Das Ende der Durststrecke

Im Raum Neuburg-Schrobenhausen machen die ersten Biergärten wieder auf - Kreis Eichstätt folgt an diesem Mittwoch

11.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:34 Uhr
  −Foto: Richter

Eichstätt/Neuburg - Im Raum Neuburg und Schrobenhausen war es am Dienstag bereits soweit, der Kreis Eichstätt soll an diesem Mittwoch folgen: Nach einer langen Durststrecke dürfen Biergärten, Restaurant-Terrassen und Straßencafés wieder öffnen.

 

Die Wirte nutzen die wiedergewonnene Freiheit aber nur vereinzelt, auch weil es noch viele Unwägbarkeiten gibt. Die Auflagen sind hoch, unter anderem sind teilweise Negativtests vorgeschrieben. Trotzdem ist die Freude, die lange Wartezeit nach einem halben Jahr zu beenden, allgemein groß.

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Wie die Wirte halten sich auch die Gäste vorerst noch zurück. Im Rosinger Hof neben dem Haus im Moos in Kleinhohenried sitzt am Dienstag das Ehepaar Karoline und Thomas Lederer aus Karlshuld mittags im Biergarten und genießt, was vor der Corona-Pandemie ganz selbstverständlich war: ein Bier oder einen Kaffee im Freien, dazu eine Brotzeit. Tochter Elisa (3) ist auch mitgekommen, am Tisch sitzt noch Ludwig Leger mit seinem Sohn Jakob (6). "Wir sind froh, dass man wieder raus kann", sagen sie. Mit ihrem Kommen zeigen sie Solidarität mit Wirt Karlheinz Vief. "Die Leute sind noch verunsichert, weil sie nicht wissen, wer einen Test machen muss und wer nicht. Aber wir freuen uns, dass es wieder losgeht", sagt er. Sein Sohn Christoph sieht das ähnlich: "Daheim ist einem schier die Decke auf den Kopf gefallen", erzählt der Jungwirt und stößt mit den Gästen an.

 

Viele andere warten derweil noch ab. Ein paar Kilometer weiter, im Landgasthof Haas in Karlskron, bleiben die Türen auch diese Woche geschlossen. "Wir entscheiden von Woche zu Woche, uns ist die Gefahr zu groß, dass in den nächsten Tagen das Wetter schlecht wird und keiner kommt", sagt Inhaberin Manuela Haas. Mit anderen Worten: Auch an Vatertag bleibt zu. Der Mitnehmservice - auf Neudeutsch heißt das jetzt "To Go" - sei jedoch sehr gut angenommen worden und bleibe weiter im Angebot des bekannten Gasthofs. "Wir leben normalerweise von den Veranstaltungen, aber bis Juni ist alles storniert", berichtet Manuela Haas. "Trotzdem bleiben wir zuversichtlich, es ist gut, dass es jetzt wieder losgeht. "

Im Kreis Eichstätt dürfen Gäste ab diesem Mittwoch wieder im Außenbereich bewirtet werden. "Wir hoffen alle, dass es bald wieder normal läuft und dieser Wahnsinn aufhört", sagt Robert Sammiller als Eichstätter Kreisvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Am Dienstag nutzte der Wirt der "Krone" in Kinding die Zeit, um zusammen mit seiner Frau Kathleen die hölzernen Biertische abzuschleifen und neu zu streichen. Wie geht es weiter? Was kommt auf die Wirte zu? "Das Telefon geht den ganzen Tag, ich werde von allen möglichen Kollegen angerufen und gefragt. "

 

Sammiller rät zur Geduld: "Ich sage immer, sie sollen noch zwei, drei Wochen durchhalten, dann spielt sich das schon ein. " Vorwärts schauen und positiv denken, lautet die Devise. Auch wenn vielen Gastronomen der Spaß vergangen ist. "Ich weiß von zwei Wirten in Eichstätt, die hinschmeißen, sie schaffen es nicht mehr. Und zwei, drei andere hören aus Altersgründen auf. " Oft würden sich keine Nachfolger finden. "Die Jungen tun sich das doch nicht an", hört Sammiller immer wieder. Er fragt sich, wie das mit den teilweise vorgeschriebenen Negativtests für die Gäste funktionieren soll. "In der Stadt ist das vielleicht einfacher, aber hier auf dem Land fehlen oft die Möglichkeiten. " Er hat seit 1. November geschlossen, 40 Zimmer des Hotels standen weitgehend leer. Zum Glück gab es die Staatshilfen, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung.

Die Wirte treibe auch die Sorge um, ob das Personal mitmache. "Jetzt, wo sich alles langsam wieder einpendelt und die Leute raus und in Urlaub wollen, sollen die Bedienungen schuften. " Der Dehoga-Kreisvorsitzende bleibt aber zuversichtlich, dass "die nächsten drei Monate gut laufen, damit wir uns ein Polster für den Winter verschaffen können".

Möglich ist die Öffnung der Außengastronomie nur, wenn die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100000 Einwohner innerhalb einer Woche in einer Stadt oder einem Landkreis fünf Tage lange unter 100 bleibt. Danach sind laut Gesundheitsministerium zwei Tage zur Umsetzung vorgesehen, am achten Tag können die Wirte ihre Außenbereiche öffnen, wenn die Kommune das zulässt. Ingolstadt liegt zwar inzwischen unter dem Grenzwert, aber noch nicht lange genug. Hier müssen die Gäste noch bis mindestens Montag warten. Im Landkreis Pfaffenhofen dauert es sogar weitaus länger, hier lag der Inzidenzwert zuletzt noch immer bei 102,2.

Wenn gastronomische Betriebe öffnen wollen, müssen sie strenge Regeln einhalten. Sie brauchen ein Hygiene-Konzepte, außerdem ist die Zahl der Gäste begrenzt. Um die Einhaltung der Abstände zwischen den Gästen zu ermöglichen, soll es unter anderem auch separate Ein- und Ausgänge geben.

DK

Horst Richter