Vohburg
"Das ist der Wahnsinn"

Helmuth Eisele kümmert sich wieder um die Kostüme für die Vohburger Freilicht-Festspiele

31.05.2019 | Stand 02.12.2020, 13:50 Uhr
Immer mit dabei hat Helmuth Eisele seinen Ordner mit Ideen für passende Kleidung und Kostüme. −Foto: Konze

Vohburg (DK) Von wegen, es wäre alles ganz einfach.

Nur weil das Theaterstück "Mit alle Wasser gwaschn" in der Jetzt-Zeit spielt, ist die Kostümierung der Schauspieler und Musiker kein Kinderspiel. Das behauptet und belegt Helmuth Eisele, wie immer verantwortlich für die Kostüme beim Freilicht-Theater auf dem Vohburger Burgberg.

"120 bis 130 Kostüme, alleine zehn für die Musikkapelle", braucht Eisele. Und weil er aus den vergangenen Jahren weiß, wie zeitaufwändig das ist, sammelt er schon seit Monaten Fotos, auf denen er interessante Kleidungsstücke und Kombinationen gefunden hat. "Zum Beispiel von Bürgermeistern oder Stadträten, aber auch von Begleitmusikern bekannter Sänger oder Sängerinnen", verrät der Vohburger. Stets zur Hand hat er einen Ordner, in dem er die entsprechenden "Fahndungs"-Fotos ablegt.

Für den Bürgermeister bei "Mit alle Wasser gwaschn", das am 27. Juni Premiere feiert und dann bis zum 14. Juli insgesamt noch neun Mal aufgeführt wird, hat er schon seine Vorstellungen. Das reicht vom Hemd über die Jacke bis zur Hose, farblich aufeinander abgestimmt. "Jede Schauspielerin, jeder Schauspieler mit einer Sprechrolle wird so eingekleidet. "

Klingt dann - entgegen der laienhaften Vorstellung - doch eher nach viel Arbeit. "Das ist der Wahnsinn", beschreibt es Eisele, der aber auch zugibt, dass er es gerne macht und daher auch viel Freizeit investiert. Kinder spielen mit, Marktfrauen gehören zum Bild, zum Beginn der Aufführung ist es mit Läufern und Radfahrern sportlich. "Und wenn es kalt ist an den Abenden der Vorführungen, brauchst du auch noch Westen. " Das Wichtigste für Eisele: Am Ende muss alles zusammenpassen - bei den einzelnen Personen und beim kompletten Bühnenbild.

Im Gegensatz zu den Veranstaltungen der Vergangenheit hilft Eisele die Fahrt zum Kostümverleih nur wenig weiter: "Mützen und Westen finde ich dort, den Rest muss ich irgendwie anders zusammentragen. " So kontaktiert er auch den Bürgerladen in Vohburg, wenn er Passendes im Landhausstil sucht. "Ja, das haben wir", war die Antwort auf seine Frage. "Okay, ich schau es mir gleich mal an. "

Die Musiker, die Sänger, aber auch die Chorgruppe sollen gleich angezogen auftreten. Da geht es zum Beispiel um Rundhals-T-Shirts. Wieviele der Beteiligten eines haben? "Einer", sagt Eisele. Also besorgen. Der Chor soll naturfarbig gekleidet sein. "Braun, eventuell mit einem roten Schal", sagt Eisele. Der Dirigent passt ins Bild er Sänger - vielleicht auch mit einem roten Schal um den Hals. Die Handwerker brauchen Latzhosen, farblich passende. Die Frau des Bürgermeisters bekommt ein blaues Kostüm, Ton in Ton mit dem Blau des Hemds, der Krawatte oder auch der Weste des Rathauschefs. Eisele legt auf Kleinigkeiten wert, die dem Besucher vielleicht nicht einmal auffallen.

Gedanken macht sich Eisele immer. "Das erste Mal, wenn ich den Text lese. " Dann immer wieder: "Bei den ersten Proben. " Mit Folgen: "Da werfe ich die erste Hälfte meiner Gedanken weg. " Es folgen Proben im Freien: "Dann werfe ich von der übrig gebliebenen Hälfte nochmal die Hälfte weg. " "Anpassen" nennt Eisele diese Entwicklung. Und er betont noch einmal: "Ich mache es wirklich gerne, sonst würde ich es nicht machen. " Er sei mit Herzblut bei der Sache. "Ich steigere mich im Laufe der Zeit richtig rein in die Sache. Entweder ich mache es richtig, oder ich lasse die Finger davon. "

Immer wieder kommt Neues. Zuletzt war es der Bus, der durch das Tor in eine Szene fährt. "Da gibt es eine Busfahrerin. Die kann ja nicht irgendwie ausschauen, die muss ins Geschehen passen, auch wenn sie nur mit dem Kopf aus dem Fenster schaut. "

Regisseur Michael Bleiziffer lässt Eisele ziemlich freie Hand. "Aber so ganz egal ist es ihm nicht, was ich mache. Denn dann wäre er ein schlechter Regisseur", sagt Eisele. Also packt es der Vohburger auch, wenn Bleiziffer sagt: "Du, mach es nicht zu modern oder zu progressiv. " Denn die beiden eint, dass sie mit "Mit alle Wasser gwaschn" Erfolg haben wollen.

So zieht Eisele die ganze Truppe nach und nach theatergerecht an. "Der größte Teil der Kleidung gehört den Schauspielern", betont Eisele. Jeder Schauspieler bekommt ein Foto, auf dem zu sehen ist, wie er sich kleiden sollte. "Dann wird daheim nachgeschaut. Und wenn etwas fehlt, wird in der Familie herumgefragt: bei Vater, Mutter, Bruder, Schwester, wer denn mit welchem Kleidungsstück aushelfen könnte. "

Eisele fragt auch die Mütter der Kinder aus dem Ensemble: "Was ziehen die denn normalerweise so an? " Eine Mutter hat sogar zurückgefragt: "Braucht Ihr einen alten Schulranzen oder einen Neuen? " In dem Stück kommen sogar Verleger, Reporter und Redakteur in einer Redaktionsstube vor. Wie schauen die bei den Vorstellungen denn aus: Eisele schmunzelt: "Da lasst Euch mal überraschen. "