Edelshausen
Das i-Tüpfelchen zum feinen Gericht

Zu Besuch bei der Kräuterexpertin Monika Stegmeir, die für unsere Zeitung schreibt

08.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:15 Uhr
Die Kräuterpädagogin Monika Stegmeir in ihrem Laden in Edelshausen. −Foto: Stegmeir

Edelshausen - Quasi gegen alle Zipperlein ist bekanntlich ein Kraut gewachsen.

Zumindest laut Volksmund. Aber man muss nicht darauf warten, bis sich Krankheiten einstellen, sondern kann unzählige Kräuter auch in der Küche nutzen, um feine Geschmäcker und Gerüche zu erzielen. Während unsere Großeltern hauptsächlich die altbekannten Kräuter wie Petersilie, Schnittlauch, Kerbel, Beifuß und Liebstöckel anpflanzten und nutzten, findet man in heutigen Kräutergärten zusätzlich mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Thymian, Oregano, Salbei und Basilikum. All die genannten Würzkräuter sind aber nur ein Bruchteil der grünen Kräuterwunderwelt. Schätzungen gehen von fast tausend Kräuterpflanzen aus. Viele davon sind der Edelshausnerin Monika Stegmeir gut bekannt. Seit 2008 ist sie ausgebildete Kräuterpädagogin und ihr Hobby wurde mittlerweile zur Berufung.

Wir treffen sie bei einem Rundgang auf ihrem Grundstück. Denn die besten Entdeckungsreisen macht man nicht in fernen Ländern, sondern im eigenen Garten. "Die ersten Kräuter kommen schon raus, es geht wieder los", berichtet sie freudestrahlend. Bei ihr wächst rund ums Haus kein gepflegter Rasen, sondern eine Wiese, auf der man schon viele nützliche Helfer finden kann. Hinter dem Hofladen steht ihr ein großes Areal zur Verfügung, auf dem sie, mit Unterstützung ihrer Familie, "ihre Zöglinge" großzieht. Dort findet man nicht nur gängiges Kraut. Schafgabe, Anis-Ysop, Spitzwegerich, Johanniskraut, Koriander, Monarde (Indianernessel), Korn- und Ringelblumen. Zusätzlich Minze. Aber auch hier nicht die herkömmliche. Orangen-, Apfel-, Schokoladen-, schweizer beziehungsweise marokkanische Minze. Diese werden mehrheitlich mit Blüten gemischt zu Tee verarbeitet. "Früher war ich überhaupt keine Teetrinkerin", erzählt Stegmeir, "jetzt nehme ich täglich zwei Teelöffel der Mischung auf einen Liter. Alleine schon der Duft lässt die Laune steigen. "

Doch nicht nur in den Beeten findet sie ihre Kräuter, die sie seit 2018 in Bio-Qualität anbaut, mehrheitlich selbst verarbeitet und zu allerlei Produkten wie Öle, Essig oder Aufstriche verarbeitet. Auf dem 11000 Quadratmeter großen Hofgelände wachsen weitere schmackhafte Kräuter, die man auf den ersten Blick nicht gleich zuordnen kann.

Um ihr Wissen zu teilen, bietet die Kräuterpädagogin auf dem Hof der Familie regelmäßig Kräuterwanderungen an. Hier geht es aber nicht darum, Kräuter zu finden und zu ernten, sondern diese dienen eher als Informationsspaziergang. Denn Kräuter brauchen nach der Ernte viel Zeit, um geputzt und verarbeitet zu werden. Deshalb pflückt man am besten nur, was gerade gebraucht wird. Eine Konservierung stellt sich im normalen Haushalt nämlich relativ schwierig dar. Bei der Trocknung muss genug Luft an alle Pflanzenteile kommen, es darf nicht zu heiß und nicht zu feucht sein. Die Expertin nutzt zum Beispiel Rahmen, die mit Gazetüchern bespannt sind oder auch mal die Restwärme des Backofens.

Im vergangenen Jahr hat sie erstmals gängige Kräuter wie zum Beispiel Petersilie eingesalzen. Dabei nimmt man fünf Teile Kräuter und einen Teil Salz. Der typische Geschmack bleibt dabei erhalten, die Farbe eher nicht. Und man muss dann beim Salzen der Speisen aufpassen. Kräuterkonservierung ist also keine leichte Angelegenheit.

Deshalb gibt es nach den Kräuterwanderungen ein Treffen am großen Tisch im Wildwuchs-Hofladen, wo nochmals Fragen gestellt werden können und es weitere Anregungen gibt. Und wie man Wildkräuter in den täglichen Essensplan integrieren kann, wird durch ein von Monika Stegmeir bereits vorbereitetes schmackhaftes Drei-Gang-Menü eindrucksvoll versinnbildlicht. Neben verschiedenen Brotaufstrichen werden auch warme Gerichte angeboten. Insgesamt befinden sich die Teilnehmer vier bis fünf Stunden auf dem Hof in Edelshausen und gehen dann mit ganz anderen Augen über Felder und Wiesen spazieren, um das eine oder andere, dann bekannte, Kraut zu entdecken.

Auch die Expertin hat ihr Blickfeld auf die Welt der Kräuter nochmals erweitert. In einer umfangreichen Ausbildung hat sie sich an der Genussakademie Bayern in Kulmbach zur Gewürzsommelière ausbilden lassen. "Jetzt kann ich Kräuter und Gewürze noch besser miteinander kombinieren und das neu Erlernte meinen Kunden weitergeben", berichtet Stegmeir. Und da ihr das Ganze so viel Spaß macht und ihr Wissen mittlerweile doch recht fundiert ist, wurde sie von der Akademie nun als Dozentin verpflichtet. "Dass mich mein Hobby einmal soweit bringt, hätte ich 2008 nicht erwartet", erzählt sie stolz.

SZ

Detlef Fuhrmann