Riedenburg
Das Hochwasser ist noch nicht gebannt

Vor zehn Jahren schrammte Altmühlmünster nur knapp an einer Katastrophe vorbei

18.01.2021 | Stand 22.01.2021, 3:34 Uhr
Der Riedenburger Ortsteil Altmühlmünster wird trotz aller Bemühungen immer wieder von Hochwasser bedroht. Die Archivaufnahme entstand vor genau zehn Jahren. −Foto: Erl (Archiv)

Riedenburg - Ziemlich genau zehn Jahre liegt es zurück, dass ein starkes Hochwasser die Feuerwehren im Altmühl- und Schambachtal zwei Tage lang in Atem gehalten hat. Einsetzendes Tauwetter und Regen ließen die Gewässer anschwellen und sowohl der Main-Donau-Kanal als auch die Schambach erreichten bedrohliche Pegelstände.

Dramatisch war die Situation in Otterzhofen, wo ein Haus aufgrund eines vollgelaufenen Grabens in Richtung Thonlohe, in dem sonst das Schmelzwasser abfließt, vom Wasser bedroht wurde. Die Feuerwehr hatte das Wohnhaus mit dem Einsatz einer 2000-Liter-Pumpe schützen können. In Einthal hatte das aus dem Wald herausströmende Wasser die neu angelegte Ortsdurchfahrt überschwemmt. Erst wenige Jahre zuvor war die Bitumendecke samt Teilen des Unterbaus durch ein noch stärkerer Sturzbach aus dem Wald fortgespült worden. Die Bilder in der damaligen Ausgabe unserer Heimatzeitung zeigen ebenso eine Aufnahme von der überfluteten Schiffsanlegestelle in Riedenburg, auch ein Keller in der Dreiburgenstadt musste ausgepumpt werden.

Doch vor allem im Ortsteil Deising war die Hochwassersituation brenzlig. Bereits am Donnerstag, 13. Januar 2011, plätscherte ein kleines Rinnsal brauner Brühe die Ludwigsleite entlang. Wenige Stunden später hatte es sich bereits in einen tosenden schmutzigen Wildbach samt Wasserfall an der Bushaltestelle verwandelt, nachdem neben dem Oberflächenwasser aus den Jurahochflächen auch noch der so genannte "Gabler-Irschling", ein Hungerbrunnen, ausgebrochen war. Dank der Erfahrungen aus dem jüngsten großen Hochwasser zwei Jahre zuvor konnten Anwohner rasch die bereitliegenden mobilen Stellwände errichten und so musste die alarmierte Feuerwehr nur noch die Ritzen zwischen Wände und Straße mit Sandsäcken abdichten. Feuerwehrkräfte aus Riedenburg und Thann verstärkten die Mannschaften vor Ort oder füllten im Bauhof zusammen mit den dortigen Mitarbeitern die dringend benötigten Sandsäcke ab. An den Einsatzorten beteiligte sich die Bevölkerung ebenfalls, um den anströmenden Wassermassen Herr zu werden.

Äußerst kritisch war die Situation in Altmühlmünster, wo es zwei Jahre zuvor nur mit Hilfe einer gewaltigen vom Landkreis gestellten Pumpe gelang, die Häuser in letzter Minute vor einer Katastrophe zu bewahren. Schmelz- und Regenwasser von der weitläufigen Jurahochfläche wälzte sich durch den engen Altmühlmünsterer Grund, schwappte direkt in den kleinen Dorfbach und stellte so eine unkalkulierbare Gefahr dar.

Die befürchtete hohe Flutwelle blieb vor zehn Jahren allerdings aus. Nicht zum ersten Mal forderten die verantwortlichen Fachkräfte und Politiker danach Maßnahmen zur Entschärfung dieser permanenten Gefahrenlage. Dass inzwischen tatsächlich einige Lehren und resultierende Maßnahmen aus den Erfahrungen der vergangenen Hochwässer gezogen wurden, bestätigt Konrad Halbig (CWG) als Stadtrat und Kommandant der Feuerwehr Meihern. So wurde zusätzlich zu weiteren Schutzwänden ein Tandemanhänger angeschafft, auf dem mobile Hochwasserschutzwände samt mit Split gefüllte Sandsäcke im neuen Feuerwehrhaus von Deising gelagert werden, um für die oft schnell einsetzenden Fluten gewappnet zu sein.

Weitere neu angeschaffte Schutzwände werden im alten Feuerwehrhaus in Deising und damit an einer oftmals betroffenen Hochwasserstrecke gelagert. Zudem konnte eine Frühwarnkette zu den Feuerwehren auf den Jurahochflächen eingerichtet werden, die rechtzeitig vor einer drohenden Flutwelle warnen. "Wir sind mit dieser Technik und den Erfahrungen aus den Übungen gut aufgestellt und laufend dabei, Verbesserungen zu entwickeln", definiert Halbig die aktuelle Situation. Besonders lobt er die Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung im Notfall. Auch Bürgermeister Thomas Zehetbauer (CWG) ist mit diesen bisherigen Schutzmaßnahmen zufrieden, um schnell reagieren zu können. "Wir können so den Hochwasserschutz in gewissem Umfang bewerkstelligen", sagte er auf DK-Nachfrage. Anders stellt sich die Situation allerdings im Bereich von Altmühlmünster dar. "Enttäuschenderweise hat sich da bisher relativ wenig getan", bestätigt Martin Schwarzmeier (BGR) als Vize-Bürgermeister und Anwohner am Dorfbach von Altmühlmünster. "Wir sind dabei, ein Strömungsgutachten machen zu lassen, um in einer zusätzlichen Simulation zu sehen, wie sich ein Jahrhunderthochwasser auswirken würde. Relativ viele Häuser wären da gefährdet", informiert er. Zwar ist so ein Jahrhunderthochwasser bislang noch nicht eingetreten, aber eine notwendige staatliche Förderung von Hochwasserschutzmaßnahmen wäre nur unter Einbeziehung dieser Kategorie möglich. "Ohne Fördermittel könnte das die Stadtkasse nicht stemmen", versichert Schwarzmeier. Das Wasserwirtschaftsamt favorisiert die Möglichkeit, eine Flutwelle aus den Jurahöhen bereits im Münsterer Grund zurückzu halten und dadurch die Häuser im Ort zu schützen. "Aber wegen Corona wird sich da jetzt wenig tun", lautet seine Einschätzung.

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