Neuburg
"Das Haus geben wir nicht mehr her"

2004 verkauft und 2013 noch nicht fertig: Stadt will Hugenottenhaus zurückhaben

14.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:37 Uhr

Mächtig zeigt sich die Stadtmauer vor dem Oberen Tor. Oben ist das sogenannte Hugenottenhaus angebaut, das die Stadt an Privateigentümer verkauft hat und jetzt wieder zurückhaben will - Foto: r

Neuburg (r) Das Hugenottenhaus hat einiges erlebt, jetzt steht ein neues Kapitel bevor. Die Stadt will das vor acht Jahren an eine Familie verkaufte Baudenkmal wieder zurückhaben. Begründung: Die neuen Eigentümer hätten die Sanierung schleifen lassen und das Haus sei eine einzige Baustelle.

Es handelt sich um ein besonderes Haus: Im Kern 600 Jahre alt, zwei Etagen direkt in der Stadtmauer zwischen Münz und Oberem Tor. Dazu kommen zwei Gärten entlang der Stadtmauerbastei. Nicht nur die Heimatpfleger schüttelten den Kopf, als die Stadtpolitik das historische Anwesen 2004 unbedingt loswerden wollte. Letztlich griff ein Ehepaar mit zwei Kindern bei einem Preis von 140 000 Euro zu.

Das Hugenottenhaus ist immer noch unbewohnt, die Sanierung zieht sich hin. Die neuen Eigentümer ließen sich Zeit, langen meist selber am Wochenende hin. Sieben von 13 Zimmern seien fertig, die Gasheizung sei anschlussbereit. Mittlerweile studieren die beiden Kinder und die berufstätigen Eltern investieren ihre freie Zeit in das Baudenkmal in der Stadtmauer.

Mit bisher beauftragten Handwerksfirmen habe man bis auf eine Ausnahme Pech gehabt, so die Bauherren. Die Eingriffe seien zu stark gewesen, man wolle Bestandserhaltung und subtiles Vorgehen.

Der Notarvertrag von 2004 enthielt einen Passus, wonach die Stadt das Anwesen innerhalb von fünf Jahren zurückkaufen kann, wenn es nicht saniert ist. Die Frist verging, drei weitere Jahre kamen hinzu. Im Jahresbericht 2009 lobte das Bauamt noch das Engagement der Familie, im Herbst 2012 änderte sich der Ton. Die Eigentümer fielen aus allen Wolken, als die Stadtverwaltung schriftlich die „Rückholung“ ankündigte. Ein harter Schriftwechsel folgte.

Die Bauherren nehmen ungern Stellung zu dem Thema. Auf Anfrage sagen sie, dass sie sich vom Vorgehen der Stadt „überrollt“ sehen. In siebeneinhalb Jahren habe kein einziges Mal ein Baubeamter oder Vertreter der Stadt zu erkennen gegeben, dass man sich beeilen soll. „Niemand hat mit uns darüber geredet“, versichert der Eigentümer. Dem Ingenieur und seiner Frau ist die Enttäuschung über das plötzlich massive Vorgehen der Stadt Neuburg anzumerken.

Die Baustelle sei schwer zugänglich, für Lkw nicht direkt anzufahren. Im Münzhof – er gehört der Stadt – dürfe nur kurz be- und entladen werden. „Hier ist alles brutale Handarbeit“, beschreibt die Eigentümerfamilie ihre bisherigen Bemühungen. Bauschutt sei in Eimern herauszutragen, Mörtel kübelweise hineinzutragen. Deshalb stehen auch hundert Eimer herum. Eins steht für die Familie fest: „Unser Haus geben wir freiwillig nicht mehr her.“ Allerdings gibt es bereits einen Beschluss des Bauausschusses, den Rückkauf des Hugenottenhauses rechtlich durchzusetzen. Auch der Stadtrat hat das Thema nichtöffentlich behandelt. Er beauftragte den Bauausschuss, das Hugenottenhaus in seiner Sitzung am morgigen Mittwoch zu besichtigen.