Aichach
Das Glyphosat-Signal

Aichachs Stadtrat verbietet Einsatz des umstrittenen Unkrautvernichters auf sämtlichen städtischen Pachtflächen

19.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr

Aichach (SZ) Die Stadt Aichach hat ein umweltpolitisches Signal gesetzt. Mit einer knappen Mehrheit von 15:13 Stimmen beschloss der Stadtrat nach kontroverser Diskussion, den Einsatz von Glyphosat auf sämtlichen verpachteten städtischen Flächen zu untersagen.

Sofern die Pächter nicht freiwillig auf den umstrittenen Unkrautvernichter verzichten, sollen deren Verträge zum 30. September 2018 gekündigt werden. Kontrollen wird es allerdings nicht geben.

Dafür fehlten sowohl das Know-how, als auch das Personal, wie Bürgermeister Klaus Habermann ausführte. Dass man mit einem Verbot die Welt wohl nicht retten werde, hatte zuvor auch Wilhelm Rottenkolber, Leiter der städtischen Finanzverwaltung, ausgeführt. 22 Pachtverträge für Ackerflächen mit einer Gesamtfläche von rund 22 Hektar gibt es momentan. Dazu kommen 40 Verträge über Grünland, rund 50 Pachtverträge zur Nutzung öffentlicher Flächen in unterschiedlichen Größen und 13 Verträge für insgesamt 19 Krautgartenbeete. Allesamt sollen zunächst auf freiwilliger Basis ihren Verzicht auf den Einsatz von Glyphosat erklären. Wer das Schreiben der Stadt nicht entsprechend beantwortet, muss mit einer Kündigung des Pachtvertrages rechnen.

In der erwartungsgemäß kontroversen Diskussion wurde deutlich, wie emotional behaftet das Thema Glyphosat ist - unabhängig von der Frage, ob es nun tatsächlich krebserregend ist oder nicht. "Das Einzige, was man bisher sicher weiß, ist, dass man nichts sicher weiß", formulierte Antragsteller Marc Sturm (CSU). Es gehe ihm keineswegs darum, Landwirte zu verunglimpfen. Es gehe einzig darum, als Kommune ein Zeichen zu setzen, um so den Ängsten der Bürger Rechnung zu tragen. Regelrecht begeistert ob des Vorstoßes ihres CSU-Kollegen zeigte sich Umweltreferentin Magdalena Federlin (Grüne). Als Stadtrat trage man die Verantwortung dafür, "dass die städtischen Flächen auch für die nächsten Generationen fruchtbar bleiben". Die Kommune müsse Vorbildfunktion übernehmen, erklärte Federlin. Die Forderung, Glyphosat zu verbieten, werde europaweit von Millionen Bürgern "unterfüttert" und sei keineswegs die Idee von ein paar Spinnern. Nur noch den Kopf schütteln wollten da die praktizierenden Landwirte im Gremium. Völlig ausgelutscht sei das Thema, ärgerte sich Landwirtschaftsreferent Anton Friedl (CSU). Man lasse sich als Bauer einfach nicht mehr alles in die Schuhe schieben. "Aber es verstehen ja eh alle alles besser als wir Bauern, die das Mittel anwenden", so Friedl sarkastisch. Man sei gut beraten, sich einfach an den Gesetzgeber zu halten, unterstrich Manfred Huber (FWG) mit Blick auf die mit viel politischem Gezänk verbundene Zulassungs-Verlängerung des Unkrautvernichtungsmittels auf EU-Ebene.