Riedenburg
Das Grün verschwindet, das Problem bleibt

Spezialfirma mäht die Wasserpflanzen im Agathasee – Kritik an der Vorgehensweise der Stadt

19.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:46 Uhr

 

Riedenburg (sja/rat) Die Riedenburger Wasserratten können aufatmen: Ein Mähboot hat gestern den üppigen Bewuchs an Wasserpflanzen im Agathasee größtenteils beseitigt. Für einige Kritiker kommt diese Aktion allerdings zu spät. Zudem ist offen, ob das ungeliebte Grün nun dauerhaft verschwunden bleibt.

Nur ein paar Schwimmer tummelten sich gestern Vormittag im Agathasee. Das lag aber nicht allein am schlechten Wetter. Denn das Wasser des Badesees beim Riedenburger Ortsteil Gundlfing mussten sie sich mit zwei Booten teilen. Eines der Gefährte mähte den Grund des Gewässers, das andere sammelte die losen Pflanzen ein. Damit hat die Stadt Riedenburg das Problem am Agathasee nach mehreren Monaten des Wartens nun gelöst – zumindest vorerst.

Wie lange das Grün verschwunden bleibt, vermag derzeit allerdings niemand zu sagen. „Wir sind etwas ratlos“, sagt der städtische Bauamtsleiter Walter Schattat. Derzeit fehle der Kommune der Ansatzpunkt für eine Ursachenforschung. Das Wetter, der geringe Appetit der Fische oder eine erhöhte Nährstoffkonzentration im Wasser – all das will er als Grund für die wuchernden Pflanzen nicht ausschließen. Bürgermeister Michael Schneider (CSU) will deshalb Kontakt zum Bezirksfischereiverband und zum Landratsamt Kelheim aufnehmen und nach einer dauerhaften Lösung suchen, eventuell über den Besatz mit Graskarpfen. Die Tiere stammen ursprünglich aus einer warmen Region in China. „Sie vermehren sich nur bei hohen Wassertemperaturen, die in Riedenburg nicht erreicht werden“, erklärt Ludolf Wasner, der Vize-Vorsitzende des Altmühl-Fischereivereins. Auch der Appetit der Pflanzenfresser würde erst einsetzen, wenn das Gewässer über 20 Grad aufweist. Da Graskarpfen von den Fischern gerne gefangen werden und manche auf natürliche Weise sterben, müsste eigentlich alle zwei bis drei Jahre nachbesetzt werden. „Der Stadtrat wird sich wieder mit dem Thema auseinandersetzen“, ist sich der Rathauschef daher sicher. Sowohl er als auch Schattat machen jedoch keinen Hehl aus der Tatsache, dass eine endgültige Lösung möglicherweise gar nicht existiert.

Tatsächlich war der Bewuchs über Jahre hinweg kein Thema. Erst in den vergangenen Wochen war das quirlblättrige Tausendblatt im Agathasee derart stark aufgetreten, dass das Grün aus der Wasseroberfläche herausragte und viele Schwimmer massiv störte – wie schon im Vorjahr. „Einige sind gar nicht mehr gekommen“, berichtet Tobias Schweiger. Der Stadtrat der Bürgerliste bekam den Ärger der Badegäste als Betreiber des Kiosks am See oft direkt ab. Bittere Beschwerden der Besucher habe er dabei zu hören bekommen. Diesen Unmut kann Schweiger durchaus teilen. „Es ist zwar schön, dass der See gemäht wird“, sagt er. Zum jetzigen Zeitpunkt sei das aber eine „Kosmetikkorrektur“. Zufrieden wäre er gewesen, wenn die Stadt rund acht Wochen früher gehandelt hätte. Kritik muss sich die Rathausführung auch aus den Reihen des Altmühl-Fischereivereins anhören (siehe eigenen Bericht).

Den See früher zu mähen war nach Auskunft von Schattat jedoch nicht möglich. Wie berichtet, musste die Kommune auf Anweisung der Behörden zunächst die Laichzeit der Fische abwarten. „Und dann haben wir auf die Firma warten müssen“, berichtet der Bauamtsleiter. Bei der rund 2000 Euro teuren Aktion verschwindet der komplette Bewuchs bei den Liegewiesen am westlichen Ufer. Am gegenüberliegenden Bereich lässt die Kommune die Pflanzen größtenteils stehen. Bereits ab heute sollen die Badegäste den Agathasee dann wieder uneingeschränkt nutzen können. Vielen Freunden des beliebten Gewässers kommt das jedoch zu spät.