Altmannstein
Das Ende der Maibaum-Posse

Maibaumdiebe aus Tettenwang und Hagenhill spenden 500 Euro an Altmannsteiner Kindergarten

15.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:14 Uhr
Eine Spende von 500 Euro überreichten die Maibaumdiebe Claudia Schiereis, Leiterin des Altmannsteiner Kindergartens St. Josef. −Foto: Missy

Altmannstein (DK) Den Erlös der Versteigerung des geklauten Irnsinger Maibaums haben die Burschen aus Tettenwang und Hagenhill dem Kindergarten St. Josef in Altmannstein gespendet. Die 500 Euro fließen direkt in die pädagogische Betreuung.

Normalerweise liegen neun Kilometer zwischen Irnsing und Tettenwang. Aber in den vergangenen zehn Tagen fühlten sich diese neun Kilometer irgendwie etwas angespannter an, als gewöhnlich. Aus einem Akt des Brauchtums wurden quasi-diplomatische Spannungen - doch am Ende gab es ein Happy End.

Was war passiert? 25 Burschen aus Tettenwang und Hagenhill, ein großer Freundeskreis, entwendeten in der Nacht zum 28. April den Maibaum der Irnsinger Dorfgemeinschaft. Eine subversive Aktion, gewiss, aber keine Straftat im eigentlichen Sinne. Gehört das Stehlen von Maibäumen vor deren feierlichem Aufstellen doch zu gepflegter bayerischer Tradition. Die daran anschließenden Abläufe sind eigentlich standardisiert. Eigentlich.

Simon Hecker, der Verhandlungsführer der Maibaumdiebe, trat mit Irnsing in Kontakt. "Unsere erste Forderung für den Maibaum lag bei 50 Litern Bier und einer Brotzeit." Doch in den ersten Telefonaten reagierten verschiedene Irnsinger Delegierte verärgert und tätigten laut Hecker widersprüchliche Aussagen. Der Tenor: Der Baum sei noch kein fertiger Maibaum. Sogar eine Anzeige stand kurzzeitig im Raum. Verhaftet wegen witzig?

Zu einem Zivilprozess kam es nicht, gleichwohl aber auch nicht zum üblichen Auslösen des Maibaums. "Wir wären grundsätzlich verhandlungsbereit gewesen und hätten beispielsweise auch nur Bier ohne die Brotzeit akzeptiert", versichert Hecker. "Aber sie haben gesagt, dass wir den Baum zusammenschneiden können."

Verhärtete Fronten, Abbruch der Verhandlungen - und dem Vernehmen nach schlechte Stimmung in Irnsing. "Hinterher hieß es, dass die Irnsinger ein gemeinsames Fest als Auslöse angedacht hatten", sagt Hecker. Wäre dieser Vorschlag sofort gekommen, hätten die Maibaumdiebe sich damit am Verhandlungstisch wohl überzeugen lassen. Es gebe Stimmen in Irnsing, die monieren, die Verhandlungen zu eilig abgebrochen zu haben. So war die Ansage laut Hecker klar: Irnsing will nicht auslösen.

Maibäume werden einzig mit dem Ziel gestohlen, sie dem Beklauten wieder zurückzuverkaufen. Aus ihrer Not, einen letztlich nutzlosen Holzstamm im Besitz zu haben, machten die Burschen aus Tettenwang eine Tugend. Der Maibaum wurde für einen guten Zweck versteigert. "Lukas Stuber hat den Baum für 150 Euro ersteigert", sagte Hecker. "170 Euro an Spenden kamen noch von der Dorfgemeinschaft und 180 Euro von der Landjugend Tettenwang."

Die Summe von 500 Euro spendeten die Maibaumdiebe an den Kindergarten St. Josef in Altmannstein, zur Freude von Kindergartenleiterin Claudia Schiereis. "Wir haben auf einen Beamer und eine Dokumentenkamera, mit der beispielsweise Bücher an die Wand projiziert werden können, gespart. Mit diesen 500 Euro haben wir das Geld beisammen."

So findet eine skurrile Geschichte ein löbliches Ende. Es ist im Übrigen schon das zweite Mal, dass die Burschen aus Tettenwang und Hagenhill einen Maibaum versteigerten und den Erlös an den Kindergarten spendeten. Die Maibaumdiebe sind also echte Experten. "Der Rekord liegt bei drei gestohlenen Maibäumen in einer Saison", sagt Hecker. Man gehe allen Maibaum-Hinweisen nach. Einen Plan muss man vor allem haben.

"Du brauchst eine Truppe mit vielen disziplinierten Leuten, die sich gut kennen, sowie Grips und Kraft." Den Gegebenheiten müsse man sich anpassen, beim Erkunden des Geländes soll dringlichst behutsam und unauffällig zu Werke gegangen werden. Zugeschlagen wird dann im Schutz der Dunkelheit, wie bei der Aktion in Irnsing.

Entscheidend ist, das Ganze ernst zu nehmen, schließlich muss die Beute auch rund um die Uhr bewacht werden. Genau wie der eigene Landjugend-Maibaum. Angst davor, künftig Opfer eines Racheaktes der zahlreichen Opfer zu werden - auch in Laimerstadt erbeuteten die 25 Burschen einen Baum - haben die Maibaumdiebe nicht. Schließlich denken sie auch langfristig. "Wir haben das Geld auch dem Kindergarten gespendet, weil wir da vielleicht selbst bald Nachwuchs haben", sagt Hecker. Ein Investment in die Zukunft gewissermaßen. Einen Plan muss man eben haben.

Christian Missy