Eichstätt
Das Fenster zur Außenwelt

Die Bewohner des Heilig-Geist-Spitals Eichstätt kommunizieren über Tablets mit ihren Angehörigen

06.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:31 Uhr
Über ein Tablet können die Senioren des Heilig-Geist-Spitals Eichstätt via Skype mit ihren Angehörigen Kontakt aufnehmen. Das Angebot soll auch nach der Coronakrise weiterbestehen. −Foto: Gehring

Eichstätt - Demenzkranke Senioren, die mit modernster Technik kommunizieren - was sich auf den ersten Blick recht unglaubwürdig anhört, ist momentan im Heilig-Geist-Spital in Eichstätt an der Tagesordnung.

 

Bedingt durch die Coronakrise musste sich die Einrichtung neue Kommunikationsmöglichkeiten einfallen lassen; und fand für sich die perfekte Lösung.

Gerade alte Menschen sind durch die aktuellen Beschränkungen besonders von Vereinsamung bedroht, schließlich sollen sie möglichst wenig Kontakt zu Angehörigen haben. Auch im Heilig-Geist-Spital dürfen die Angehörigen die Bewohner des Seniorenheims nicht mehr besuchen. Trotzdem stehen sie mit ihren Bekannten und Familienangehörigen in ständigem Kontakt, sehen sich und zeigen sich gegenseitig ihre Welt. Wie das funktioniert? Mit moderner Technik. Vier Tablets sind in dem Seniorenheim im Einsatz, über Skype gelingt den Bewohnern der Kontakt zu Außenwelt. "Wir haben über diese Form der Kommunikation schon lange nachgedacht und jetzt ist der Moment gekommen, die Idee in die Tat umzusetzen", sagt Einrichtungsleiter Sebastian Gabler.

Wie gut die Neuerung funktioniert, begeistert ihn seitdem täglich. Schließlich sei es nicht selbstverständlich gewesen, dass das Angebot so gut angenommen wird. "Gerade technische Neuerungen können Demenzkranken Angst machen. " Doch das exakte Gegenteil sei eingetreten. Die Betreuungsassistenten hätten den Bewohnern des Spitals diesen "sprechenden Kasten" erklärt und seitdem "hängen die Senioren oft stundenlang an der Strippe". Einige Bewohner seien durch den Kontakt regelrecht aufgeblüht. "Sie fahren mit dem Rollstuhl und dem Tablet durch die Einrichtung, zeigen ihren Angehörigen den Garten, das Essen oder den aktuellen Spielstand von Mensch-ärgere-dich-nicht. " Seit Mitte der Woche können die Angehörigen sich für die Skype-Gespräche anmelden. Die Betreuungsassistenten koordinieren dann die Nutzung der Tablets. Für jede der vier Wohneinheiten steht ein Gerät zur Verfügung, insgesamt 108 Menschen wohnen aktuell in dem Spital. "Es gibt Bewohner, die sich seitdem alles von der Seele reden", freut sich Gabler über den großen Erfolg der Aktion. Die Kommunikation läuft derart reibungslos, dass bereits jetzt entschieden wurde, die Tablets auch nach der Krise dauerhaft im Einsatz zu behalten, damit die Senioren beispielsweise zu weit entfernten Verwandten Kontakt halten können.

Apropos Krise, wie hat die Krise den Alltag in der Einrichtung verändert? Zwar habe es Umstrukturierungen gegeben, das befürchtete Chaos sei aber vollständig ausgeblieben. Nun gebe es ein anderes Schichtsystem, das gewährleistet, dass der Betrieb in jedem Fall aufrechterhalten werden kann, selbst wenn in einer Schicht ein Mitarbeiter infiziert werden sollte. Atemschutzmasken, Desinfektionsmittel und andere Schutzartikel sind vorrätig. "Wir könnten ohne Probleme vier Wochen im Haus überleben, selbst wenn wir unter Quarantäne gestellt werden. "

Auch bei der Essensanlieferung gibt es im Spital eine Neuerung. Während früher die externen Mitarbeiter das Essen direkt in die Einrichtung geliefert haben, stellen sie es nun vor der Tür ab und die Mitarbeiter des Seniorenwohnheims bringen es dann nach drinnen. "Wir haben uns auf alle Fälle eingestellt und können den Betrieb garantiert aufrechterhalten", versichert Gabler und lobt im gleichen Atemzug die große Motivation seiner Mitarbeiter. "Jeder hier hat sich bereitwillig auf die neue Situation eingelassen. " In eigens abgehaltenen Hygienesitzungen habe man über neue Schichten, spezielle Vorsichtsmaßnahmen (kein Kontakt zu Risikofällen) und Notfallprogramme gesprochen. "Alle ziehen hier an einem Strang. "

Auch für den Fall, dass ein Bewohner sich ansteckt, liegt bereit ein Notfallplan vor. "Derjenige würde dann in seinem Zimmer isoliert werden, eine Schwester mit Schutzkleidung käme alleine, um die Verpflegung zu übernehmen. " Gabler hofft jetzt, dass die Einrichtung vom Coronavirus verschont bleibt. "Bisher haben wir keine Fälle, auch keine Verdachtsfälle. Jetzt muss das nur noch so bleiben. "

EK

Anna Hecker