"Das hast du drauf – oder eben nicht"

29.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:32 Uhr

Erfolgreichstes Familienmitglied: Christian Donath war schon Europameister. - Foto: Ermert

Rohrbach (PK) "Alles – ganz einfach alles", sagt Christian Donath im Hereinkommen. Noch bevor er sich setzt, hat er kurz und knapp beantwortet, was sein Bruder Manfred lang und breit erklären wollte. Felgen, Reifen, Stoßdämpfer, Aufhängung, Chassis, Akku, Spur, Sturz, Nachlauf, Stabilisatoren – alles lässt sich bei einem Modellrennauto einstellen. "Sogar noch mehr als in einem Formel 1-Auto." Gesagt, gegrinst. Von einem, der es wissen muss. Mit 17 Jahren holte sich Christian Donath die Deutsche Meisterschaft. Kurz darauf die Europameisterschaft in Grenoble. Bei der WM in Tokio belegte er den vierten Platz. "Wie der gefahren ist, das kannst du dir nicht vorstellen", hatte sein Bruder nur Minuten vorher hinter vorgehaltener Hand gesagt. "Hammer! Einfach nur Hammer!"

Ein Modellauto-Gen

Geschmeidige Tourenwagen, kräftige Fighter Buggys und liebevoll verzierte Beatles – so sieht die zweite Welt der Donaths aus. Im Rohrbacher Gewerbegebiet betreibt Mutter Barbara ein Bastelgeschäft, in dem sie auch Modellbedarf verkauft. Die Leidenschaft hat mit Wilhelm Donath der Vater mit in die Familie gebracht. Er war passionierter Modellflieger – ein Gen, das er direkt auf seine Söhne übertragen hat. Manfred begann mit 17 Jahren an Modellautos herumzubasteln. "Das Fliegen war mir zu kompliziert. Mit den Autos konnten wir den eigenen Garten unsicher machen", erinnert er sich an die Anfänge, als er mit seinem fünf Jahre jüngeren Bruder in das Paralleluniversum der Modellrennen eingetaucht ist.

Manfred hat es immer als reines Hobby, nur so zum Spaß betrieben. Er fährt zwar auf Rennen, aber geht die Sache stets locker an. "Wenn es jemand zu Ernst nimmt, nehme ich Reißaus", sagt er und beichtet, nie ein wirklicher Trainingsweltmeister gewesen zu sein. "Wenn ich meine Ruhe haben und allein sein will. Wenn unsere kleine Sandra quengelt oder wir gemeinsam ein wenig Spaß haben wollen", berichtet er von den eher seltenen Gängen auf den Speicher, wo die Bahn immer auf jemanden wartet, der herumhantieren oder üben möchte.

Oma und Opa spielen mit

Das Virus hat die gesamte Familie infiziert. Manfreds Frau Tanja, Christians Freundin Silvia, auch Barbara und Wilhelm – sie alle lassen die Autos liebend gerne im Kreis fahren. "Es ist uns allen das größte Vergnügen, an ihnen herumzubasteln, um eine möglichst optimale Einstellung zu finden", sagt Barbara Donath. Bei den Rennen gehen ihnen zudem mit Alfred Müller, Florian Wilkening und Roswitha Kollmannsberger einige enge Freunde der Familie zur Hand. Oma Josefa und Opa Rupert sowieso.

Der Spaß steht bei ihnen allen immer im Vordergrund. Sobald das Rennen startet, bildet sich trotzdem bei allen Donaths gehörig Schaum vor dem Mund. "Klar will ich gewinnen. Das will jeder von uns – und zwar immer", spricht Tanja Donath von einer gehörigen Portion Ehrgeiz, die sich bei den Rennen nicht leugnen lässt. Wenn die Frauen mit ihren liebevoll verzierten Beatles an den Start gingen, sei es am schlimmsten. Dagegen seien die Rennen der Männer fast schon kleine Freundschaftsspielchen, sagt Tanja.

Aber auch die Männer der Familie wollen es wissen. Das hat ihnen Christian jahrelang vorgemacht. Er ist der eigentliche Grund, wieso es die Bahn des Geisterfahrerclubs im Donath-Speicher überhaupt gibt. "Er brauchte bessere Trainingsmöglichkeiten, als er den Sport noch richtig Ernst genommen hat", blickt Manfred um Jahre zurück, als die Offroad-Bahn im eigenen Garten für seinen Bruder nicht mehr genug war. Damals, als Jugendlicher, trainierte Christian fast ständig, bastelte und schraubte in jeder freien Minute an seinem Buggy herum. Der Erfolg gab ihm Recht. In ganz Deutschland war er bis vor einigen Jahren unterwegs – und feierte überall große Siege. "Dann kamen andere Interessen, die Arbeit", erklärt er seinen Rückzug auf die Hobbyschiene. "Und das große, ,echte’ Auto, das machte auch was aus", verrät sein großer Bruder nebenbei. So zeitraubend wie früher will Christian sein Hobby nicht mehr betreiben. Spaß bereitet es ihm immer noch. "Die Faszination hat nie abgenommen."

Es geht immer besser

Auf was es beim Modelrennen ankommt, weiß kaum jemand so gut wie er. Das Technische, das Tunen des Autos mache viel aus, beginnt er zu erzählen. Die perfekte Einstellung habe er in all den Jahren nie gefunden. "Wir arbeiten im Zehntelmillimeter-Bereich. Und es geht immer noch ein bisschen besser", beschreibt er das ständige Streben nach der unerreichbaren Perfektion. Das selbe gilt für das Beschleunigen, Bremsen und Lenken der Modellautos. "Ein ideales Rennen ist noch keinem Fahrer der Welt gelungen", spricht er von hohen Anforderungen, die der Sport in den nur wenigen Minuten dauernden Rennen stellt.

Training sei das A und O. Konzentration. Tagesform. Auf all das komme es an, sagt Christian Donath. Nicht zuletzt spiele auch das Talent eine erhebliche Rolle. "Der eine trifft den Bremspunkt einfach, der andere findet ihn nie. Das hast du drauf – oder eben nicht."

In diesem Jahr feiert der GFC-Wintercup sein zehnjähriges Jubiläum. Favoriten kennt die Rennserie nicht. Aus einem Umkreis von rund 60 Kilometern kommen die Starter nach Rohrbach. Monat für Monat. Alle haben Siegchancen. Sie kommen, um einem faszinierenden Hobby zu frönen. Um Spaß an ihrem Sport zu haben. Um Neuigkeiten auszutauschen und auch um neue Interessenten für Modellrennen zu begeistern. Am Ende wiederholt sich Christian Donath fast, als er das Faszinosum Modellrennsport auf den Punkt bringen will. "All das, ganz einfach all das zusammen – das macht es aus."