Leserbrief
Das Gute nicht übersehen

17.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:51 Uhr

Zur Ilmtalklinik: Vor Kurzem hatte ich Besuch: meinen Bruder, seine Frau und die beiden Enkeltöchter, vier und drei Jahre.

Alles war schön und lief glatt, aber einmal passierte es dann doch: Die Kleinere der beiden fällt von der Rutsche auf ihren Arm und hat starke Schmerzen. Da sie sonst nicht so zimperlich ist, werden die Großeltern nach einiger Zeit unruhig, und so beschließen wir noch um 19.30 Uhr ins Krankenhaus nach Pfaffenhofen zu fahren. Man muss sich doch absichern.

Eine Sorge begleitet uns: Wir haben die Chip-Karten der Kinder nicht dabei. In der Notaufnahme werden wir sehr freundlich empfangen, die Chipkarte können wir nachreichen, dann geht es zur diensthabenden Kinderärztin. Und nach zehn Minuten kommt man mit der frohen Gewissheit wieder: Heute tut es noch weh, aber morgen ist alles wieder okay. Den einzigen verbleibenden Kummer an diesem Abend hat die Ältere der beiden, weil die Zeit im Wartezimmer zu kurz war, um das angefangene Spiel zu Ende zu bringen.
Warum schreibe ich diese Begebenheit für die Zeitung? Nicht als Lobhudelei aber als Dank für eine qualifizierte und zuverlässige Arbeit. Vor allem aber, weil ich meine, dass es heute eine Tendenz gibt, eher das Negative zu benennen und dabei auch oft noch das schlecht zu reden, was wirklich selbstverständlich und gut, manchmal hervorragend, läuft. Es ist ja bekanntlich so, dass nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten sind. Es kann aber auch sein, dass dabei das wirklich Gute übersehen und vergessen wird, und das kann durchaus böse Folgen haben.
Pater Wolfgang Hubert

Kloster Scheyern