Ingolstadt
"Das ist existenzbedrohend"

Viele Wirte klagen über die Corona-bedingten Einschränkungen - Wachstum wird nicht erwartet

07.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:13 Uhr
Die Ingolstädter Wirte packen wieder an - wenn auch mit Einschränkungen. Ob Jiorgos Ntontis (oben, links) vom griechischen Restaurant Aphrodite, Thomas Schmidt und Karin Detter vom Café Detter (unten, links) oder Kuchlbauer-Wirtin Inga Weise: Alle sind froh, dass sie ihre Gäste wieder bewirten können. Und die kommen sporadisch - wie etwa Torten Fenchel (unten, links) und Patrick Lörcher aus Calw (Baden-Württemberg). −Foto: Heimisch

Ingolstadt - Den meisten Wirten in Ingolstadt steht durch die Corona-bedingen Schließung der Gasthäuser, Cafés und Bars das Wasser bis zum Hals. Dies ergab eine Umfrage des DONAUKURIER am Samstag. Am deutlichsten äußert sich Konstantin Schmailzl vom Hotelgasthof Zum Anker: „Die Einnahmeverluste sind für mich existenzbedrohend.“ Ähnlich drückt sich Inga Weise aus. „Wenn weiterhin so wenige Gäste kommen, dann wird die Lage langsam kritisch“, sagt die Chefin des Gasthauses Zum Kuchlbauer.

Schmailzl ist frustriert. „Uns trifft die Pandemie besonders  hart“, sagt der Gastronom am Samstagmittag und  deutet in die fast leere Gaststube. „Im Normalfall haben wir 30 bis 50 Essen pro Tag, derzeit sind es gerade einmal 10 bis 15.“ Und für den Abend hätten nur zwei Personen einen Tisch reserviert. „Das ist eine Katastrophe!“  Sein Betrieb habe drei Standbeine:  Hotel, Restaurant und Catering. Schmailzl: „Das Catering fällt seit März komplett weg, denn es gibt keine Grillfeiern oder die Summer Challenge der Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Ingolstadt mehr, die wir mit Speisen beliefern konnten.“

Schmailzl ist frustriert. "Uns trifft die Pandemie besonders hart", sagt der Gastronom am Samstagmittag und deutet in die fast leere Gaststube. "Im Normalfall haben wir 30 bis 50 Essen pro Tag, derzeit sind es gerade einmal 10 bis 15." Und für den Abend hätten nur zwei Personen einen Tisch reserviert. "Das ist eine Katastrophe! " Sein Betrieb habe drei Standbeine: Hotel, Restaurant und Catering. Schmailzl: "Das Catering fällt seit März komplett weg, denn es gibt keine Grillfeiern oder die Summer Challenge der Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Ingolstadt mehr, die wir mit Speisen beliefern konnten. "

Und auch in den Zimmern (39 gibt es beim Anker) herrsche nahezu gähnende Leere. „Gerade in den Pfingstferien sind zu uns Scharen von Radlern gekommen. Heuer war es nicht einer“, sagt der Hotelfachmann.   Bei den Übernachtungen verzeichnet  er seit der Corana-Krise Umsatzeinbußen von 70 bis 80 Prozent. Beim Restaurantbetrieb  sieht es nach seinen Worten nicht besser aus:  „Familienfeiern, Firmungen oder Geburtstagsfeste sind für uns das A und O. Aber die finden ja seit Monaten nicht mehr statt“, so Schmailzl. Der 29-Jährige gibt sich pessimistisch: „Das große Wachstum  wird heuer nicht mehr kommen. Und auch fürs nächste Jahr erwarte ich nicht viel.“ Die einzige Hoffnung setzt der Chef von 30 Mitarbeitern auf seinen vor wenigen Tagen eröffneten Biergarten auf  einem Teilstück des Parkplatzes.  

In selbe Horn stößt Thomas Schmidt, der Wirt des Traditionslokals Detter: „Bei uns  schaut das Geschäft mager aus. Wir haben massive Umsatzeinbußen“  Er und seine Lebensgefährtin Karin Detter hätten die gleichen  Unkosten wie vor der Corona-Krise, aber nur die Hälfte der Einnahmen. Schließlich seien die Plätze im Lokal wegen des geforderten Mindestabstands begrenzt. Seit den Lockerungen geht es aber laut Schmidt „langsam bergauf“. Nur eine Bedienung musste nach seinen Aussagen in Kurzarbeit geschickt werden.

„Bei mir geht es an die Substanz“, klagt  Daniel Zinser von der Bar Tintin.  50 Sitzplätze habe er im Restaurant, belegt werden dürften aber jetzt nur 15. Er betont: „Die Unterstützung durch den Staat reicht einfach nicht aus!“ Hätte er mehr Hilfe bekommen, hätte er sein langjähriges Personal halten können. „Durch die Kurzarbeit meiner Mitarbeiter bin ich derzeit oft alleine in der Bar.“ Zinser ist verärgert über die Einschränkungen: „Mein ganzer Idealismus als Wirt ist verflogen!“ Etwas zuversichtlicher gestimmt ist Inga Weise: „Wir sind gerade noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen“, bekräftigt die Kuchlbauer-Wirtin. Als Grund dafür nennt sie die Einführung des Lieferdienstes. „Den haben wir gleich nach der Zuspitzung der Corona-Krise ins Leben gerufen.“  Die Wirtin mit Leib und Seele lobt ihre Mitarbeiter: „Weil unser Team flexibel war und zusammengehalten hat, mussten wir niemand in Kurzarbeit schicken.“   

Laut Weise ist der Gästezulauf auch seit den Lockerungen mäßig. „Offenbar haben die Leute Angst, ins Wirtshaus zu gehen, um nicht mit dem Virus angesteckt zu werden“. Dabei herrsche im Kuchlbauer – wie in den anderen Gasthäusern und Cafés  in Ingolstadt auch – strenge Hygienevorschriften und Sicherheitsauflagen. Inga Weise ist ein bisschen traurig: „Wir vermissen unsere vielen Stammgäste sehr.“ 

Davon hat auch Francesco Maritato jede Menge. Der Chef der Bar Segafredo in der Fußgängerzone will nicht jammern: „Ich kann mich momentan einigermaßen über Wasser halten.“ Mit der Außengastronomie sei er gut bedient, sagt er und fügt an: „Ich danke der Stadt Ingolstadt dafür, dass sie mir mehr Platz vor der Bar zu Verfügung gestellt hat, weil ich ja die Tische weiter auseinander stellen musste.“ Maritato verhehlt nicht, dass  derzeit im Innenbereich  nicht sehr viel Platz sei: „Normalerweise passen 20 Gäste in die Bar – jetzt sind es sechs oder sieben.“ Der Italiener freut sich über die Soforthilfe des Staates: „Das Geld habe ich schnell bekommen.“ Außerdem ist er glücklich darüber, dass es bei ihm seit Anfang Juni keine Kurzarbeit mehr gebe. 

„Es ist voll was los“, sagt Jiorgos Ntontis am Samstagabend. Er begrüßt seine Gäste am Eingang des griechischen Restaurants Aphrodite persönlich. Fast alle Tische sind belegt. „Seit der Wiedereröffnung der Gastronomie am 18. Mai  ist der Umsatz bei uns ganz okay“, so der Wirt. Zuvor habe er sich mit Essen to go über Wasser gehalten. Drei Viertel seiner Mitarbeiter musste Ntontis während der Schließung der Gasthäuser in Kurzarbeit schicken – „jetzt arbeiten fast alle wieder“.  Er bringt die  Situation auf den Punkt: „Das Ganze ist  blöd für die Gastronomen in Ingolstadt!“