Neuburg
Das Finale knapp verpasst

Die Neuburgerin Carola Schmidt landet bei Kanu-Europameisterschaften in Frankreich auf Platz vier

27.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:32 Uhr

Getrennt unterwegs: Während Carola Schmidt (links) zurzeit bei den Europameisterschaften weilt, geht Sarah Winter bei den Bayerischen Meisterschaften in Neuburg an den Start - Foto: S. Hoffmann

Neuburg (DK) Der Neuburgerin Carola Schmidt hat bei den Junioren-Europameisterschaften den Einzug in die Finalrunde knapp verpasst. In der Sprintdisziplin mit ihrer Partnerin Larissa Schilde aus Koblenz fehlten ihr im Semifinale 24 Hundertstelsekunden. Am Ende landete sie auf Platz vier.

Doch alleine die Teilnahme an den Europameisterschaften war für die 17-Jährige ein großer Erfolg. „Wir sehen das mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Monika Sandner, Sprecherin des DRC Neuburg. Denn die Europameisterschaften überschneiden sich terminlich mit dem großen Heimspiel für die Neuburger Kanuten. Während Schmidt noch bis zum Ende der Woche in Mantes-La-Jolie im Norden Frankreichs weilt, findet an diesem Wochenende gleichzeitig die Bayerische Kanumeisterschaft auf dem Joshofener Weiher statt. Ausgerechnet beim Heimspiel der Neuburger, die Ausrichter des Wettbewerbs sind, wird die 17-jährige Medaillensammlerin fehlen.

Dennoch, die Freude über den Erfolg bei den Neuburger Paddlern sei riesig gewesen, als die Nachricht im Verein eintraf, bekräftigt Sportwart Norbert Winter – ist Carola Schmidt doch erst das zweite Vereinsmitglied und die erste Frau aus Neuburg überhaupt, die an einer Europameisterschaft im Kanusprint teilnehmen darf. Vor ihr hat dies nur Hans Sandner im Jahr 1969 geschafft. Zwar sei Schmidt mit Sicherheit etwas enttäuscht, dass es nicht für das Finale gereicht habe, erklärt Sandner, „doch sie war in den letzten Tagen auch etwas erkältet, sonst wäre bestimmt mehr möglich gewesen.“

Wer Carola Schmidt kennt, der weiß, dass die amtierende Deutsche Jugend-Meisterin über 500 und 5000 Meter eher schüchtern reagiert, wenn sie auf ihre Erfolge angesprochen wird. „Ja, ich freu’ mich natürlich schon“, sagte sie vor den Meisterschaften. „Es war bis jetzt dieses Jahr schon ein bisschen stressig. Aber man darf sich halt nicht so unter Druck setzen lassen.“ Auch mit dieser Aussage stellt Schmidt ihre Leistung unter den Scheffel. Sportwart Norbert Winter findet da schon andere Worte: „Bis jetzt war es immer so, dass unsere Regattamannschaft bis Ende April mit der Vorbereitung auf die Saison beschäftigt war. Grundlagen und Ausdauer wurden da noch trainiert. Dieses Jahr aber haben sie in diesem Zeitraum schon die wichtigste Regatta auf nationaler Ebene überhaupt absolviert.“

Mit „sie“ bezieht Winter auch seine Tochter Sarah ein, die seit vielen Jahren Partnerin Schmidts im Kanuzweier ist und mit ihr schon zahlreiche Titel und Medaillen an die Donau geholt hat. So unzertrennlich das Duo in seinem Sport normalerweise ist, bei den Junioren-Europameisterschaften war Schmidt auf sich alleine gestellt. Denn Sarah Winter hat die EM-Qualifikation knapp verpasst, sie durfte nicht mit nach Frankreich reisen. Beim entscheidenden Qualifikationsrennen, das am 30. April in Duisburg ausgetragen wurde, kam Carola Schmidt auf Rang vier in der Juniorenklasse. Aufgrund ihrer Leistung in Kombination mit ihrem Alter löste die Gymnasiastin ihr Frankreich-Ticket. Für Sarah Winter, die nur wenig älter ist, reichte es jedoch nicht. „Ja, ich war schon ein wenig enttäuscht, obwohl ich mir vorher nichts ausgerechnet hatte“, sagt sie. Dann allerdings beginnt sie zu strahlen und fügt hinzu: „Aber ich freue mich total für die Carola.“

Die Neuburger EM-Hoffnung hat einige arbeitsintensive Wochen hinter sich gebracht, um beim Start in Mantes-La-Jolie topfit zu sein. Zunächst ging es für die 17-Jährige, die bereits Mitglied des Deutschen Nachwuchskaders ist, auf Vorbereitungskurse und Trainingslager in Duisburg, von wo aus sie direkt nach Frankreich weiterreiste. „Mit der Schule war das etwas schwierig, weil wir zu diesem Zeitpunkt gerade Klausuren hatten. Aber die kann ich nachschreiben“, sagt sie. Und auch der sonstige Tagesablauf änderte sich, als das Training intensiver wurde. Sieben bis neun Einheiten pro Woche standen auf ihrem Vorbereitungsplan, das sind zwischen sieben und knapp 14 Stunden Krafttraining und Einheiten auf dem Wasser – netto. Wer so viel trainiert, der muss sich auch dementsprechend ernähren. „Drei normale Mahlzeiten am Tag reichten da nicht mehr“, sagt Schmidt. Viele Kohlenhydrate und eiweißhaltige Speisen standen deshalb auf der Karte, „normale“ Mahlzeiten fielen deshalb aber nicht weg. Auch wenn sich Schmidt am Ende mehr erhofft hätte: Gelohnt hat es sich allemal.