Ingolstadt
Das Haus der 30 Löcher

Nachforschungen an der Bausubstanz: Statiker überprüft Tragfähigkeit der Decken im Technischen Rathaus an der Spitalstraße

09.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr

Alles klar bei Stahl und Beton? Ein Statiker hat am Freitag den Putz unter einer Decke im dritten Stock des Spitalgebäudes entfernt, um sich einen Eindruck von der Bewehrung zu verschaffen (links). Der monströse Bau an der Spitalstraße ist seit Monaten eingerüstet und birgt einiges an Sanierungspotenzial. Nunmehr sollen erst einmal bislang fehlende Daten zur Statik erhoben werden. - Fotos: Eberl

Ingolstadt (DK) Nix Genaues weiß man nicht - ja, dann muss man halt mal näher nachschauen. Das alte Spitalgebäude an der gleichnamigen Straße, seit Jahrzehnten als Technisches Rathaus genutzt und damit Heimat vieler Baufachleute, gibt ebendiesen manches Rätsel auf.

Wie schon wiederholt berichtet, sind an dem 1952 errichteten monströsen Bauwerk, das einfach in die Jahre gekommen ist, größere Eingriffe (zum Beispiel am Dach) in nächster Zeit unvermeidlich. Zunächst soll aber jetzt überprüft werden, ob die Tragfähigkeit der Betondecken allen modernen statischen Anforderungen genügt.

Damit kein Missverständnis entsteht: Der Spitalkomplex ist nach allem, was man bei der Stadt weiß, nicht einsturzgefährdet. Tatsächlich waren aber im vorigen Jahr wohl unter den Mitarbeitern der Baubehörden Gerüchte in Umlauf gekommen, wonach Unsicherheit hinsichtlich der Bausubstanz bestehe, und diese Gerüchte haben einen wahren Kern: Der Heilig-Geist-Stiftung als Eigentümerin und damit auch der Stadt als Mieterin fehlen in den Bauunterlagen wichtige Dokumente zur Statik. Diese Daten sollen nun im Rahmen einer Begutachtung erhoben und nachgereicht werden.

Am Freitag hat ein von der Gemeinnützen Wohnungsbaugesellschaft (die GWG erledigt seit Jahren technische Arbeiten für die Stiftung) beauftragter Statiker ein erstes Loch in die Decke zwischen drittem Stock und erstem Dachgeschoss des früheren Spitals gebohrt und sich die dortige Bewehrung, also die im Beton verlegten Stahlträger und -matten, angeschaut. Beunruhigende Erkenntnisse gab es dabei offenbar nicht.

Alexander Bendzko, Prokurist und technischer Leiter bei der GWG, erklärt die Sondierungen so: "Die haben damals ja nicht schlecht gearbeitet, aber wir waren halt nicht dabei und haben eben keine Unterlagen darüber. Jetzt wollen wir einfach mal wissen: Was haben die damals gemacht"

Etwa 30 Löcher will der Statiker mit einem Handwerkerteam in nächster Zeit auf allen Etagen quer durch den Bau in die Betondecken schlagen oder bohren, um sich so in einem repräsentativen Querschnitt ein Bild von der Stabilität zu machen. Aufgrund der Einblicke wird er ein Gutachten erstellen. Die dort angestellten Berechnungen sollen dann noch von einem anderen Statikbüro überprüft werden. Dass anschließend Deckensanierungen anstehen, gilt als unwahrscheinlich, völlig ausschließen kann das aber derzeit niemand.

Der städtische Rechtsreferent Dirk Müller, als Geschäftsführer der Heilig-Geist-Stiftung praktisch Hausherr im Spitalgebäude, führt vor allem die ordnungsrechtlichen Aspekte der Überprüfung an. Seit Jahrzehnten sei das Fehlen der Statikunterlagen vom städtischen Bauordnungsamt quasi toleriert worden. Nun aber bestehe endlich Gelegenheit, "diese Dokumente beizubringen".