Neuburg
Das gymnasiale Understatement ist unnötig

Junge Musiker am Descartes zeigen wahre Klasse und hätten viel mehr Aufmerksamkeit verdient

02.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Fein phrasierend und rhythmisch ausgesprochen akkurat: der von Johannes Fiedler geleitete Schulchor. - Fotos: Heumann

Neuburg (DK) Kleiner Geheimtipp bei chorischen Nachwuchssorgen: sich am Schulchor des Descartes-Gymnasiums schadlos halten! Überhaupt bleibt da auch in karrieregestylten Schulzeiten respektabel viel Raum fürs Musische.

Und, so erfährt man, zählen die Musik-Abiturienten zu den Jahrgangsbesten. Siehe: Man – mehrheitlich freilich „frau“ – kann’s auch mit so was „Nebensächlichem“ zu was bringen. Und dass man gerade in der musikantischen Ausübung ganz viel Sozialkompetenz mitbekommt, kann interdisziplinär nur karriereförderlich sein.

Zurück aber zum Chor. Wie sauber hier phrasiert wird, wie dynamisch akkurat da gearbeitet wird, welche Freude in Summa das Zuhören dann macht, davon könnte jeder andere Chor nur profitieren. Freilich, diese zwei Einschränkungen gelten leider: Schul- und Gymnasialchöre zumal leiden unter permanenten Verflüchtigungstendenzen, zu jedem Schuljahrsende hin und mit Studienbeginn dann endgültig zumeist. Zweitens, das mit der sängerischen Männerquote ist eine Katastrophe: Was ist denn aus dem Land mit seinen einst so stolzen Männerchören geworden?

Dass sich die vorzügliche Renaissance-Formation auch zu Schlossfest-Tagen ganz in die eigene Schulaula verkriecht, ist schade. Aber man bleibt, der Eindruck entsteht allenthalben, bei dieser Schule gern unter sich. Marketing ist jedenfalls nicht die gymnasiale Stärke. Auch mit seinen hier längst selbstverständlichen Bläserklassen pflegt die Anstalt vornehmes Understatement. Dabei führt der Weg heute bis zum Musik-Abitur, und wie gesagt: Es sind nicht die schlechtesten! In verschiedenen Formationen wird dafür der Grundstock gelegt, mit der gern apostrophierten wertvollen Basisarbeit indes ist hier noch lange nicht Schluss.

Schöne Quintessenz aller dieser Bemühungen markiert schlussendlich das Schulorchester. Alle Kräfte wollen hier gebündelt sein. Nicht immer ein leichtes Unterfangen, alle einzubinden und exakt mit dem Verfügbaren auch auszukommen. Da kann nicht wie bei einem Profiorchester Fehlendes dazuengagiert werden, da muss sich gegebenenfalls eben die Komposition nach dem Orchester richten und nicht umgekehrt. Georg Friedrich Händel und seiner Feuerwerksmusik bekommt der nötige Zuschnitt vorzüglich, Georges Bizet besticht einmal mehr mit sehr viel Schwung.