Das Geheimnis eines Bauernhofs

09.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:35 Uhr

Jörg Geiger wird Hausherr im alten Bauernhof. Ab dem Frühjahr soll das Anwesen in der Griesbadgasse, das der Familie von CSU-Stadtrat Rudolf Geiger gehört, renoviert werden. Wie bei vergleichbaren Projekten in der Altstadt üblich, zahlt die Stadt einen Zuschuss. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Geheimniskrämerei statt Transparenz: Im nichtöffentlichen Teil hat der Finanzausschuss einen Zuschuss für die private Sanierung eines Altstadthauses genehmigt. Das wäre nichts Besonderes gewesen – wenn nicht im Antrag der Stadtbaurätin der Name des Bauherrn gefehlt hätte.

Über die anonym gehaltene Vorlage wunderten sich nicht nur die Stadträte der Opposition, sondern auch der Freien Wähler, wie von Teilnehmern der Sitzung zu erfahren war. Denn es galt bisher immer als gängige Praxis, dass bei der kommunalen Förderung solcher Sanierungsprojekte neben der Adresse des Anwesens auch der Name des Privatinvestors genannt wird. Schließlich ist es im öffentlichen Interesse, wenn leer stehende Altstadthäuser endlich renoviert und hergerichtet werden.

Auch im konkreten Fall, einem früheren Bauernhof in der Griesbadgasse beim Storchenwirt, hätte es keinen Grund gegeben, den Namen des Bauherrn zu verschweigen.

"Meine Großeltern waren Bauern", sagte Edeltraud Geiger zum DK, "ich bin in dem Haus geboren. Hier sind die Wurzeln der Familie." Die Frau von CSU-Stadtrat Rudolf Geiger, die das Gebäude geerbt hat, redet ganz offen – anders als die Stadtplaner in ihrem Antrag – über das Bauvorhaben. Sie habe mit der Sanierung einige Jahre gezögert, weil sie erst abwarten wollte, wie es mit dem Storchenwirt weitergeht. Ab dem nächsten Frühjahr soll der alte Bauernhof für Wohnzwecke renoviert werden, mit strengen Auflagen der amtlichen Denkmalschützer. Jörg, der Sohn der Geigers, will später mit seiner Freundin in die 100-Quadratmeter-Wohnung einziehen.

Der ganze Umbau soll rund 370 000 Euro kosten. Von der Städtebauförderung gibt es 78 000 Euro, der städtische Zuschussanteil liegt bei 31 200 Euro. Das Haus steht im ausgewiesenen Sanierungsgebiet.

Ebenfalls im nichtöffentlichen Teil des Ausschusses ist Finanzbürgermeister Albert Wittmann nur knapp an einer Abstimmungsniederlage vorbeigeschrammt. Der Kämmerer hatte sich geweigert, mit der Evangelischen Aussiedlerarbeit einen Vertrag über zwei Jahre für verschiedene Projekte der Sozialen Stadt abzuschließen. Zum Beispiel für die Fortführung des Mittagstischs im Stadtteiltreff La Fattoria und die Fahrradwerkstatt im Konradviertel. Wittmann änderte den Antrag der Stadtplaner und forderte, den Vertrag zunächst auf ein Jahr zu befristen. Doch da wollten ihm selbst die Koalitionspartner von den Freien Wählern nicht folgen. Nur mit Hilfe von Christel Ernst (FDP) brachte es der Kämmerer auf eine Mehrheit von sieben zu fünf Stimmen.