Thalmässing
Das Gedenken hat jetzt einen Ort

Granitsäule mit den Namen ermorderter Thalmässinger Juden wird am Sonntag eingeweiht

13.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:41 Uhr

Thalmässing (al) Über Jahrhunderte haben jüdische Bürger das Leben in Thalmässing geprägt - viele Spuren davon gibt es heute nicht mehr.

Auch daran, dass das Leben der letzten noch in Thalmässing lebenden Juden in Konzentrationslagern ausgelöscht wurde, hat viele Jahrzehnte nichts erinnert. Seit Kurzem gibt es nun einen Gedenkstein, der am kommenden Sonntag offiziell eingeweiht wird.

Nicht mehr viele sichtbare Zeichen erinnern noch daran, dass in Thalmässing über lange Zeit Juden und Christen einträchtig miteinander gelebt haben: Eine ganze Reihe von alten Gebäuden, die Thalmässing sein unverwechselbares Gesicht geben, waren einst im jüdischen Besitz. Die 1857/1858 neu gebaute Synagoge wurde, nachdem sie bereits jahrzehntelang nicht mehr für religiöse Zwecke genutzt worden war, 1972 abgerissen, die einstige jüdische Religions- und Elementarschule ist schon lange in Privatbesitz. Am Ortsrand gibt es noch einen jüdischen Friedhof.

Nahe der Stelle, an der die Synagoge stand, wurde im Jahr 2000 ein großer Findling aufgestellt, für den die ehemalige Thalmässinger Jüdin Emma Neuburger, die damals in Israel lebte, den Text ausgewählt hatte. An die während der Nazidiktatur deportierten und ermordeten Juden erinnerte seither jedoch nichts - nur die Aufzeichnungen in Archiven. Dieser Umstand hat Willi Weglehner, ehemaliger Lehrer und heutiger Schriftsteller, nicht ruhen lassen. Er war viele Jahre mit der inzwischen verstorbenen Emma Neuburger befreundet und pflegt auch die Kontakte zu ihren Nachfahren. Ihm war es wichtig, an die Thalmässinger Juden zu erinnern, "die in einer Nacht- und Nebelaktion in Sammelunterkünfte verschleppt worden sind, von wo sie deportiert wurden". Die Säule vor den Synagoge in Georgensgmünd, auf der auch die Namen der in der Nazizeit deportierten Juden aus Thalmässing stehen, war der letzte Anstoß für Weglehner, einen Antrag zu stellen, dass ein Gedenkstein in Thalmässing errichtet wird. Der sollte im Thalmässinger Judenfriedhof stehen, dort, wo die Ermorderen hingehört hätten und wo sie keinen Grabstein haben. Hartnäckig verfolgte Weglehner sein Ziel, heute ist er begeistert über die Umsetzung seiner Idee. "Der Stein ist wundervoll geworden", urteilt er.

Fast zwei Jahre musste Weglehner warten, bis der Gedenkstein aufgestellt wurde. Allerdings nicht im Friedhof, wie ursprünglich gedacht, sondern daneben. Dort wurde ein Platz mit Granitsteinen gepflastert, vier Birken wurden an den Ecken gepflanzt. Auf dem dreieckigen Gedenkstein stehen die Namen der 33 Juden, die deportiert und später ermordet wurden, und der Satz: "Den Thalmässinger Juden, die der Nazidiktatur zum Opfer fielen. Sie haben weder Grab noch Grabstein. "

Am kommenden Sonntag, 16. September, um 11 Uhr wird der Gedenkstein eingeweiht. Zu diesem Festakt werden auch Nachfahren der ermorderten Thalmässinger Bürger erwartet.