Neuburg
Das erste Training entfacht das Feuer

Petra Brey spielt seit fünf Jahren Kanupolo beim DRC Neuburg und wurde jetzt zur bayerischen Jugendspielerin des Jahres gewählt

29.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:26 Uhr
Konzentriert bei der Sache: Petra Brey vom DRC Neuburg wurde zu Bayerns Jugend-Kaunpolospielerin des Jahres gewählt. −Foto: DRCN, bas

Neuburg (DK) Petra Brey macht einen zurückhaltenden Eindruck.

Im Gespräch ist sie freundlich und höflich, bei Fragen zu ihrer Person ein wenig schüchtern - was beides nicht wirklich zu ihrer liebsten Sportart passt. Beim Kanupolo geht es nämlich eher rau zur Sache. Boote krachen da schon mal ineinander, die Spieler bekommen Paddelschläge der Gegner ab oder den Ball gegen den Helm gedonnert. Wie Rugby auf dem Wasser, nichts für Zartbesaitete. Mit all dem kommt Petra Brey zurecht - mehr noch, sie liebt den Sport. Denn seit fünf Jahren ist sie Mitglied beim Donau-Ruder-Club Neuburg (DRCN) und spielt für dessen Frauenteam in der 2. Bundesliga. Für ihr Engagement hat die 19-jährige Neuburgerin kürzlich die Auszeichnung Jugendspielerin des Jahres des Bayerischen Kanuverbandes (BKV) erhalten. Eine Ehre, die sie sehr freut, aber auch etwas verlegen macht.

Es passt irgendwie, dass just zum 100-jährigen Bestehen des Donau-Ruder-Clubs Neuburg ein Vereinsmitglied eine derartige Auszeichnung erhält. Seit einigen Jahren erlebt dessen Kanupolo-Abteilung eine Renaissance, die erste Mannschaft der Männer tritt in dieser Saison sogar in der 1. Bundesliga an. Und dort will auch das Frauenteam hin. "Ich denke schon, dass der Aufstieg heuer unser Ziel sein sollte", sagt Petra Brey.

Den Sport in nur einem Satz zu beschreiben, fällt der Abiturientin schwer. "Im ersten Training war es einfach schon um mich geschehen", sagt sie grinsend. Derweil gelangte sie nur durch Zufall zum Kanupolo. Es war ein Paddelkurs, wie ihn der DRCN jährlich zur Mitgliedergewinnung veranstaltet, der 2014 alles ins Rollen gebracht hat. "Ich habe mich mit Sarah und Lena Rößner angefreundet, die auch neu waren. Aber die wussten schon vom Kanupolo beim DRCN. Die haben gemeint, dass wir das unbedingt ausprobieren müssen", erzählt Brey. Kurz nach bestandenem Grundlagenkurs ging es dann im August zum ersten Training für die Neuburgerin - mitten im August bei strömendem Regen und zwölf Grad Lufttemperatur. "Es war toll. Ich hab mit dem Trainer Passübungen gemacht und zugeschaut, was die anderen in ihren Booten alles machen - und bin gleich im ersten Training aus dem Boot gefallen", erinnert sie sich und muss schmunzeln. Erst trat sie zusammen mit den anderen jugendlichen Mitgliedern der Abteilung in gemischten Teams an, seit Petra Brey 16 Jahre alt ist, spielt sie in der Frauenmannschaft des DRCN. Dort entwickelte sie sich, wie der BKV in einer Pressemitteilung anlässlich Breys Auszeichnung schreibt, zum starken Rückhalt ihres Teams. Sie habe sich mit großem Einsatz und dem nötigen Talent zu einer Stütze der Mannschaft entwickelt und strahle als Torfrau die nötige Ruhe für die Defensive aus. "Ich mag diese Position. Da kann ich von hinten heraus sehr viel koordinieren", sagt die 19-Jährige.

 

 


Dass sie es mit dem Hobby ernst meint, haben Freunde und Familie erkannt und unterstützen es: Zum 18. Geburtstag hat die Neuburgerin von ihren Eltern ein eigenes Boot geschenkt bekommen. "Das war megacool. Vorher habe ich immer eins vom Verein genommen. Aber sein eigenes zu haben ist einfach super. " Geschlechtervorurteile waren nie ein Thema. Im Familien- und Freundeskreis sei nie eine Debatte aufgekommen, ob ein derart physischer - und nicht ganz ungefährlicher - Sport etwas für eine junge Frau sei oder nicht.

Als wichtige Grundlage für den Teamerfolg nennt Petra Brey Kommunikation. "Deswegen läuft es bei uns auch so rund. Wir reden viel miteinander und verstehen uns deswegen sehr gut. " Die Spielerinnen der Frauenmannschaft seien auch abseits der Trainings und der Wettkämpfe oft miteinander unterwegs, das gegenseitige Verständnis sei deswegen hervorragend.

Doch allein durch das gemeinsame Hobby sieht man sich oft: Im Sommer stehen drei Einheiten auf dem Wasser - eine auf der Donau, zwei auf dem Marschall-Weiher - auf dem Programm. Zusätzlich holen sich die Frauen Kraft und nötige Körperspannung für den anstrengenden Sport im Hantelraum. "Im Winter gehen wir meistens am Wochenende aufs Wasser und machen Ausdauertraining", erklärt Petra Brey. Seit sie im September eine Ausbildung in einem Ingolstädter Einzelhandelsunternehmen angefangen hat, wird die Zeit aber zusehends knapper. "Es ist ein bisschen schwieriger geworden, ja. " Dennoch, das Ziel steht für sie und ihre Kameradinnen fest: Die Frauen wollen es den DRC-Männern gleichtun und in die 1. Bundesliga einziehen. "Wir sind ja letztes Jahr bei den Deutschen Meisterschaften auf Rang vier gelandet. Mit Rang drei wären wir schon aufgestiegen", sagt Brey. Und da wird der Blick ernst. Von Petra Brey und ihren Mannschaftskameradinnen ist bestimmt noch einiges zu erwarten.

 

 

Sebastian Hofmann