Münchsmünster
"Das ist kalte Enteignung"

IgeL-Vorsitzender Martin Schuh findet beim Jahrestreffen der Interessengemeinschaft deutliche Worte

26.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:09 Uhr

Der neue IgeL-Schriftführer heißt Ludwig Neumayer (l.). Wiedergewählt wurden Vorsitzender Martin Schuh (r.), sein Stellvertreter Bernhard Walser (2. v. r.) und Kassier Franz Rieder. - Foto: Lamprecht

Münchsmünster (PK) Es war ein Abend voller Emotionen: Bei der gut besuchten Jahresversammlung von IgeL, der Interessengemeinschaft der Landwirte und Hausbesitzer, ging es neben dem üblichen Thema im Verein, der Verhinderung des Polders Katzau, nämlich auch um PFT.

Außerdem galt es, Heinz Hehl, der seit Gründung des Vereins als Schriftführer tätig war, zu verabschieden. Entsprechend kam es Hehl auch zu, zu Beginn die Gründe seines Rücktritts zu erklären. Er beließ es aber nicht dabei zu verdeutlichen, dass er sich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage sehe, sein Amt "so zu erfüllen, wie ich das von mir selbst erwarte". Vielmehr blickte er auf die 13-jährige Geschichte des Vereins zurück, dessen wichtigstes Ziel es immer gewesen sei, "mit demokratischen Mitteln den Polderbau und die Ausweisung von Vorrangflächen zu verhindern". Ob man dieses Ziel erreichen werde, könne man bis zum heutigen Tage nicht sagen, man blicke aber hoffnungsvoll in die Zukunft.

Eben dieser Vereinszweck wurde auch in der Veranstaltung wichtig, als nämlich zur Debatte stand, ob es der Zweck von IgeL sei, sich mit der PFT-Belastung zu beschäftigen. Ehe es jedoch so weit war, blickte der Vorsitzende Martin Schuh auf das zurückliegende Jahr, in dem der Verein wieder Einiges erreicht habe. Insgesamt habe es vier Dialogforen und diverse Arbeitskreise gegeben. Außerdem sei das ausgearbeitete Grundwassermodell inzwischen ausgeschrieben worden. Nach seinen Informationen hätten sich drei Firmen an der Ausschreibung beteiligt.

Gewohnt deutliche Worte fand Schuh, als es um die Schaffung von Tatsachen in Bezug auf Polder im Allgemeinen ging: "Wir sind zu der Erkenntnis gekommen: Wer sich auf Grunddienstbarkeiten einlässt, ist dumm", sagte er und erklärte etwas später, der Naturschutz schaffe in vielen Bereichen nur an, ohne mit anzupacken. "Das darf nicht sein. Das ist kalte Enteignung", wetterte er.

Noch emotionaler wurde es, als sich Schuh dem Thema PFT zuwandte: Die Zusammenarbeit klappe ja gut, meinte er. "Der Bürgermeister hat uns gut informiert." Ganz anders sehe es aber aus, wenn es um die übergeordneten Behörden gehe. "Der Staat weiß seit 30 Jahren, dass es im Lindacher See ein Problem mit PFT gibt. Er tut nichts. Er sitzt es aus", formulierte Schuh seinen Unmut und fügte hinzu: "In Münchsmünster im Bereich der Landwirtschaft und in Wohngebieten." Dennoch habe der Landrat IgeL "und damit die Betroffenen vom runden Tisch ausgeladen. Für mich heißt das, man lässt die Betroffenen dumm sterben", fand er drastische Worte.

Ein Standpunkt, für den Bürgermeister Andreas Meyer von der Christlichen Wählergemeinschaft wie auch einige andere Anwesende wenig Verständnis aufbrachten: "Ich bin bei den runden Tischen dabei und sehe mich wohl als Vertreter der Münchsmünsterer Bürger und damit auch der Betroffenen", konterte Meyer und informierte, wie schon in der jüngsten Gemeinderatssitzung ausführlich über den aktuellen Stand.

Damit war das Thema PFT aber noch nicht vom Tisch: Einige Anwesende meldeten sich zu Wort und fragten mit teils deutlichen Worten, was denn IgeL mit PFT zu tun habe. "Wir haben euch gewählt, damit ihr den Polder verhindert und nicht, damit ihr jetzt ein zweites Fass aufmacht", wurde einer der Anwesenden deutlich. Einigkeit über die Zuständigkeiten im Bereich PFT konnte einmal mehr nicht erreicht werden.

Deutlich ruhiger ging es hingegen bei der anschließenden Wahl zu. Mit einer Gegenstimme und einem nicht abgegebenen Stimmzettel wurde Schuh erneut zum Vorsitzenden gewählt. Jeweils einstimmig wurden Bernhard Walser zum stellvertretenden Vorsitzenden und Franz Rieder zum Kassier gewählt. Das Amt des Schriftführers übernimmt künftig Ludwig Neumayer. Der scheidende Schriftführer Hehl gehört künftig als zusätzliches Mitglied dem Ausschuss an.