Böhmfeld
Das hohe C ist für ihn das Höchste

Böhmfelds Bürgermeister Alfred Ostermeier ist leidenschaftlicher Sänger: "Es ist das schönste Hobby der Welt"

18.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:38 Uhr

Erinnerungen, in denen Alfred Ostermeier gerne schwelgt: Als junger Mann, mit Tolle im Haar und Hornbrille, sang und schauspielerte er in seinem Internat - Foto: bsx

Böhmfeld (EK) Manche träumen von Geld und Macht, Alfred Ostermeier vom hohen C. Und wer den Bürgermeister der Gemeinde Böhmfeld kennt, weiß, hier ist nicht ein spezieller Orangensaft gemeint, sondern eine Note der Tonleiter. Die, die für Tenöre nur sehr schwer zu singen ist. „Einmal das hohe C singen, so wie der Pavarotti“, sagt Ostermeier verträumt, „das wär einfach das höchste der Gefühle“. Und während andere sich aufs Wochenende freuen, freut Alfred Ostermeier sich jede Woche auf Donnerstag.

Denn da ist die Chorprobe des Böhmfelder Kirchenchors, in dem der 66-Jährige Mitglied ist. „Singen ist mein liebstes Hobby und mein größtes Glück“, sagt Ostermeier. Seit seiner Jugend schon. Daran schuld ist gewissermaßen seine Oma. Denn die Leidenschaft zum Singen hat Ostermeier erst auf dem Internat entdeckt. „Damals war es nicht so üblich, dass Kinder vom Dorf aufs Gymnasium gehen“, sagt der gebürtige Böhmfelder. Und obwohl er später ein hervorragendes Abitur abgelegt hat, wäre er ohne einen gewissen Zwischenfall wahrscheinlich nicht aus Böhmfeld rausgekommen. „Damals kamen zwei Patres vom Orden der Redemptoristen zu uns ins Dorf“, erinnert er sich. „Meine Oma hat sie angesprochen in der Hoffnung, dass sie mich mitnehmen und ich doch noch Pfarrer werde. So bin ich auf das Internat des Ordens in Ingolstadt gekommen.“

Ein sehr musisches Internat sei das gewesen, mit einem vielseitigen Angebot, Instrumente zu lernen. „Leider hab ich mich für Geige entschieden“, sagt Ostermeier lachend. „Ich war richtig schockiert.“ Das Thema Geige habe sich deshalb schnell wieder erledigt. Dafür fand er Gefallen am Singen. „In einer Gruppe haben wir Sketche aufgeführt und gesungen. Wir waren eine wirklich rührige Gruppe.“ Rock’n’Roll sei in der Zeit im Internat allerdings weniger angesagt gewesen. „Das war ja alles sehr christlich, viel war nicht erlaubt. Mädchen schon gleich gar nicht.“

Wahrscheinlich wären die wenigsten jetzt überrascht, wenn Ostermeier nun von einer wilden Studentenzeit erzählen würde, in der er all das Verpasste wieder aufgeholt hat. Tut er aber nicht. Lediglich einen Vollbart und längere Haare habe er sich wachsen lassen, mehr Rebellion gab es nicht – und das, obwohl er sein Studium in München 1969, nur kurz nach dem legendären Studentenjahr der 68er, aufgenommen hat. „Ich war schon immer bodenständig“, sagt Ostermeier bescheiden.

Deshalb habe er sich auch musikalisch kaum verändert. „Ich mag und mochte immer schon Swing, zum Beispiel Frank Sinatra.“ Und eben das Singen. Seit mittlerweile zehn Jahren ist Ostermeier im Kirchenchor. Außerdem ist er Mitglied im Projektchor, mit dem er zu besonderen Anlässen auftritt. „Singen ist einfach das schönste Hobby der Welt. Ein schweres Lied zu singen, von dem man zunächst dachte, das schafft man nie, ist ein wahnsinnig tolles Gefühl. Und man teilt es mit der Gemeinschaft.“

Trotzdem sei er traurig, dass er auf der Schule doch nie mehr ein Instrument gelernt habe. Heute, sagt er, würde er auch ein weniger gutes Abitur gegen die Fähigkeit, ein Instrument spielen zu können, eintauschen. „Vielleicht Gitarre“, überlegt er. „Oder Mundharmonika. Irgendwas, das man eben leicht mitnehmen kann.“

In seinem Alter noch ein Instrument zu lernen, dafür fehle ihm der Impuls. Dabei muss Ostermeier nicht allzu traurig sein. Denn wie er selbst sagt, ist sein wichtiges Instrument seine Stimme. Und während es sich beim Autofahren oder unter der Dusche wahrscheinlich nur schwer Gitarre spielen lässt, kann er singen, wo er mag.