Ingolstadt
''Das ist mir mehr wert als das Bundesverdienstkreuz''

Die Stadt wird heute Leopold Stiefel zum Ehrenbürger ernennen Eine Auszeichnung, die ihm viel bedeutet

25.04.2016 | Stand 31.01.2017, 20:54 Uhr
Leopold Stiefel wird Ehrenbürger der Stadt Ingolstadt. −Foto: Frank Leonhardt (dpa)

Ingolstadt (DK) Am Dienstagabend wird einer der bekanntesten Ingolstädter zum Ehrenbürger der Stadt ernannt: Leopold Stiefel. Der Media-Markt-Mitbegründer und langjährige Media-Saturn-Chef befindet sich damit in einer elitären Riege, zu der außer ihm nur Alt-Oberbürgermeister Peter Schnell, der ehemalige VW-Chef Ferdinand Piëch und der frühere Innenstaatssekretär Hermann Regensburger gehören.

Im Dezember hatte der Stadtrat Stiefel in nichtöffentlicher Sitzung mit großer Mehrheit diese Ehre zuteil werden lassen. Nur die Stadträte der ÖDP und der BGI stimmten gegen die Ernennung Stiefels, der von 2002 bis 2014 auch für die CSU im Stadtrat saß.

Die Stadt rühmte in ihrer Begründung für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde den Aufstieg Media-Saturns in Stiefels Zeit an der Spitze des Unternehmens, sein soziales Engagement - bei den Media-Saturn-Weihnachtsfeiern kamen schon damals große Spendensummen zusammen, dazu engagierte sich Stiefel unter anderem bei der Bürgerstiftung und der Ingenium-Stiftung - und seinen Einsatz für den Sport, vor allem für den ERC Ingolstadt.
 
2008 wurde Stiefel, der als Kind jugoslawischer, vor dem Krieg geflohener Eltern in Braunau geboren wurde und schließlich nach Ingolstadt kam, für seine Verdienste das Bundesverdienstkreuz verliehen. "Und ich habe gedacht, das wäre das Größte", sagte der 71-jährige Stiefel gestern gegenüber dem DK. Aber dann habe ihn im vergangenen Jahr die Nachricht von der Ehrenbürgerwürde erreicht.
 
Er sei überrascht gewesen. Schließlich gebe es doch viele Menschen, die sich engagierten. Er habe sich sehr geehrt gefühlt. "Das ist mir mehr wert als das Bundesverdienstkreuz, das ist persönlicher", sagte Stiefel. "Ich bin als Flüchtlingskind hierhergekommen und Ingolstädter geworden."

Seit 2014 ist er Privatier, nachdem er schon ein Jahr zuvor als Gesellschafter bei Media-Saturn ausgestiegen war und sich dann auch von der Lokalpolitik verabschiedet hatte. "Ich habe mich ganz bewusst zurückgezogen", sagte Stiefel. "Ich habe immer gesagt: Wenn ich 70 Jahre alt bin, will ich kein Amt mehr haben. Ich will frei leben." Deswegen habe er auch Anfragen für Aufsichtsratsposten oder Vorträge abgelehnt. So könne er, wie gerade geschehen, spontan für ein paar Tage nach Spanien fliegen. Früher habe er sich diese Freiheit nicht genommen, erklärte Stiefel. "Es ist ein anderes Leben - und mir geht's gut damit."

Für die Verleihung am Dienstag werde er zwar ein paar Sätze vorbereiten, sagt Stiefel. "Ich werde aber nicht allzu viel reden." Lieber wolle er hören, was die anderen über ihn erzählen.