Januar, können Puppen- und Bärenliebhaber von 10 bis 17 Uhr ihre reparaturbedürftigen Lieblinge vorbeibringen. Ist es eine etwas aufwändigere "Operation", kann Puppe oder Bär am Donnerstag gebracht und am Freitag wieder abgeholt werden. Für Abonnenten des DK gibt es auf die Behandlung einen Nachlass von 20 Prozent. Einzeltermine werden nicht vereinbart, mit etwas Wartezeit ist also zu rechnen.

Frau Geier, Sie "heilen" Puppen und Bären. Woran leiden die denn am häufigsten?

Ute Geier: Das sind Augenschäden, oder die Perücke ist nicht mehr in Ordnung, weil die Kinder gerne mal Friseur spielen. Dann die ausgeleierten Gummibänder (die die Puppe zusammenhalten, Anm. d. Red. ), zerbrochene Glieder, das ist eigentlich das Häufigste.

Auch bei Puppen und Bären kommt es manchmal vor, dass sie "unheilbar krank" sind. Wann können Sie als Puppendoktorin nicht mehr helfen?

Geier: Das ist relativ selten, wenn ein Teil vom Bären total zerstört ist etwa. Man kann den Körper wieder aufbauen, aber es ist halt nicht mehr der gleiche Bär. Wenn man ihn komplett neu überziehen muss, ist er nicht mehr der Bär, der er war.

Das ist sicher oft das Problem bei sehr alten Stücken. Etwa bei Puppen. Wenn jemand beispielsweise eine alte Schildkröt-Puppe hat, die aber total kaputt ist. Gibt's für sowas heute eigentlich noch Ersatzteile?

Geier: Ja, es gibt immer noch Ersatzteile dafür. Man muss sie aber suchen, das ist natürlich ein Zeitfaktor. Wenn man etwa für eine Puppe einen Kopf braucht, muss dieser, um den Wert nicht stark zu mindern, aus demselben Material, von der gleichen Firma und im gleichen Alter sein wie das Original.

Das geht sicher nicht auf die Schnelle.

Geier: Es kommt drauf an. Wir haben über 4000 Teile, die wir mitbringen. Wenn das Teil gerade vorhanden ist, dann geht es schnell. Wenn nicht, dann muss man es besorgen. Und das dauert dann schon.

Was war die wertvollste Puppe, die Sie oder Ihr Mann jemals behandelt haben?

Geier: Mein Mann hat mal das Kaiserbaby gehabt, eine Babypuppe, die dem neugeborenen Friedrich Wilhelm II. nachempfunden wurde.

Wirklich? Was ist die wert?

Geier: So zirka 17000 Euro.

Oh. Wie kam er dazu?

Geier: Die Puppe ist ganz normal bei einer Reparatur gebracht worden. Die Leute wussten gar nicht, was sie da für einen Schatz haben.

Wie wird man Puppendoktor?

Geier: Das müssten Sie meinen Mann fragen. Ich bin durch ihn draufgekommen (Günter Geier war 56 Jahre als Puppendoktor unterwegs, hatte nach einer Schneiderlehre ein Praktikum bei einem Puppendoktor gemacht - und sein Herz an das seltene Handwerk verloren, Anm. d. Red. ). Ich half mit, seit Januar mache ich das Geschäft.

Die Liebe zu Puppen und Bären war aber auch bei Ihnen immer da, oder?

Geier: Ja, man wächst da aber auch rein.

Die einen Kinder mögen lieber Puppen, die anderen Bären. Was war Ihr persönlicher Favorit? Haben Sie als Kind lieber mit Puppen oder mit Bären gespielt?

Geier: Mit Bären. Eindeutig.

Warum?

Geier: Die waren einfach kuscheliger. Die Puppen waren relativ steif. Damals gab's noch nicht diese schönen beweglichen Puppen.

Das Gespräch führte Ruth Stückle.